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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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leblos war ihr Kopf gegen meinen Arm gesunken, ihr Gesicht war sehr bleich. Sie hatte die Augen geschlossen. Mein Herz hämmerte in plötzlicher Furcht, und sacht legte ich sie ins Gras, fühlte hastig nach ihrem Puls – nein, sie war nur bewusstlos. Welch namenlose Angst sie ausgestanden haben musste – denn die Frauen von Koth fallen nicht so leicht in Ohnmacht.
    Hilflos kniete ich neben ihr und gewahrte – so, als sähe ich sie zum ersten Mal –, wie herrlich ihr weißer Körper geformt war. Ihre dunklen Locken fielen in glänzenden Ringeln über ihre Schultern, streichelten feste junge Brüste, die die zerrissene Tunika enthüllte. Eine sonderbare Unruhe begann in mir zu brennen, fast war es ein Schmerz.
    Altha schlug die Augen auf und sah mich verloren an, als erkenne sie mich nicht. Plötzlich erschauerte sie in einer schrecklichen Erinnerung, schluchzte auf und griff verzweifelt nach mir. Instinktiv legte ich die Arme um sie, drückte sie schützend an mich und spürte das wilde Klopfen ihres Herzens nahe dem meinen.
    »Hab keine Angst«, sagte ich heiser. »Jetzt kann dir nichts mehr geschehen.«
    Langsam beruhigte sich ihr angstvoll hämmerndes Herz, aber noch eine ganze Weile blieb sie still in meinen Armen liegen, sah mich wortlos an mit ihren nachtdunklen Augen, bis ich sie schließlich zögernd freigab und ihr half, sich aufzusetzen.
    »Sobald du dich wieder besser fühlst«, meinte ich, »wollen wir zusehen, dass wir aus dieser Nachbarschaft wegkommen!« Mit einer Kopfbewegung wies ich zu den Ruinen in der Ferne.
    »Du – du bist verletzt«, rief sie plötzlich aus, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du blutest! Oh, und ich bin schuld! Wäre ich nicht fortgelaufen …« Jetzt weinte sie heftig, nicht anders, als irgendein Mädchen der Erde weint.
    »Mach dir keine Sorgen wegen dieser Kratzer«, antwortete ich, obwohl ich insgeheim befürchtete, die Zähne dieser scheußlichen Bestien könnten die Wunden infiziert haben. »Das heilt alles wieder – also hör bitte auf zu weinen!«
    Gehorsam trocknete sie mit einer rührend kindlichen Bewegung ihre Tränen an einem Zipfel ihres Kleides Obwohl es mir leid tat, ihr wieder die entsetzlichen Ereignisse in Erinnerung zu rufen, veranlasste mich meine Neugier zu einer Frage:
    »Altha – warum nur sind die Yagas in den Ruinen gelandet, warum rasteten sie dort?« fragte ich. »Sie müssen doch gewusst haben, welche Bestien dort hausen?«
    »Sie waren hungrig«, antwortete sie mit einem Schauder. »Sie hatten einen jungen Krieger gefangen – und – und sie zerhackten und rösteten ihn …« Sie würgte vor Ekel und Entsetzen. »Die Yagas sind also Kannibalen«, murmelte ich.
    »Nein. Sie sind Teufel – Teufel! Als sie sich am Feuer niedergelassen hatten, fielen die Hundsköpfigen über sie her und zerfleischten sie. Dann zerrten sie mich in die unterirdischen Gänge. Was sie mit mir vorhatten – nur Thak weiß es. Man erzählt – oh, es ist zu furchtbar, ich kann nicht dran denken.«
    »Warum aber haben die Bestien meinen Namen geschrien?«
    »In meinem Entsetzen habe ich nach dir gerufen«, antwortete sie. »Sie hörten es und äfften mich nach. Als du kamst, hatten sie ein neues Opfer für ihren Hohn. Oh – auch sie sind Teufel!«
    »Es scheint, dass es auf diesem Planeten ein wenig zu viel Sorten von Teufeln gibt«, knurrte ich. »Warum aber hast du mich zu Hilfe gerufen – und nicht deinen Vater?«
    Sie errötete ein wenig und antwortete nicht, zog nur ihre zerrissene Tunika verlegen zusammen.
    Ich sah, dass sich eine ihrer Sandalen gelöst hatte, und als ich die Riemen wieder an dem schmalen Fuß befestigte, fragte sie unerwartet: »Warum nennen sie dich Eisenhand? Deine Finger mögen wie Stahl sein, und doch berühren sie mich sanft wie die Hand eines Kindes. Die Hände anderer Männer haben mir meist weh getan.«
    Ich ballte meine Fäuste und musterte sie erstaunt – eisenharte massive Fäuste wie Holzknüttel, an denen ich nichts Sanftes entdecken konnte. Altha legte scheu ihre schlanken weißen Finger darauf.
    »Die Männer, mit denen ich gekämpft habe, waren anderer Ansicht als du«, meinte ich. »Aber wie könnte ich dich so hart anfassen, wie ich meine Feinde packe? Um alles in der Welt könnte ich dir nicht weh tun!«
    Ihre Augen leuchteten auf. »Nein? Warum nicht?«
    Diese Frage schien mir so absurd, dass ich keine Antwort wusste.

 
7
     
    Die Sonne war schon aufgegangen, als wir zu dem langen Marsch heim nach Koth

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