Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
Buildings. Ich dachte wehmütig
an Luigi. Das war eine weitere Sache, die mir schwer im Magen lag. Okay, es war
meine Entscheidung gewesen, mit ihm Schluss zu machen. Ich sann darüber nach,
es mir wieder anders zu überlegen – aber was hätte ich davon gehabt?
In den
vergangenen Wochen war der Italiener mein heimlicher Liebhaber gewesen. Seitdem
ihm aber seine Gattin Elvira am Weihnachtsabend mitgeteilt hatte, dass er
Vaterfreuden entgegensah, sprach er nur noch von seinem Bambino. Heute Mittag
hatte ich ihm während eines Spaziergangs durch den Central Park meine
Entscheidung geteilt.
Luigi nahm sie
beiläufig auf, er schien darüber nicht besonders traurig zu sein, was mich sehr
verletzte. Ich mochte ihn, andererseits wollte ich einen Mann für mich allein
haben und keinesfalls teilen, erst recht nicht mit einer Ehefrau.
»Wir können
gute Freunde bleiben und ab und zu ins Kino gehen oder uns zum Essen treffen«,
sagte ich im Central Park zu ihm. Die übliche Lüge, wenn man sich trennte.
»Doch es
bleibt dabei, Bronco, dass du der Patenonkel meines Kindes wirst, oder?«,
fragte Luigi zum Abschied. Das versprach ich.
Um auf andere
Gedanken zu kommen, schaltete ich das Radio ein. Vanessa Day
sang Someone to watch over me . Ich seufzte und zerfloss vor
Selbstmitleid. In New York müsste doch jemand wohnen, der sich um den armen
Bronco ein wenig kümmern würde.
*
* *
Am anderen
Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf. Ich verließ das Bett und brühte in der
Küche einen Kaffee auf. Bevor ich ein Käsesandwich zubereitete, trank ich ein
Glas mit Wasser, in dem ich eine Kopfschmerztablette aufgelöst hatte.
Als ich mit
dem Kaffeebecher und dem Sandwich in mein Wohnzimmer ging, in dem auch ein Bett
von fürstlichen Ausmaßen stand, ärgerte ich mich über die Unordnung. Dabei gab
es nur diesen einen Wohnraum, hinzu kamen Küche und Badezimmer.
Ich nahm in
einem Sessel Platz, stellte den Teller mit dem Sandwich auf den Couchtisch, und
sah zum Fenster hinaus. Draußen schien eine milde Wintersonne. Hungrig biss ich
in das Sandwich mit Schweizer Käse und war froh, dass meine Nachbarin Mrs.
Fields zweimal in der Woche meine Bude aufräumte. Die Joints versteckte ich
unter der Matratze, damit die Putzfrau sie nicht fand.
Nach dem
Frühstück rief ich Phil an. Dem ging es gut. Er war Deutschlehrer an der
Universität und hatte in dem Jazz-Trompeter Robbie einen wunderbaren Partner
gefunden.
Mein bester
Freund hob nach dem vierten Klingeln ab. »Es ist gut deine Stimme zu hören«,
sagte ich. Phil merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und wollte wissen, was
los sei.
»Ich habe mich
gestern von Luigi getrennt«, erzählte ich.
»Du kennst
meine Meinung, das ist besser so«, erwiderte er. »Der war nicht der Richtige
für dich. Er war nie da, wenn du ihn brauchtest, und du hast mehr Zeit auf ihn
gewartet, als dass ihr zusammen sein konntet.«
»Ich werde es
überleben«, sagte ich trotzig und trank einen Schluck Kaffee.
»Das denke ich
auch«, gab Phil zur Antwort. »Die Zeit heilt alle Wunden und …«
»Hör bitte mit
solchen abgedroschenen Phrasen auf«, unterbrach ich ihn. »Hilf mir lieber, ich
brauche dringend einen Job.«
»Ich denke
darüber nach«, versprach er.
»Können wir
uns heute treffen?«, fragte ich ihn.
»Gerne«, sagte
er. »Robbie hat heute Abend ein Konzert mit der Glenn Miller Band, das
kurzfristig angesetzt wurde, und so habe ich eine Musicalkarte übrig, die ich
dir schenken werde. Sei um sieben Uhr mit dem Taxi vor meiner Haustür. Du hast
doch Zeit?«
»Für dich
immer«, gab ich zur Antwort, bedankte mich für die Einladung und hängte den
Hörer ein.
Ich lehnte
mich im Sessel zurück betrachtete ich ein großformatiges Foto, das an der Wand
über dem Bett hing. Es zeigte die Rialto-Brücke in Venedig. Bis vor wenigen
Wochen hing dort ein Foto von einem röhrenden Hirsch in der Abendsonne. Ich
nahm mir vor, die Bilder wieder auszutauschen, und beschloss, den Tag mit einem
Besuch im Muscle Steel Club zu beginnen. Ich legte Wert auf ein
regelmäßiges Training.
»Ein gutes
neues Jahr, Bronco«, wünschte mir der dicke Rudy, der am Empfang des
Sportstudiosarbeitete.
»Es kann nur
besser werden«, erwiderte ich.
Rudy stellte
eine Tasse Kaffee auf den Tresen. »Leider habe ich vergessen Zucker zu kaufen«,
sagte er.
Ich warf ihm
einen bekümmerten Blick zu. »Es gibt schlimmere Katastrophen.«
Rudy nickte.
»Und die erste ist schon da.«
Ich
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