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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kritisch über Travis geäußert hatten. Zu diesem Zweck hatte er nach Verbindungen zwischen ihren Pseudonymen und Informationen aus den Internet-Communitys sowie anderen Quellen gesucht. Er hatte sogar die Grammatik, Wortwahl und Schreibweise der anonymen Report-Beiträge mit denen in anderen Foren und Kommentaren in Highschool-Jahrbüchern verglichen. Und er hatte seine Studenten um Unterstützung gebeten. Am Ende war es ihnen gelungen, die Namen von einem Dutzend Leuten aus der näheren Umgebung zu ermitteln, deren Äußerungen über Travis am schärfsten ausgefallen waren.
    Bei dem Anruf eine Weile zuvor hatte er Dance die Namen durchgegeben. Sie hatte daraufhin sofort veranlasst, dass TJ, Rey Carraneo und der kräftige AI Stemple die Leute anriefen und vor der Gefahr warnten, die ihnen möglicherweise drohte. Eine der Personen, BellaKelley, das Pseudonym für Kelley Morgan, ließ sich nicht auftreiben. Ihre Mutter sagte, sie habe sich mit Freunden treffen wollen, sei aber nicht erschienen.
    Stemple war mit einem Einsatzkommando zu ihrem Haus gefahren.
    Dance musterte ihn nun, wie er auf der Vordertreppe saß. Der hünenhafte, etwa vierzigjährige Mann mit dem kahl geschorenen Kopf kam von allen CBI-Agenten einem Cowboy am nächsten. Er war ein Waffenexperte, hatte eine Vorliebe für taktische Zugriffe und war außergewöhnlich wortkarg, es sei denn, die Unterhaltung drehte sich ums Angeln oder Jagen (folglich hatten er und Dance noch nicht allzu häufig miteinander geplaudert). Nun lehnte er am Geländer der vorderen Veranda und atmete in eine Sauerstoffmaske, die mit einer grünen Gasflasche verbunden war.
    Der Sanitäter wies auf Stemple. »Er kommt wieder in Ordnung. Hat seine gute Tat für dieses Jahr getan. Travis hatte sie an ein Wasserrohr gekettet. Al hat es mit bloßen Händen aus der Wand gerissen. Leider hat er zehn Minuten dafür gebraucht und eine Menge Dämpfe eingeatmet.«
    »Geht es dir gut, Al?«, rief Dance.
    Stemple sagte etwas durch die Maske. Er wirkte im Wesentlichen gelangweilt. Dance las aus seinem Blick außerdem Verärgerung ab - wahrscheinlich darüber, dass er keine Gelegenheit gehabt hatte, den Täter zu erschießen.
    »Da ist noch etwas«, sagte der Sanitäter zu Dance und O'Neil. »Kelley war kurz bei Bewusstsein, als wir sie rausgeholt haben. Sie hat mir erzählt, dass Travis eine Pistole hat.«
    »Eine Pistole? Er ist bewaffnet?« Dance und O'Neil sahen sich besorgt an.
    »Zumindest hat sie das gesagt. Es blieb auch das Einzige. Danach wurde sie ohnmächtig.«
    O nein. Ein labiler Jugendlicher mit einer Schusswaffe. Nach Dances Ansicht gab es nichts Schlimmeres.
    O'Neil gab die neue Information über Funk an das MCSO durch. Von dort aus würde man alle an der Fahndung nach Travis beteiligten Einsatzkräfte von der Schusswaffe in Kenntnis setzen.
    »Was war das für ein Gas?«, fragte Dance den Sanitäter, während sie zu einem anderen Krankenwagen gingen.
    »Wir sind uns nicht sicher, aber es war definitiv toxisch.«
    Die Spurensicherung untersuchte sorgfältig den Tatort, während ein anderes Team sich in der Nachbarschaft nach Zeugen umhörte. Die Leute waren alle besorgt, alle hatten Mitleid. Aber sie waren auch alle verängstigt; niemand wollte etwas gesehen haben.
    Vielleicht aber gab es auch einfach keine Zeugen. Fahrradspuren in dem Canyon hinter dem Haus deuteten darauf hin, dass der Junge sich unbemerkt angeschlichen haben könnte, um Kelley Morgan zu überfallen.
    Ein Kriminaltechniker trug in einer durchsichtigen Beweismitteltüte eine schaurige Maske an ihnen vorbei.
    »Was, zum Teufel, ist das denn?«, fragte O'Neil.
    »Das Ding hing an einem Baum vor ihrem Zimmerfenster und starrte hinein.«
    Die Maske war aus Pappmaschee selbst gefertigt und weißgrau bemalt worden. Knochige Spitzen ragten wie Hörner aus dem Schädel. Die Augen waren riesig und schwarz, die schmalen Lippen zugenäht und blutig.
    »Um das arme Mädchen zu erschrecken. Stell dir vor, du schaust aus dem Fenster und siehst das da.« Dance erschauderte tatsächlich.
    O'Neil erhielt einen Anruf. Dance nutzte die Gelegenheit, um Boling anzurufen. »Jon.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte der Professor gespannt.
    »Sie ist nicht bei Bewusstsein. Wir wissen noch nicht, ob sie bleibende Schäden erlitten hat. Aber immerhin konnten wir ihr Leben retten... Sie haben ihr Leben gerettet. Vielen Dank.«
    »Rey hat auch geholfen. Und meine Studenten.«
    »Dennoch, ich meine es ernst. Wir können Ihnen gar nicht

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