Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
Donald den
säulengeschmückten Eingang der Trishman Appartements auf der anderen Straßenseite
beobachtete. Ich schaute ebenfalls hinüber. Aus dem luxuriösen Wohnhaus trat
eine junge Frau auf die Straße und spannte einen gelben Regenschirm auf, um
sich gegen den Nieselregen zu schützen.
»Ist das nicht
Stella?«, sagte der Feuerwehrmann und wischte sich mit der Serviette über die
Lippen.
Ich sah genau
hin. »Ja, das ist Stella, Leilas beste Freundin.«
»Glaubst du,
dass sie dort wohnt?«, mutmaßte Donald.
Ich schüttelte
den Kopf. »Nein, Stella teilt sich eine Wohnung mit Leila.«
»Du bist ja gut
informiert«, sagte er grinsend und stieß die Gabel in ein Stück Schinkenpizza.
»Hast die beiden wohl mal besucht?« Er lachte anzüglich. Ich hätte ihm gerne
die Wahrheit gesagt, stattdessen sagte ich: »Stella hat es mir erzählt.«
»Hat sie dir
sonst noch etwas erzählt?«, schmatzte er.
Ich streute
Parmesan über die Nudeln. »Nein, das hat sie nicht und ich habe während der
Vorstellung viel zu tun, ich kann mich nicht dauernd mit jemandem unterhalten,
so wie du es heute mit Tony in der Pause gemacht hast.«
»Der hat sich
nur bei mir erkundigt, wie es Eddie geht«, verteidigte sich Donald. »Er kennt
ihn wohl aus der Schulzeit. Ich habe Tony dann eingeladen, mit mir zum
Schwimmen zu gehen, das war alles.«
Das gefiel mir
überhaupt nicht, ich hatte also kein Exklusivrecht, mit dem smarten
Feuerwehrmann in Schwimmbad zu plantschen, was ich sehr bedauerte.
Ich stocherte
mit der Gabel nach den meiner Meinung nach viel zu wenigen Pilzen, die der Koch
unter die Nudeln gemischt hatte. »Ich habe Tony heute während des Kontrollgangs
blutend im Raum der Beleuchter gefunden«, sagte ich beiläufig.
»Wie kam es
dazu«, fragte Donald desinteressiert, während er sich ein weiteres Stück von
der Pizza abschnitt.
»Jemand hat
ihn verprügelt und ihm eins auf die Nase gehauen«, berichtete ich und schob die
Gabel mit den Nudeln in den Mund.
»Und hat er
erzählt, wer es war?«, wollte Donald wissen.
»Das hat er
nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
Der
Feuerwehrmann legte das Besteck auf den Teller und beugte sich vertrauensvoll
über den Tisch. »Ich habe im Theater schon viel Merkwürdiges erlebt«, sagte er.
»Stella hat neulich nach einer Aufführung geweint, obwohl sie an diesem Abend
viel Beifall bekam.«
»Das ist mir
auch aufgefallen«, sagte ich.
»Und hat sie
dir vielleicht erzählt, wieso sie weinen musste?«
»Nein, das hat
sie nicht, und so gut kennen wir uns auch nicht.« Ich wurde stutzig. »Wieso,
Donald, denkst du überhaupt darüber nach?«
»Ich helfe
auch privat gerne, wenn jemand Probleme hat. Und falls Stella dir vielleicht
doch etwas erzählt hat, dann darfst du es mir sagen.« Er grinste und schob sich
das letzte Stück Pizza in den Mund. »Ich kann sie dann trösten.«
»Donald, unser
Berater in allen Lebensfragen«, sagte ich und trank einen Schluck Chianti. Der
Feuerwehrmann blickte wieder zu den Trishman Appartements . »Vielleicht
hatte Stella in dem noblen Wohnhaus einen Termin bei einem Psychiater«,
mutmaßte er.
»Abends nach
der Vorstellung?«, sagte ich zweifelnd.
»Das ist genau
der richtige Zeitpunkt«, lachte der Feuerwehrmann. »Wenn du wüsstest, Bronco,
was ich so alles im Theater beobachtet habe. Jeder, der mehr als zwei Monate
bei einer Broadway-Show auftritt, ist reif für die Couch.«
»Oh ja«, sagte
ich und stimmte in sein Lachen ein. »Die sind alle leicht hysterisch!«
Donald nickte
zustimmend. »Angefangen bei den Beleuchtern bis hin zu den Stars. Nur ich
behalte immer die Ruhe. Ich bin ein richtiger Kerl, nicht so ein parfümierter
Tänzer. Und du doch auch, nicht wahr?«
»So ist es«,
sagte ich und aß die Nudeln auf.
Brian räumte
die leeren Teller weg, der Feuerwehrmann bestellte zwei Gläser Schnaps.
Nachdem der
Kellner gegangen war, zündete ich mir eine Zigarette an. Donald erzählte
Anekdoten von seinem Job als Feuerwehrmann. Die Rettung einer Katze von einem
Baum schien der Höhepunkt der vergangenen Woche gewesen zu sein.
Brian brachte
zwei kleine Gläser. »Prost«, sagte Donald und trank einen Schluck. Er verzog
das Gesicht. »Billiger Fusel. Da gibt es besseres. Ich bringe dir mal eine
Flasche meines Lieblingsschnaps mit ins Theater, dann genehmigen wir uns nach
der Aufführung einen Schluck.« Auch mir schmeckte der Schnaps nicht. »Es wird
Zeit nach Hause zu gehen«, sagte Donald. »Meine Tante wartet bereits auf
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