Alpengold (German Edition)
instinktgeleiteter Zeltaufbau sozusagen.“
„Aha“, machte Jens und schnappte sich ein Gestänge. Konzentriert arbeiteten sie einige Minuten und kamen erstaunlich gut voran.
„Schafft ihr den Rest allein?“, fragte Mark.
Stefan sah nicht auf. „Klar, hau schon ab und hol deine Schüssel.“
„Du kennst mich echt, Alter. Danke dir.“ Mark ging zurück zum Auto und holte seine Goldwaschschüssel heraus. Jetzt würde er gleich sehen, ob er recht gehabt hatte mit seiner Vermutung. Die Vorfreude kribbelte in ihm und er stieg zügig über Grasbüschel und kleine Felsen zum Bach hinunter. Entschlossen streifte er die Schuhe ab und stieg in Erwartung von Kälte in das plätschernde Gewässer. Es war nicht kalt, es war grauenhaft eisig kalt und stach in den Füßen. Prustend watete er vorsichtig zu einer Stelle, die ihm verheißungsvoll erschien und tauchte die Hand ins Wasser. Er wühlte den Grund auf und holte eine Handvoll Erde und Kies mit kleinen Steinen herauf, die er in seine Schüssel warf. Mit gleichmäßigen Bewegungen begann er, das Gemisch im Kreis zu schwenken und tauchte immer wieder den Rand ins Wasser. Ein Schatten fiel über ihn und er sah nur kurz auf, bevor er sich wieder auf sein Tun konzentrierte.
„Und?“, fragte Sandra. „Gibt’s hier was?“
„Kann ich noch nicht sagen. Aber ich versuch’s einfach mal. Gold gibt es fast überall, nur meist in winzigen Mengen. Es ist aufregend, die gelben Körnchen aus dem Boden zu waschen, kann süchtig machen. Wie so vieles.“
Lächelnd ließ er Sand und Steinchen in der Schale kreisen und leerte sie nach und nach. Sandra sah im zu. „Du hast das schon oft gemacht, richtig?“
„Naja, was heißt oft. Einige Male, im Fichtelgebirge, im Harz, in Thüringen. In Deutschland wird man nicht reich davon, aber es gibt eine Menge Sammler, die wie ich Gold nach Fundstellen sammeln. Es ist nicht wichtig, wie viel Gold man findet, sondern woher es stammt. So ähnlich wie mit deinen Mineralen. Ein Amethyst aus Südafrika ist seltener und deshalb mehr wert als einer aus Brasilien, richtig?“
„Richtig.“
Sandra schaute ihm weiter zu und sagte dann nachdenklich: „Wir waren uns doch schon mal viel näher. Weißt du noch? Der Kinobesuch und der Bummel am Potsdamer Platz? Wir hatten viel Spaß und gut unterhalten haben wir uns auch. Also warum hat es dann nicht mit uns geklappt?“
Mark warf ihr einen Blick zu und musterte die schlanke Figur, das lange blonde Haar, dann zuckte er die Schultern. „Vielleicht warst du zu abweisend, vielleicht war es die falsche Zeit? Keine Ahnung.“
„Vielleicht kommt noch die richtige Zeit für uns? Oder?“
Er hob wieder die Schultern. „Lass uns bis morgen warten, okay? Ich habe jetzt nur Gold im Kopf, sorry.“
Er schwenkte die Schüssel, gab erneut Erde darauf und wusch sie nach und nach von der Schüssel, bis alles verschwunden war. Alles?
„Nun sieh dir das an!“ Er winkte Sandra, doch sie kam nicht ins Wasser, also watete er zu ihr. „Hier! Das sind kleine Mininuggets. Für mich als gelegentlichen Deutschland-Wascher sind die riesig.“
Sandra sah nur staubkorngroße Flitterchen, nickte aber.
Grinsend kramte Mark ein kleines Glasröhrchen mit Plastestopfen aus der Hose und gab die kleinen Goldflitter hinein. „Wenn ich unterwegs bin, hab‘ ich immer ein paar Röhrchen dabei, und die Waschpfanne kommt auch meistens mit.“
Zufrieden watete er zurück in die Mitte des Baches, verscheuchte eine Fliege, die auf seinem Gesicht rasten wollte und gab erneut Erde auf die Schüssel. „Wo sind denn die anderen?“, fragte er.
„Holz suchen und so was. Tina macht später Essen“, sagte Sandra und blieb stehen. Mark schöpfte noch etwas Grundschlamm nach. Er hoffte, dass Sandra wieder gehen würde. Wenn sie hier blieb, fühlte er sich genötigt, sich mir ihr zu beschäftigen, aber das Gold forderte seine ganze Konzentration. Gold finden war Gefühlssache und Gespräche störten dabei.
Ihm weiter zuzusehen, begann Sandra zu langweilen, sie schlenderte am Bach entlang und musterte die Kiesel, ob etwas für ihre Mineraliensammlung dabei war.
„Und wo ist nun die Mine?“, fragte Tina, während sie Stefan und Jens beim Zeltaufbau zuschaute. „Aus der Zeichnung im Buch bin ich nicht ganz schlau geworden.“
„Die Minen liegen alle etwas höher gelegen und weiter in die Richtung“, Stefan zeigte links über den Wald. „Aber das klären wir morgen. Ich richte das Zelt weiter ein und bereite die
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