Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
alt war. Aus war es mit ihrer Karriere. Doch sie hatte so wie ich
Glück und konnte bei einem Musical als Ankleiderin arbeiten. In unserer Show
ist sie die Garderobiere von Ethel Merman. Geheiratet haben wir beide nie. Wir
lebten nur für das Theater.«
Ein sehr gut
aussehender Mann, groß und blond, der wie ein knackiger Cowboy aus Texas
aussah, kam durch den Bühneneingang. Ich schätzte ihn auf Mitte Zwanzig. Er
stellte sich als Frank Butler vor. »Ich werde erwartet«, sagte er. Bill blickte
in sein Notizbuch und nickte bestätigend.
Das Telefon
schnarrte. Der Pförtner hob den Hörer ab. »Ja, Miss Wood, die beiden sind
hier«, sagte er. »Ich schicke sie auf die Bühne.« Bill wies uns den Weg durch
den Flur zu einer schmalen Treppe, die zur Bühne führte, und wünschte uns viel
Glück.
»Das kann ich
gut gebrauchen«, sagte Frank und musterte mich. »Auch auf Empfehlung von René
hier?« Ich nickte.
Der
Kostümbildner schien keine Gelegenheit auszulassen, sich bei Männern jeglichen
Alters beliebt zu machen.
»Dann sind wir
ja Konkurrenten«, meinte Frank. »Sind Sie schon lange am Theater?«
»Gerade erst
angekommen«, gab ich zur Antwort.
Schweigend
gingen wir die Treppe hinauf. Vor der Tür, die zur Bühne führte, blieb Frank
auf dem Treppenabsatz stehen. »Ich lasse Ihnen den Vortritt. Sie waren vor mir
da.« Ich bedankte mich und öffnete die Tür, durch die ich auf die im
Halbdunklen liegende rechte Seitenbühne gelangte.
»Ist dort
jemand?«, hörte ich aus dem Zuschauerraum eine Stimme rufen, von der ich nicht
einschätzen konnte, ob sie männlich oder weiblich war. »Kommen Sie auf die
Bühne«, forderte die Stimme mich auf. Ich machte einige Schritte im
Halbdunkeln, betrat die Bühne und stand nun in der Dekoration des ersten Bildes
von Du Barry was a Lady , in der Herrentoilette, in der die Show begann.
Die Dekoration wurde von einigen Scheinwerfern erleuchtet. Auf der anderen
Bühnenseite saß ein älterer Pianist an einem Klavier und las in einer Zeitung.
Ich blickte in den Zuschauerraum, konnte jedoch nichts erkennen, da ein
Scheinwerfer mich blendete.
»Um es sofort
zu sagen, eigentlich sind Sie zu alt«, sagte die Stimme.
»Kommt es
darauf an?«, fragte ich.
»Ja, wir
suchen junge Talente und René schickt uns immer wieder die merkwürdigsten
Leute. Aber weil Sie nun einmal hier sind, dürfen Sie sich präsentieren. Was
wollen Sie singen?«
»Entschuldigung«,
sagte ich. »Ich dachte, es geht um einen Job als Co-Inspizient.«
Aus dem
dunklen Zuschauerraum erklang ein raues Lachen. »Ach so, der Buchhändler mit
Erfahrung im Schultheater. Das ist etwas anderes. Warten Sie, ich komme auf die
Bühne. Dieser Frank Butler, der vorsingen will, soll warten.«
Über eine
Treppe, die von der linken Seite des Zuschauerraums in einen Steg mündete, der
über den Orchestergraben auf die Bühne führte, kam eine Frau um die Fünfzig auf
mich zu. Sie war etwas kleiner als ich und trug die grauen Haare kurz
geschnitten. Sie reichte mir die Hand und drückte sie kräftig. Ich hatte das
Gefühl, als würde sie mir sämtliche Knochen brechen.
»Ich bin
Brenda Wood, die Theatermanagerin«, stellte sie sich vor. Der Vorname schien
das einzig Weibliche an ihr zu sein. Brenda trug eine lange schwarze Hose, dazu
einen Wollpullover in einer unattraktiven dunkelroten Farbe. »Willkommen in der
Welt des falschen Glitzers«, sagte sie. »Kommen wir gleich zur Sache. Ich suche
einen tüchtigen Hilfsinspizienten. Die Arbeit ist nicht weiter schwierig.« Sie
führte mich auf die linke Seitenbühne zu einem Pult mit vielen Knöpfen und
Schaltern. »Passen Sie auf, Mr. Baxter«, sagte die Theatermanagerin. »Hier steht
bei jeder Aufführung William, unser Oberinspizient. Er hat einen Klavierauszug
mit allen Dialogtexten und gibt das Zeichen, wenn der Vorhang auf- oder zugehen
soll. Er signalisiert auch der Beleuchtung, wann das Licht gewechselt wird, und
er macht vor jeder Szene über die Lautsprecher, die überall im Theater verteilt
sind, eine Ansage, damit die Darsteller rechtzeitig auf der Bühne eintreffen.«
»Und was habe
ich zu tun?«
»Ihre Aufgabe
ist es, sich bereit zu halten und unseren Inspizienten bei der Arbeit zu
unterstützen«, erklärte Brenda. »Das können fehlende Requisiten sein. Oder die
Stars brauchen eine Extraeinladung. Dann gehen Sie in die Garderoben und holen
sie persönlich ab. Kommt aber selten vor. Was sonst noch passiert, kann man nie
wissen.« Sie lachte laut. »Machen
Weitere Kostenlose Bücher