Alpengold (German Edition)
Rucksäcke für morgen vor. In jeden eine Wasserflasche, einen Hammer, Taschenlampe und so weiter.“
„Wie langweilig“, maulte Tina.
„Kommst du mit Holz sammeln?“, wandte sich Jens, der den Rest Stefan überließ, an Tina, doch sie blickte ihn nur mitleidig an.
„Geht aber nicht zu weit in den Wald hinein“, warnte Stefan. „Man verirrt sich leicht, hier gibt es keine Wege und es ist zwar unwahrscheinlich, aber es könnte doch mal ein Bär auftauchen. Dann macht euch groß und schreit laut.“
„Ist das dein Ernst?“, fragte Tina.
Stefan nickte.
Jens konnte sich nicht vorstellen, hier einem Bären zu begegnen, so weit waren die Pension mit den Touristen und die Wohnhäuser der Angestellten nicht entfernt. Die Zivilisation war gleich um die Ecke und drängte die Tierwelt immer weiter zurück, bis sie dabei auf der Strecke blieb. Sie würden nicht mal Gemsen oder Murmeltiere zu Gesicht bekommen. Auch Wölfe, die langsam wieder die Alpen eroberten, nachdem sie nahezu ausgerottet wurden, würden sie weder sehen noch hören, das war vielleicht auch ganz gut so.
Er warf einen Blick in die Runde, sah Mark mit Sandra, sah Stefan, der beschäftigt war und Tina, die ihn ignorierte. Dann zog er eben allein los. Es war wie immer. Er dachte an die kommende Nacht. Wenn sie die Isomatten nebeneinander legten, musste ein Junge neben einem Mädchen schlafen. Wie konnte er es drehen, dass er der Junge war und Tina das Mädchen? Und wie sollte er es anstellen, mehr Beachtung von ihr zu bekommen? Langsam strich er zwischen Kiefern und Fichten hindurch. Vereinzelte Eichen und Buchen sorgten stellenweise für dichtes Unterholz und Buschwerk. Ein Knacken und anschließendes Rascheln ließen ihn erschreckt zusammenfahren. Das war doch ein größeres Tier gewesen, oder? Doch ein Bär? Ein Hirsch? Oder ein Jäger? Aber der hätte sich gezeigt und gegrüßt, oder? Jens wurde es ein wenig unheimlich, er stand nun wirklich wie Loths Frau und warf spähende Blicke um sich. Langsam ging er zurück.
Zum Mittag versammelten sie sich wieder am Zelt, vor dem ein Feuer rauchte. Tina hatte Konserven in den Flammen erhitzt, es gab Reistopf mit Huhn. „Eiweißreich, nahrhaft und einfach“, sagte sie. Es war nicht klar, ob sie es abfällig meinte oder nur so dahersagte.
Stefan löffelte seine Portion hektisch. „Ich würde am Liebsten gleich zur Mine aufbrechen. Ich bin schon ganz kribbelig. Gold!“
„Mir kommt das völlig unwirklich vor“, nuschelte Sandra. Sie spuckte ein Hühnerknöchelchen aus und lachte sich darüber halb tot. Dann fuhr sie fort: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, morgen mit euch in die Mine zu gehen und auf einmal glitzert alles gelb.“
„Ich habe schon Gold gefunden.“ Mark kaute und schluckte. Er hatte jetzt richtig Kohldampf gehabt. „Der kleine Bach hat tatsächlich vom Felsen weiter oben Gold ausgewaschen, ich habe in einer knappen Stunde einiges mit meiner Schüssel zusammen bekommen.“
„Echt?“ Tina blickte ihn interessiert an. „Wie viel?“
„Naja, ein Zehntelgramm, denke ich. Dafür brauchte man bei uns in Deutschland allerdings Tage.“
„Und morgen holen wir uns die Kilos“, Sandra lachte erneut, wurde aber schnell wieder ernst. „Ich hoffe, es wird nicht gefährlich.“
Wir Jungs können auch alleine gehen“, meinte Mark. „Ist vielleicht auch besser so. Falls was passiert, haben wir euch als Eingreifreserve.“
„Nichts da!“, rief Tina laut und resolut. „Wir gehen alle!“
„Und wenn wir nichts finden?“ Jens sah in die Runde, dann zum Topf, ob noch ein Rest Eintopf übrig war.
„Dann hatten wir eben einen schönen, aber enttäuschenden Urlaub.“ Stefan winkte ab. „Denkt nicht weiter darüber nach und lasst uns über etwas anderes reden, sonst drehe ich noch durch.“
Sie einigten sich darauf, am Nachmittag zusammen die Gegend zu erkunden und Holz zu sammeln. Sandra nahm ihren Hammer mit, falls sie einen Stein aufschlagen oder etwas abschlagen musste, sie hielt ständig nach Mineralen Ausschau. Im Bach hatte sie bereits ein interessantes Stück gefunden. Sie hielt es für Achat oder Jaspis, das würde sie noch herausfinden. Es lag schon bei ihren Sachen im Zelt. Das Plateau bot allerdings nichts Aufregendes und im Wald ragten selten Felsen durch den Humusboden bis ans Tageslicht. Sie verteilten sich, schauten nach Pilzen und Beeren, aber dafür war es im Juli wohl noch zu früh, sie fanden nichts.
Als Sandra sich für ein Geschäft in die Büsche
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