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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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natürlich. Hören Sie, es tut mir aufrichtig leid. Ich habe es doch nicht böse gemeint.« Er eilte davon.
    Als Dance die Straße überquerte, um sich O'Neil und dem Team im Wald anzuschließen, beobachtete sie, wie der mitleiderregende Geschäftsmann in seinen verbeulten Wagen stieg.
    Diese Geschichten standen in dem Blog. Also müssen sie doch wahr sein, oder etwa nicht?
     
    Sie wollte sterben.
    Kelley Morgan flehte stumm, ihre Gebete mögen erhört werden. Die Dämpfe raubten ihr den Atem. Die Sicht verschwamm. Ihre Lunge stach, Augen und Nase waren entzündet.
    Dieser Schmerz...
    Aber noch entsetzlicher als das war der Gedanke daran, was mit ihr geschah, welch furchtbare Dinge die Chemikalien ihrer Haut und ihrem Gesicht antaten.
    Sie war benommen und konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass Travis sie die Treppe hinuntergezerrt hatte. Erst hier war sie wieder zu Bewusstsein gekommen, im dunklen Weinkeller ihres Vaters, gefesselt an ein Rohr. Ihr Mund war zugeklebt, und ihr Hals tat weh, weil er ihr die Luft abgeschnürt hatte.
    Und sie musste heftig würgen, weil er irgendeine Chemikalie auf dem Boden ausgeschüttet hatte, die ihr nun in Augen, Nase und Kehle brannte.
    Würgen, würgen...
    Kelley versuchte zu schreien. Es hatte keinen Zweck, mit dem Klebeband über dem Mund. Außerdem war ohnehin niemand da, der es hätte hören können. Ihre Familie würde erst sehr viel später nach Hause kommen.
    Dieser Schmerz...
    Wütend versuchte sie, das Kupferrohr von der Wand loszutreten. Aber das Metall gab nicht nach. Bring mich um!
    Kelley begriff, was Travis Brigham machte. Er hätte sie erdrosseln können - einfach ein paar Minuten länger zudrücken. Oder sie erschießen. Aber das war ihm nicht gut genug. Nein, der Luser und Perv rächte sich, indem er ihr Aussehen zerstörte.
    Die Dämpfe würden ihre Wimpern und Augenbrauen zerfressen, ihre zarte Haut ruinieren und wahrscheinlich sogar dazu führen, dass ihr die Haare ausfielen. Er wollte nicht, dass sie starb; nein, er wollte sie in ein Ungeheuer verwandeln.
    Dieser bescheuerte Freak mit der Pizzafresse, dieser Luser, dieser Perv... Er wollte sie in das verwandeln, was er selbst war.
    Bring mich um, Travis. Warum bringst du mich nicht einfach um?
    Sie dachte an die Maske. Er hatte sie mitgebracht, um ihr zu zeigen, wie sie aussehen würde, wenn die Chemikalien mit ihr fertig waren.
    Ihr Kopf und ihre Arme sanken herab. Sie lehnte sich an die Wand.
    Ich will sterben.
    Sie fing an, tief durch die brennende Nase einzuatmen. Alles verblasste. Der Schmerz ließ nach, ihre Gedanken, das Würgen, das Stechen in den Augen, ihre Tränen.
    Sie glitt davon. Alles wurde dunkel.
    Tiefer, atme tiefer.
    Atme das Gift ein.
    Und ja, es funktionierte!
    Danke.
    Der Schmerz wurde erträglicher, die Panik auch.
    Ein warmes Gefühl der Erleichterung trat an die Stelle des schwindenden Bewusstseins, und ihr letzter Gedanke war, dass sie endlich nicht mehr ihren Ängsten ausgeliefert sein würde. Dann wurde alles schwarz.
     
    Dance stand neben dem Kreuz und starrte auf die Blumen hinab, als das Trillern ihres Telefons sie zusammenzucken ließ - sie hatte die Trickfilmmelodie zugunsten des normalen Klingeltons abgestellt. Ein Blick auf das Display. »TJ.«
    »Boss. Noch ein Kreuz? Ich hab's gerade gehört.«
    »Ja, mit dem Datum von heute.«
    »O Mann. Heute?«
    »Ja. Was hast du herausgefunden?«
    »Ich bin bei Bagel Express. Es ist komisch, aber niemand hier scheint irgendwas Näheres über Travis zu wissen. Die Leute sagen, er sei zwar regelmäßig zur Arbeit erschienen, aber weitgehend für sich geblieben. Hat mit niemandem geplaudert, hat auch sonst kaum geredet, ist nach Feierabend einfach gegangen. Mit einem der Kids hier hat er sich hin und wieder über Online-Spiele unterhalten. Aber das ist auch schon alles. Und niemand kann sich vorstellen, wohin er geflohen sein könnte. Ach, und sein Chef hat gesagt, er habe Travis sowieso feuern wollen. Seit diesen Postings im Blog erhält er Drohanrufe. Die Geschäfte gehen schlecht. Die Kunden trauen sich nicht herein.«
    »Gut, fahr zurück ins Büro. Ich möchte, dass du alle staatlichen Einrichtungen anrufst, von denen heute Vormittag Fahrzeuge in dieser Gegend unterwegs gewesen sein könnten. Wagentyp oder Kennzeichen unbekannt. Vermutlich dunkel, aber such nach allem Möglichen.« Sie erzählte ihm, was Pfister gesehen hatte. »Überprüfe die Parks, Caltrans, die Fischereibehörde, das Umweltamt und wer dir sonst noch

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