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Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Titel: Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dillinger
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Tür.
    »Wer ist da?«,
fragte der Garderobier.
    »Ich bin’s,
Bronco, ich bringe den Hut.«
    »Ich komme.«
Die Garderobentür wurde geöffnet. Obwohl Bert Lahr sich einen Schminkmantel vor
die füllige Figur hielt, bemerkte ich, dass er ein Korsett trug, um auf der
Bühne unter seinem Kostüm schlank auszusehen.
    »Den soll ich
hier abgeben«, sagte ich.
    »Da ist ja das
gute Stück, wir haben ihn schon vermisst«, sagte Charles, griff nach dem Hut
und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
     
    Über den Flur
ging ich zurück zur Seitenbühne. Phil und meine Freunde durften keinesfalls
erfahren, dass man mich im Theater wie einen Laufburschen behandelte.
Stattdessen würde ich ihnen tolle Geschichten von Glanz und Glamour erzählen,
und dass die Stars mich anlächelten, als wäre ich Florenz Ziegfeld persönlich.
    Stella kam auf
mich zu und lächelte mich an, als wäre ich Florenz Ziegfeld persönlich. »Hallo,
Bronco, alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich.
    Ich kratzte
mich am Kopf. »So weit, so gut«, murmelte ich. Das blonde Show-Girl drückte mir
ein kleines rosafarbenes Marzipanschwein in die Hand. »Für dich, Bronco«, sagte
sie. »Das habe ich zur Premiere von Tony bekommen. Es hat mir Glück gebracht
und nun soll es dir Glück bringen.« Ich bedankte mich herzlich. Die Tänzerin
stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    Die Tür der
Tänzerinnengarderobe wurde geöffnet. Das Show-Girl Leila kam zu uns. Sie hatte
mandelförmige Augen und sehr schöne Beine. Sie war der Traum eines jeden
Pin-Up-Fotografen.
    Stella machte
uns miteinander bekannt. Leila sagte nichts, sondern lächelte mich nur mit
einem koketten Augenaufschlag an.
    »Bitte alle
Beteiligten auf die Bühne. Wir wollen mit der Vorstellung beginnen«, erklang
Williams Stimme aus einem Lautsprecher. Eiligen Schrittes gingen wir zur Bühne,
das Marzipanschwein steckte ich in die rechte Seitentasche des Kittels.
     
    Auf der
Seitenbühne gab William einem Bühnenarbeiter letzte Anweisungen. Anschließend
schaute er mich prüfend an. »Und noch etwas, Bronco«, sagte er. »Du bist hier
um zu arbeiten, und nicht, um dich am Anblick leicht bekleideter Tänzerinnen zu
erfreuen. Lass die Finger von den Girls.«
    Das versprach
ich.
     
    Die
Vorstellung lief ohne Zwischenfälle ab. Ethel Merman war großartig wie immer,
Betty Grable bewies ihr tänzerisches Talent, Bert Lahr riss Witze. Wie ich den
vielen Lachern aus dem Zuschauerraum entnahm, amüsierte sich das Publikum
königlich.
     
    Während des
ersten Teils der Aufführung trat ich in die erste Gasse und konnte von dort aus
auf die Bühne blicken. Das Ensemble trug schwungvoll den Dream Song vor.
Der in der Nische sitzende Feuerwehrmann tippte an seine Mütze, als er mich
sah. Grüßend hob ich die Hand. Dann schaute er Stella und ihren Kolleginnen
wieder beim Stepptanz zu.
    Im Halbdunklen
der Seitenbühne betrachtete ich Donald aus den Augenwinkeln. Er hatte einen
Schnäuzer, was mir außerordentlich gut gefiel, und trug eine dunkelblaue
Uniform, auf deren Jacke zwei senkrechte Reihen von silbernen Knöpfen V-förmig
angebracht waren. Ein schwarzer Gürtel mit einer viereckigen Koppel
vervollständigte seine Berufsbekleidung. An der Mütze blitzte das Abzeichen der
New Yorker Feuerwehr.
    Ich hatte
William versprochen, die Finger von den Girls zu lassen. Von Feuerwehrmännern war
nicht die Rede gewesen.
     
    In der Pause
sprach ich Donald an, der in der Nische sitzen geblieben war. »Das mit dem
Wasserglas tut mir leid«, sagte ich.
    Der
Feuerwehrmann lachte. »Ach, der kleine Unfall ist schon vergessen. Das kann
passieren. Ist das deine erste Show?«
    Ich nickte.
»Jedenfalls als Mitarbeiter. Vorher saß ich nur im Zuschauerraum. Und bei dir?«
    »Ich habe im
Dienst bereits viele Musicals gesehen. Sie sind aber nicht so mein Ding. Ich
gehe lieber ins Kino, vor allem in Western. Doch hier gefällt es mir jedenfalls
besser als in der Oper, in der ich vor einem Jahr zum Dienst eingeteilt war.
Auf der Bühne standen dicke Sänger und noch dickere Sängerinnen und sangen sich
stundenlang an. Es nahm kein Ende und ich verstand kein einziges Wort.« Donald
nahm ein Butterbrot aus der Seitentasche seiner Uniformjacke, wickelte es aus
und biss hinein. Mampfend setzte er seine Erzählung fort. »Die Oper spielte im
Mittelalter. Im letzten Akt lief die Sängerin sogar mit einem Pferd und einer
brennenden Fackel in der Hand über die Bühne, um irgendeine

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