Almuric
»erinnerst du dich etwa nicht mehr an Logar den Knochenbrecher, du haarloser Hund?«
Er begleitete diese Worte mit einem Fußtritt in meine Rippen, zugleich ertönte der empörte Schrei einer Frau. Dann hörte ich den Lärm eines kurzen Handgemenges, und Altha brach durch den Kreis der umstehenden Krieger und fiel neben mir auf die Knie.
»Du Scheusal!« schrie sie Logar mit flammenden Augen an. »Du trittst ihn, weil er sich nicht wehren kann – einen ehrlichen Kampf gegen ihn wagst du ja nicht, du feiger Wurm!«
»Wer hat diese Kothanerkatze losgelassen?« brüllte Logar. »Thal, hab’ ich dir nicht befohlen, sie von dem Kerl fernzuhalten?«
»Sie hat mich in die Hand gebissen«, grollte ein Krieger und trat vor, Blutstropfen von der haarigen Pratze schüttelnd. »Eine wütende Wildkatze ist leichter zu bändigen.«
»So – na gut, stellt den Hund auf die Füße«, befahl Logar. »Er wird den Rest des Weges laufen!«
»Aber sein Bein ist verletzt!« jammerte Altha. »Er kann nicht gehen!«
»Warum können wir ihm nicht hier den Garaus machen?« schlug einer der Krieger vor.
»Nein!« brüllte Logar. »Nein – das wäre zu gnädig für diesen Schakal! Dieser Dieb schlug mich von hinten mit einem Stein zu Boden und stahl meinen Dolch!« – Ich sah, dass er ihn jetzt wieder im Gürtel trug – »Ich will ihn in Thugra haben – er soll langsam sterben!«
Sie lockerten meine Fußfesseln und zerrten mich auf die Beine. Mein verwundeter Schenkel war so steif, dass ich kaum stehen konnte, geschweige denn gehen. Sie versuchten mich mit Stößen und Speerstichen anzutreiben; Altha schluchzte in hilflosem Zorn und fuhr Logar wütend an:
»Du Feigling! Du Lügner!« schrie sie. »Er hat dich mit bloßen Fäusten niedergeschlagen, nicht mit einem Stein, und in ehrlichem Kampf – alle Männer wissen es, nur deine elenden Sklaven wagen nicht, dir zu widersprechen …«
Logars Faust krachte an ihr Kinn, schleuderte sie wie eine gewichtlose Puppe zu Boden. Sie rührte sich nicht mehr, und von ihren Lippen rieselte Blut. Logar grunzte befriedigt, aber seine Krieger blieben stumm. Zwar kam milde körperliche Züchtigung von Frauen bei den Guras vor, aber solche Brutalität war jedem anständigen Krieger ein Gräuel. Und so sahen Logars Begleiter düster vor sich hin, obwohl keiner einen lauten Protest wagte.
Ich dagegen war einen langen Augenblick blind vor Wut; dann riss ich mich mit einer wilden Bewegung los und warf mich mit einem Schrei vorwärts.
Im nächsten Moment war ich unter einem Haufen sich balgender Leiber begraben. Die Thugraner droschen auf mich ein, um wenigstens auf diese Weise ihrer Empörung Luft zu machen – aber ich spürte nichts, ein roter Nebel der Wut tanzte vor meinen Augen, und ich brachte kein Wort heraus, brüllte nur wie ein wildes Tier, während ich an meinen Fesseln zerrte. Als ich endlich erschöpft aufgab, zogen mich zwei der Thugraner auf die Füße und schlugen mit den Schwertscheiden auf mich ein, um mich in Marsch zu setzen.
»Und wenn ihr mich totschlagt«, schrie ich sie an, als mir endlich die Stimme wieder gehorchte, »ich rühre mich keinen Schritt von der Stelle, wenn ihr euch nicht um das Mädchen kümmert!«
»Das Biest ist tot«, murrte Logar.
»Du lügst!« fauchte ich zurück. »Du elender Schwächling kannst ja nicht fest genug zuschlagen, um ein neugeborenes Kind umzubringen!«
Logar knurrte wütend, aber einer der beiden, die auf mich eingedroschen hatten, ging zu Altha hin, die sich wieder zu rühren begann.
»Lass sie liegen!« brüllte Logar.
»Geh zum Teufel!« zischte sein Krieger. »Ich habt nicht mehr für sie übrig als du, aber wenn dieser glatthäutige Dämon sich nur in Bewegung setzt, wenn wir das Mädchen mitnehmen, dann werd’ ich das tun – und wenn ich die Katze den ganzen Weg tragen muss. Er ist kein Mensch – bis zur Erschöpfung hab’ ich ihn geprügelt, und er ist besser beisammen als ich!«
Und so wurde Altha mitgenommen in die Stadt Thugra.
Wir waren mehrere Tage unterwegs, und der Stich in meinem Bein machte das Gehen zur Qual. Altha überredete die Krieger, sie die Wunde verbinden zu lassen – ohne das wäre ich wahrscheinlich gestorben. Ich war noch am ganzen Körper zerschunden und zerbissen von dem Kampf mit den Bestien der Geisterstadt und hatte durch die Speerwunde viel Blut verloren. Die Thugraner gaben mir nur gerade genug Wasser und Essen, um mich auf den Beinen zu halten. So war ich nach einem endlosen,
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