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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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    Als sie in der Frühe losfuhren, saß Jens auf dem Beifahrersitz und Sandra hatte die Rückbank für sich. Es war ein anderes Auto, ein anderer Fahrer und trotzdem spürten sie beide, wie die Gedanken an ihren Alpentrip sie überschwemmten wie ein Deja Vu und sie traurig machten. Zu schlimm waren die Ereignisse, zu endgültig der Tod gewesen und zu nahe waren sie selber dieser Endgültigkeit gekommen.
    In Jens vermischte sich die Trauer mit Stolz. Er hatte sich verändert und war nicht mehr der schüchterne Pummel, der er noch vor dem drei Monaten gewesen war. Als jetzt sein Vater ihm diese Fahrt verbieten wollte, weil er ihn in der Werkstatt brauchte, hatte Jens ihm klipp und klar zu verstehen gegeben, dass ein Mädchen, das er mochte, in Not war und seine Hilfe brauchte. Das wäre wichtiger als Reifen zu wechseln. Er sei nun Dreiundzwanzig, sagte er ganz ruhig, und er werde dem Elternhaus für immer den Rücken kehren, wenn er jetzt nicht fahren dürfte und verbieten ließe er sich die Fahrt ohnehin nicht. Sein Vater war nicht schreiend ausgeflippt, er hatte ihn nur überrascht gemustert.
    „Mein Sohn bekommt Eier in der Hose“, sagte er. „Das gefällt mir sehr. Du wirst ja doch ein Mann, gratuliere. Wirst du wieder in der Werkstatt arbeiten, wenn du zurück bist?“
    „Ja, klar.“
    „Dann gebe ich dir Urlaub und wünsche ich dir alles Gute, mein Junge und pass auf dich auf. Regle deine Angelegenheit und versuche, schnell wieder hier zu sein, ich brauche dich, die Werkstatt braucht dich.“
    Seine Mutter hatte glücklich gelächelt, ihn umarmt und er kam sich vor, als würde er zum Mars fliegen und frühestens in zwanzig Jahren zurückkehren.
    Jetzt saß er neben einem jungen Mann, den er nicht kannte und hatte für später die Straßenkarte ins Handschuhfach gelegt. Dann würde er, wie zuvor Stefan, den Weg weisen. Chris war ähnlich wie Mark groß und schlank, aber nicht dürr. Sein dunkles Haar kringelte sich und die braunen Augen schauten geheimnisvoll. In seiner Ahnenreihe mussten sich Araber befinden, überlegte Jens, der ihn heimlich musterte.
    „Du warst also mit Sandra in einer Klasse?“, begann er ein Gespräch.
    „Ja, nach der Grundschule. Wir haben aber jahrelang kaum ein Wort gewechselt. Dann konnte ich ihr bei einem Problem helfen und wir wurden so etwas wie lockere Freunde.“
    „Aha“, Jens überlegte, ob er gezielt nach dem Problem fragen sollte, aber wenn Chris darüber sprechen wollte, hätte er sicher mehr dazu gesagt. „Ihr wart aber nicht zusammen, oder so?“
    „Nein. Ich stehe mehr auf asiatische Frauen und bin, glaube ich, nicht ihr Typ.“
    „Na, wir sind auch nicht zusammen, falls dich das interessiert. Hast du Fragen zu unserem Trip? Oder hat dir Sandra schon alles erklärt?“
    „Sie erzählte mir gestern die ganze Story mit eurer Fahrt in die Alpen und der Goldsuche. Tut mir leid um die beiden Jungs, das waren bestimmt gute Kerle und der Typ, der ihnen das angetan hat, gehört ganz sicher hinter Gitter. Jetzt retten wir das Mädchen, äh Tina heißt sie, aus den Fängen des Killers, deshalb fahren wir an die Côte d’Azur, wo sie sich mit ihrem durchgeknallten Daddy aufhält. Wenn wir sie haben, liefern wir den Mörder an die Polizei aus. Es kann gefährlich werden, wenn der Kerl durchdreht und uns angreift, wir müssen aufpassen und vorsichtig sein. Ach, und du bist verknallt in diese Tina, sagte Sandra noch. Hab ich alles erwähnt?“
    ‚Na der hat ja ein sonniges Gemüt‘, dachte Jens halb belustigt, halb verärgert. „Ja, so ähnlich.“
    Chris kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß ja nicht, ob die Idee, selber hinzufahren und eure Freundin Tina zu retten, so gut ist. Die Polizei hat ganz andere Möglichkeiten, in so einer Situation zu handeln, aber andererseits ...“ Er verstummte kurz und warf Jens einen Blick zu. „Wenn sie wirklich von dem Kerl festgehalten wird und du sie so sehr magst, hätte ich an deiner Stelle auch so gehandelt. Meine Unterstützung hast du auf jeden Fall. Die Polente patzt oft genug bei Geiselnahmen und so und da sie bis jetzt keine Spur des Typen haben, ist es fraglich, ob sie mit dem Hinweis auf Saint-Tropez weiterkommen.“
    „Danke Mann.“ Chris wurde Jens schlagartig sympathischer. „Ich hoffe einfach, Tina helfen zu können. Sie rief mich um Hilfe, das kann ich nicht mit einem Anruf bei der Polizei abtun und dann die Hände in den Schoß legen und abwarten, was passiert. Vielleicht ginge alles gut aus und der

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