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Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Titel: Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dillinger
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sie mir um den Hals.
     
    Auf dem
Rückweg kam ich an der Tür von Ethel Mermans Garderobe vorbei. Auf dem Flur
nahm Maggie ein Kostüm von einer Kleiderstange. »Das ist für Katie went to
Haiti «, erklärte sie und zupfte an einem großen Hut herum, auf dem
exotische Früchte arrangiert waren. Die Szene spielte in einer Bar auf Haiti.
Die Mädchen trugen bunte Kostüme in schillernden Farben und große Hüte, die mit
Bananen, Orangen und Zitronen geschmückt waren. Die Jungs schwenkten bei ihren
Tänzen farbenfrohe Blumengirlanden. Ich war sicher, so haitianisch wie auf der
Bühne sah es in ganz Haiti nicht aus.
     
    Nachdem ich
wieder auf der Seitenbühne eingetroffen war, blieben bis zum Beginn des zweiten
Teils von Du Barry was a Lady nur noch wenige Minuten. Stella kam zu
mir. »Hallo, Bronco, da bist du ja endlich«, sagte sie. »Kannst du bitte in die
Requisite gehen und die Blumengirlande holen, mit der ich im Katie-Bild tanze.
Sie ist gestern entzwei gegangen.« Ich nahm die Girlande vom Hals und reichte
sie dem Show-Girl. »Schon geschehen«, sagte ich.
    »Danke,
Bronco«, sagte sie, gab mir einen Kuss und lief von der Bühne.
    Donald saß in
der Nische und steckte eine Zeitschrift in die Jackentasche. »Mich hat sie noch
nie geküsst«, sagte er. »Du bist ja ein richtiger Frauenaufreißer.«
    »Hast du etwas
anderes erwartet?«, gab ich zur Antwort und ging zu William, der in das
Mikrophon am Inspizientenpult sprach, um das Zeichen zum Beginn zu geben: »In
drei Minuten machen wir weiter. Bitte alle Beteiligten für das erste Bild nach
der Pause auf die Bühne.«
     
    Vor der Szene,
in dem das Lied Katie went to Haiti gesungen wurde, ließ ein Bühnenarbeiter
auf mein Zeichen hin den Zwischenvorhang herunter. Seine Kollegen schoben die
Cocktailbar von der Hinterbühne nach vorn. Von der Seitenbühne wurden einige
Palmen auf die Bühne getragen und aufgebaut, vom Bühnenhimmel senkte sich ein
riesiger Hut aus Pappmaché herab, der mit exotischen Früchten garniert war, und
nun in drei Meter Höhe über der Szene hing. Das Bühnenbild wurde an der
Rückseite mit einem Prospekt abgeschlossen, auf den unzählige kleine Zitronen
aufgemalt waren, die über einem stahlblauen Meer schwebten.
    Auf der
Seitenbühne summte Ethel Merman, die in ihrem bunten Kostüm wie eine
haitianische Obstverkäuferin aussah, leise vor sich hin, um die Stimme
geschmeidig zu machen. Leila und Stella standen hinter ihr und richteten sich
gegenseitig die Blumengirlanden.
    Mrs. Merman
unterbrach die Stimmübungen. »Es ist schade, dass es auf der Bühne nie etwas
Richtiges zu trinken gibt«, sagte sie und zwinkerte mir zu. »Nur gefärbtes
Wasser, alles falscher Zauber.«
    Im
Zuschauerraum wurde gelacht, als vor dem Zwischenvorhang Bert Lahr zu Betty
Grable eine zweideutige Bemerkung über ihr Kostüm machte. William gab mir ein
Zeichen. In einer Minute würde der Zwischenvorhang für die Nummer Katie went
to Haiti hochgehen. Ich lächelte Ethel Merman an. »Sie sind dran«, sagte
ich. Unsere Diva ging leise auf die Bühne. Leila und Stella folgten ihr, ebenso
die anderen Tänzerinnen und Tänzer, um ihre Ausgangspositionen einzunehmen. Ich
warf einen Blick auf die noch halbdunkle Bühne. Matthew winkte mir aufgeregt zu.
Er trug ein bunt gemustertes Hemd und stand bereits hinter der Bar. Ich lief zu
ihm.
    »Der
Cocktailshaker unter dem Tresen ist leer«, flüsterte er. »Kannst du ihn bitte
füllen?«
    »Dazu ist
keine Zeit«, sagte ich. Das Orchester spielte bereits die Einleitungsmusik zur
folgenden Tanz- und Gesangsszene.
    »Aber ich kann
Mrs. Merman doch kein leeres Glas anbieten«, sagte Matthew verzweifelt. Die
Scheinwerfer auf der Bühne gingen an. Es blieben noch zehn Sekunden, dann würde
sich der Zwischenvorhang öffnen. Schnell griff ich in die Seitentasche des
Kittels und drückte Matthew die kleine Flasche Alpenglühen in die Hand.
»Nimm das!«, sagte ich.
    »Was ist das?«
    »Frage nicht.
Ich habe noch drei Sekunden, um zu verschwinden.« Ich rannte von der Bühne an
der Nische vorbei, in der Donald saß und mich angrinste. William gab mir ein
Zeichen, ich gab es an einen Bühnenarbeiter weiter, der den Zwischenvorhang
hochzog.
    Die
Scheinwerfer gingen an. Die Boys fingen zu tanzen an, die Girls schwenkten
Blumengirlanden.
     
    Ethel Merman
ging mit wiegenden Schritten zur Cocktailbar. Matthew fummelte mit dem
schönsten Zahnpastalächeln, das er zu bieten hatte, unter dem Tresen herum.
Wahrscheinlich bekam er das

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