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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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herum.
    Die Frau schaute zu Robert Harper, der zu überlegen schien. Er musterte die Reporter und gelangte offenbar zu dem Schluss, dass in dieser Situation eine schlechte Publicity schlimmer war als gar keine Publicity. Er nickte.
    Dance lächelte ihren Kindern zu, steckte die Handschellen ein und brachte die beiden zum Auto. »Es kommt alles wieder in Ordnung. Keine Sorge. Das ist bloß ein großes Missverständnis.« Sie schloss die Tür und verriegelte sie mit dem Signalgeber. Dann eilte sie an der Sozialarbeiterin vorbei, die mit aalglattem, trotzigem Blick zurückstarrte, und hielt auf ihre Mutter zu, die soeben auf die Rückbank eines der Streifenwagen gesetzt wurde.
    »Liebling!«, rief Edie Dance.
    »Mom, was...?«
    »Sie dürfen nicht mit der Gefangenen reden«, sagte Harper.
    Dance fuhr herum und sah ihn an. Harper war genauso groß wie sie. »Spielen Sie gefälligst keine Spielchen mit mir. Was hat das alles zu bedeuten?«
    Er blieb ruhig. »Sie wird ins Untersuchungsgefängnis gebracht, erkennungsdiensdich behandelt und dem Haftrichter vorgeführt. Man hat sie bei der Festnahme ordnungsgemäß über ihre Rechte belehrt. Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen irgendwelche Auskünfte zu erteilen.«
    Die Kameras zeichneten auch weiterhin jede Sekunde des Dramas auf.
    »Die behaupten, ich hätte Juan Miliar getötet!«, rief Edie Dance.
    »Bitte seien Sie still, Mrs. Dance.«
    »Diese >Beurteilung der Fallzahlen<, das war alles nur ein großer Haufen Scheiße, nicht wahr?«, fuhr Kathryn den Staatsanwalt an.
    Harper ignorierte sie mühelos.
    Dances Mobiltelefon klingelte. Sie trat ein Stück beiseite und nahm den Anruf entgegen. »Dad.«
    »Katie, ich bin gerade nach Hause gekommen und habe die Polizei hier vorgefunden. Die Staatspolizei. Sie durchsuchen alles. Mrs. Kensington von nebenan sagt, dass sie schon mehrere Kartons mit Sachen eingepackt haben.«
    »Dad, Mom wurde verhaftet...«
    »Wie bitte?«
    »Wegen der Sterbehilfe. Juan Miliar.« »Oh, Katie.«
    »Ich bringe die Kinder zu Martine, und dann treffe ich mich mit dir in Salinas beim Gericht. Mom wird erkennungsdienstlich behandelt, und dann gibt es eine Kautionsanhörung.«
    »Sicher. Ich... ich weiß gar nicht, was ich machen soll, Liebling.« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Es traf sie sehr, ihren sonst so unerschütterlichen und souveränen Vater dermaßen hilflos zu erleben.
    »Wir kriegen das hin«, sagte sie und bemühte sich, möglichst zuversichtlich zu klingen, während sie in Wahrheit genauso verunsichert und verwirrt war wie er. »Ich rufe dich wieder an, Dad.« Sie trennten die Verbindung.
    »Mom«, rief sie durch das Wagenfenster, hinter dem sie das ernste Gesicht ihrer Mutter sah. »Es wird alles gut. Wir sehen uns im Gericht.«
    »Agent Dance«, mahnte der Ankläger. »Ich möchte Sie nicht noch mal daran erinnern müssen, dass Sie nicht mit der Gefangenen reden dürfen.«
    Sie ignorierte Harper. »Und sprich mit niemandem«, warnte sie ihre Mutter.
    »Ich hoffe, wir werden hier kein Sicherheitsproblem bekommen«, stellte der Staatsanwalt formell fest.
    Dance starrte ihn an und forderte ihn stumm heraus, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Dann musterte sie die uniformierten Staatspolizisten. Einer der Männer hatte schon mal mit ihr zusammengearbeitet. Er wich ihrem Blick aus. Harper hatte hier das Sagen, und alle mussten sich ihm fügen.
    Sie machte kehrt und steuerte ihren Wagen an, bog dann aber noch mal zu der Sozialarbeiterin ab.
    Dicht vor ihr blieb sie stehen. »Wes und Maggie haben Mobiltelefone. Meine Nummer liegt auf Kurzwahltaste zwei, direkt nach dem Notruf der Polizei. Und ich garantiere Ihnen, dass die beiden Ihnen gesagt haben, dass ich CBI-Beamtin bin. Warum, zum Teufel, haben Sie mich nicht angerufen?«
    Die Frau wich verblüfft einen Schritt zurück. »In dem Ton lasse ich nicht mit mir reden.«
    »Warum, zum Teufel, haben Sie nicht angerufen?«
    »Ich habe die Vorschriften befolgt.«
    »Die Vorschriften besagen, dass das Kindeswohl an erster Stelle steht. Bei Ereignissen wie diesem ist ein Elternteil oder Vormund zu verständigen.«
    »Tja, ich habe getan, was man mir gesagt hat.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Beruf?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Nun, dann werde ich es Ihnen sagen, Miss: Entweder noch nicht lange genug oder schon viel zu lange.« »Was erlauben...?«
    Doch Dance ließ sie einfach stehen, stieg in ihren Wagen und betätigte den Anlasser; es gab ein mahlendes Geräusch. Sie hatte

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