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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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durstigen, qualvollen Marsch fast froh, als über dem Grasmeer die Mauern von Thugra auftauchten, auch wenn in dieser Stadt mein Leben enden sollte.
    Altha war nicht weiter misshandelt worden, aber nachdem sie mich verbunden hatte, hielt man sie fern von mir, und wenn ich nachts aus dem Schlaf der Erschöpfung auffuhr, hörte ich sie schluchzen. Von all den nebelhaften Erinnerungen dieser wie im Fieber erlebten Wanderung ist dies die deutlichste – Althas hoffnungsloses Weinen in der Stille und Dunkelheit der Nacht.
    So kamen wir nach Thugra. Die Stadt war Koth sehr ähnlich – die gleichen Zyklopenmauern aus grünem Stein, fugenlos aufeinander getürmt, doch rau und ohne Verzierungen.
    Auch die Bewohner unterschieden sich kaum von den Kothanern – doch ihre Regierungsform war eine absolute Monarchie im Gegensatz zu dem fast demokratischen System von Koth. Logar war ein primitiver Despot, ein Tyrann, dessen Wille bedingungslos über alle herrschte. Er war grausam, gnadenlos, boshaft und arrogant. Das einzige, was für ihn sprach, war, dass er seine Herrschaft allein durch eigene Kraft und persönlichen Mut aufrechterhielt. Dreimal während meiner Gefangenschaft erlebte ich es, dass er einen rebellierenden Krieger im Zweikampf tötete. Er war wie ein gewaltiger Sturm, der alles zerstört, was sich ihm nicht beugt.
    Seine Eitelkeit und sein Stolz aber machten Logar zu einem Tier – in diesem Stolz auf seine gewaltigen Körperkräfte wurzelte die Gemeinheit seines Charakters, aber auch seine alles beherrschende Persönlichkeit. Und das war auch der Grund, warum er mich so sehr hasste, warum er seine Krieger belog, ich hätte ihn mit einem Stein niedergeschlagen, und warum er sich weigerte, mit mir zu kämpfen. Logar der Knochenbrecher hatte Angst. Nicht vor körperlichen Verletzungen, die ich ihm beibringen könnte – ich muss zugeben, dass er physisch vollkommen furchtlos war –, aber er fürchtete um sein Ansehen bei den Kriegern, sollte ich ihn nochmals besiegen und damit Lügen strafen.
    Wieder war ich in einem steinernen Verlies angekettet. Logar besuchte mich jeden Tag, um mich zu verhöhnen und psychisch auf jede Weise zu quälen, die ihm einfiel, bevor er zu körperlichen Foltern überging. Ich hatte Altha nicht mehr gesehen, seit wir die Stadt erreicht hatten. Logar behauptete, er halte sie in seinem Palast gefangen, und beschrieb mir in allen Einzelheiten, welche Demütigungen er ihr zufügte – aber ich glaubte ihm nicht. Wäre Altha wirklich in seiner Gewalt gewesen, so hätte er sie sicher hergebracht, um sie vor meinen Augen zu quälen. Wenn auch mein Verstand mir das sagte, so konnte ich doch meine Gefühle nicht unter Kontrolle behalten. Meine Wut und mein Hass, in die mich seine Schilderungen stürzten, hätten nicht größer sein können, wenn ich diese Szenen wirklich beobachtet hätte.
    Die übrigen Thugraner, das wurde von Tag zu Tag deutlicher, fanden wenig Geschmack an Logars Sorte Humor – sie waren nicht schlechter als andere Guras –, und dieses Volk kannte im allgemeinen weder Bosheit noch Brutalität Frauen und wehrlosen Feinden gegenüber. Logars Macht war jedoch zu groß, als dass jemand offene Auflehnung gewagt hätte. Eines Tages jedoch erzählte mir der Krieger, der mir das Essen brachte, dass Altha sofort nach unserer Ankunft in der Stadt verschwunden wäre, und dass Logar sie trotz wütender Suchaktionen noch nicht gefunden hätte. Entweder war sie aus Thugra entkommen, oder sie verbarg sich irgendwo in der Stadt.
    Und so krochen die Tage meiner Gefangenschaft langsam dahin.

 
8
     
    Es muss gegen Mitternacht gewesen sein, als ich plötzlich erwachte. Die Fackel an der Wand flackerte und knisterte in einem Luftzug – die schwere Tür meines Verlieses stand offen, und von der Wache war nichts zu sehen. Draußen war die Nacht voller Lärm, Flüche, Rufe, Schüsse und das Geklirr von Waffen wurden immer wieder von den gellenden Aufschreien weiblicher Stimmen übertönt. Und noch etwas hörte ich – ein seltsames rhythmisches Sausen und Rauschen erfüllte die Luft. Ich zerrte ungeduldig an meinen Fesseln – was ging in der Stadt vor? Irgendein Kampf fand statt, aber ob es ein Überfall oder ein Bürgerkrieg war, konnte ich nicht erkennen.
    Da ertönten leichte schnelle Schritte im Gang und Altha kam in den Raum gestürzt, atemlos, das Haar wirr zerzaust, und in ihren Augen stand namenlose Furcht.
    »Esau!« keuchte sie. »Der Fluch aus den Lüften hat Thugra getroffen! Die

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