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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sie nicht zurückzahlen. Also habe ich...« Er seufzte.
    »Also haben Sie gelogen, um als Held dazustehen? Um Reklame für sich zu machen?« O'Neil verzog angewidert das Gesicht und schaute zu den Reportern, die knapp fünfzig Meter entfernt jenseits der Absperrung standen.
    Pfister wollte etwas einwenden. Dann ließ er die Hand sinken. »Ja. Es tut mir leid.«
    O'Neil machte sich einige Notizen. »Ich werde über diese Angelegenheit mit dem Staatsanwalt sprechen müssen.«
    »Oh, bitte... Es tut mir leid.«
    »Also haben Sie niemanden gesehen, aber Sie wussten, dass jemand soeben das Kreuz aufgestellt hatte, und Ihnen war klar, wer das gewesen sein musste.«
    »Ich hatte so eine Ahnung. Ich meine, ja, es war mir klar.«
    »Warum haben Sie stundenlang gewartet, bevor Sie die Polizei verständigt haben?«, fragte Dance barsch.
    »Ich... ich hatte Angst. Er könnte ja hier in der Nähe abgewartet haben.«
    »Und es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass all der Blödsinn über irgendwelche Ritualopfer uns auf eine falsche Fährte hätte locken können?«, fragte O'Neil leise und bedrohlich.
    »Ich dachte, Sie wüssten das alles sowieso schon. Diese Geschichten standen in dem Blog. Also müssen sie doch wahr sein, oder etwa nicht?«
    »Okay, Ken«, sagte Dance geduldig. »Lassen Sie uns noch mal von vorn anfangen.«
    »Sicher. Was immer Sie wollen.«
    »Hatten Sie wirklich diesen Termin?«
    »Jawohl, Ma'am.«
    Er befand sich dermaßen tief in der letzten Phase emotionaler Reaktionen auf eine Verhörsituation - Einsicht und Geständnis -, dass sie fast gelacht hätte. Er war nun der Inbegriff der Zusammenarbeit.
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Okay, ich war auf dem Rückweg und bin hier in die Nebenstraße eingebogen.« Er deutete auf den Boden zu seinen Füßen. »Zu dem Zeitpunkt war da noch kein Kreuz. Ich habe einige Telefonate geführt, dann den Wagen gewendet und bin zurück zu der Kreuzung gefahren. Ich habe den Verkehr durchgelassen und die Straße hinaufgeschaut. Und da war es.« Sein ausgestreckter Finger zeigte diesmal auf das Kreuz. »Eine Person habe ich nicht gesehen. Und das mit dem Kapuzenshirt hatte ich aus dem Blog. Ich kann nur sagen, dass ich an niemandem auf dem Seitenstreifen vorbeigefahren bin, also muss er aus dem Wald gekommen sein. Und ja, ich wusste, was das hieß. Das Kreuz, meine ich. Und es hat mich zu Tode erschreckt. Der Killer war gerade erst da gewesen, ganz in meiner Nähe!« Ein mürrisches Lachen. »Sie glauben gar nicht, wie schnell ich die Türen verriegelt habe... Ich bin noch nie im Leben tapfer gewesen. Nicht wie mein Vater. Der war Feuerwehrmann und hat sich freiwillig zum Militärdienst gemeldet.«
    Kathryn Dance erlebte das oft. Bei einem Verhör oder einer Befragung ist es vor allem wichtig, ein guter Zuhörer zu sein, unvoreingenommen und aufmerksam. Und da sie diese Fähigkeit täglich schulte, neigten Zeugen - und auch Verdächtige - dazu, sie als Therapeutin zu betrachten. Der arme Ken Pfister wollte eine Beichte loswerden.
    Doch er würde sich auf die Couch von jemand anders legen müssen. Es war nicht Kathryns Aufgabe, seine inneren Dämonen zu erforschen.
    O'Neil schaute zwischen die Bäume. Gemäß Pfisters ursprünglichen Angaben suchten die Beamten derzeit noch den Seitenstreifen ab. »Wir sollten uns lieber mal das Unterholz ansehen.« Ein finsterer Blick zu Pfister. »Wenigstens das könnte sich als hilfreich erweisen.« Er rief mehrere Deputys zu sich, und sie überquerten die Straße, um im Wald zu suchen.
    »Sie sagten, Sie hätten einen Wagen durchgelassen«, wandte Dance sich wieder an Pfister. »Könnte der Fahrer etwas gesehen haben?«
    »Keine Ahnung. Kann schon sein, falls Travis noch da war. Er hätte ihn besser erkennen können als ich.«
    »Haben Sie sich das Kennzeichen oder den Fahrzeugtyp gemerkt?«
    »Nein. Es war ein dunkler Lieferwagen oder Mini-Van. Aber ich weiß noch, dass er zu irgendeiner Behörde gehört hat.« »Einer Behörde?«
    »Ja, hinten stand irgendwas mit >State Park< drauf.« »Was genau?«
    »Das habe ich nicht erkannt. Ehrlich.«
    Es würde ihnen eventuell weiterhelfen. Sie würden sich mit allen offiziellen Stellen in Verbindung setzen, deren Fahrzeuge hier in der Gegend unterwegs gewesen sein könnten. »Gut.«
    Er schien regelrecht verzückt über das schwache Lob zu sein.
    »Okay, Sie können jetzt gehen, Ken. Aber vergessen Sie nicht, dass wir vielleicht Anzeige gegen Sie erstatten werden.«
    »Ja, alles klar,

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