Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
kannst du zumindest die Bühnenanweisungen
lesen.«
Ich hob die
Hände. »Ich ergebe mich.« Wir stießen mit den Gläsern an.
»Auf Bronco,
den Broadway-Star«, sagte Phil.
Der Kellner
stellte neue Drinks auf den Tisch und lächelte mich freundlich an. Ich lächelte
zurück. René prostete uns zu und wir tauschten den neusten Broadway-Klatsch
aus.
Nach dem
dritten Martini gähnte ich. »Es ist spät und ich will morgen frisch sein.«
»Kann ich gut
verstehen«, sagte René und lächelte mich huldvoll an. »Ich brauche auch meinen
Schönheitsschlaf. Du gefällst mir, Bronco. Ich helfe dir gerne.« Falls er
hoffte, dass ich ihm meine Dankbarkeit dadurch zeigte, dass er mir die Hosen
ausziehen könnte, dann hatte er sich getäuscht.
Ich gab ihm
meine Telefonnummer und bezahlte die Drinks. Wir verließen die Bar,
verabschiedeten uns von René und Mr. Idaho und stiegen in ein Taxi. Phil nannte
dem glatzköpfigen Fahrer die Adresse seiner Wohnung.
»Das klappt
bestimmt«, sagte mein bester Freund, als der Wagen losfuhr. »Besser konnte es
gar nicht kommen.«
»Ich werde es
mir heute Nacht noch einmal überlegen«, gab ich zur Antwort.
»Was gibt es
da zu überlegen?« Phil sah mich entrüstet an. »Du bewirbst dich um den Job als
Co-Inspizient. Oder siehst du eine andere Möglichkeit, um an Geld zu kommen?
Die Shubert-Brüder fingen auch als Kinobesitzer an und heute gehören ihnen die
meisten Theater in New York. Und vergiss nicht, dass Ethel Merman Sekretärin
war, bevor sie zur Bühne ging. Du schaffst das, Bronco, bestimmt.«
»Da bin ich
nicht so sicher.«
Phil ließ den
Einwand nicht gelten. »In Swingtime hatte Fred Astaire auch keinen Job
und wurde schließlich ein großer Star.«
»Bitte bleib
realistisch«, unterbrach ich ihn. »Das hier ist das Leben und kein
Musicalfilm.« Der Taxifahrer bog auf die Lexington Avenue ein.
Phil ließ
nicht locker. »Denke wenigstens über das Jobangebot nach. Ginger Rogers bekam
in 42nd Street schließlich auch die Hauptrolle in einer Show.«
»Kann es sein,
mein Lieber, dass du etwas verwechselst?«, fragte ich ihn.
»Das tut er«,
sagte der Taxifahrer. »Die Hauptrolle bekam Ruby Keeler.«
*
* *
»Guten Morgen,
Bronco. Hast du gut geschlafen?« Renés süße Stimme klang um neun Uhr morgens
aus dem Telefonhörer, als ich gerade frühstückte.
»Ich rufe dich
aus dem Theater an«, säuselte er. »Brenda, die Theatermanagerin, möchte dich
kennenlernen.«
»Das freut
mich«, sagte ich und biss in ein Schinkensandwich.
»Mich auch«,
antwortete René. »Alle anderen, die wir bisher fragten, haben einen
Nervenzusammenbruch oder Liebeskummer oder beides gleichzeitig.«
»Da hast du
Glück, ich bin kerngesund«, sagte ich und trank einen Schluck Kaffee.
»Dann sei um
zehn Uhr am Bühneneingang. Der Pförtner heißt Bill. Ich sage ihm Bescheid, dass
du kommst.«
»Das ist nett
von dir, René. Und falls es klappt, werde ich dich von meiner ersten Gage zum
Essen einladen.«
»Bei mir oder
bei dir?«, erkundigte er sich.
»In der
Theaterkantine«, gab ich zur Antwort und legte den Hörer auf.
Ich ging zum
Kleiderschrank, aus dem ich einen gut sitzenden Anzug herausnahm. Anschließend
hielt ich ein weißes Oberhemd vor das Fenster, um zu prüfen, ob der Stoff
faltenfrei war, und brachte meine schwarzen Lederschuhe auf Hochglanz.
Nachdem ich
mich angezogen hatte, band ich eine dunkelgrüne Krawatte um und posierte vor
dem Badezimmerspiegel. Wie albern! Was ich nicht alles tat, um einen Job zu
bekommen. Dennoch war ich froh, dass René sich für mich eingesetzt hatte. Ich
ging gerne ins Theater und einen Blick hinter die Kulissen einer Broadway-Show
zu werfen, wäre interessant. Pfeifend verließ ich die Wohnung, um zur Subway zu
gehen.
Am Times
Square stieg ich aus und schlenderte zum Forty-Sixth Street Theatre . Im
Foyer waren Putzfrauen damit beschäftigt, die Glasscheiben der mahagonifarbenen
Eingangstüren auf Hochglanz zu polieren. Den Weg zum Bühneneingang kannte ich
von gestern Abend. Ich betrat die Gasse, atmete noch einmal tief durch, öffnete
die Tür und gelangte in einen kleinen Flur, an dessen rechter Seite der Raum
für den Pförtner lag. Ich steckte den Kopf durch das geöffnete Fenster der
Pförtnerloge und stellte mich vor: »Mein Name ist Bronco Baxter, ich habe einen
Termin.« Der Pförtner, der Bill hieß, wie René mir gesagt hatte, saß an einem
Tisch und las eine Zeitschrift. Er blickte zu mir hoch, nickte mir zu und
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