Alpengold (German Edition)
herrschten noch über zwanzig Grad bei strahlendem Sonnenschein.
Das Städtchen zog sich malerisch am Meer entlang und besaß einen Hafen mit alten Fischerbooten, die neben teueren Jachten wie Überbleibsel früherer Jahrhunderte wirkten. Lange lag der Ort in einer Art Dornröschenschlaf, nahe an Cannes und Nizza, aber doch unbeachtet von der High Society. Da aber die berühmten Orte der Côte d’Azur mehr und mehr von Touristenscharen bevölkert wurden und die Preise für alles in astronomische Höhen stiegen, wichen die Promis mit ihren Edeljachten langsam aber sicher auf kleinere und noch unbekanntere Orte wie eben Menton aus.
Nizza durchfuhren sie in der beginnenden Dämmerung und sahen nur Häuser und Menschen. Auch hier gab es viele Villen und Neubauten und am Strand türmten sich Hotelblöcke auf. Der Hafen besaß einen kleinen Bereich mit Fischerbooten, aber an der Mehrzahl der Stege und Liegeplätze schaukelten Hochseejachten, deren Bordlichter im Abendlicht romantisch leuchteten. Die meisten von ihnen kosteten mehr, als so mancher Arbeiter in seinem Leben verdiente. Ihre Besitzer gaben sich allerdings mit Sicherheit nicht mit einfacher Arbeit ab. Wer hier einen Liegeplatz besaß, hatte nicht nur mal eben eine Million Euro im Lotto gewonnen oder geerbt, nein, der hatte es geschafft!
Den kurzen Straßenabschnitt bis Cannes passierten sie in einer dichten Autokolonne, hier herrschte Tag und Nacht reger Verkehr. In Cannes leuchteten tausend Lichter und machten aus der turbulenten Stadt ein Märchenbild wie aus einem Bilderbuch. Auf der rechten Seite lagen im Hinterland flache Hügel beinahe schon im Dunkeln und die Ausläufer der Stadt zeigten sich als kleine Lichtpünktchen, verteilt in einem Fantasiemuster. In Cannes gab es noch mehr und noch größere Hotelkomplexe. Die Strandpromenade, zu der die Straße über einige Kilometer Länge wurde, war mit bunten Lichtern und Reklame erhellt, wie Las Vegas. Hier reihte sich Auto an Auto und Menschentrauben strömten von einem Casino zum nächsten. Hier flossen nicht nur Ströme von Champagner, sondern auch Ströme von Euros, natürlich nur in eine Richtung; in die der Spielcasinos.
Chris fuhr langsam , mit offenem Mund und sein Kopf drehte sich wie ein Radargerät von links nach rechts und zurück. Begeistert forderte er sie auf, zu schreien, wenn sie Prominente wie Catherine Zeta-Jones, Eva Longaria, Lucy Liu oder Qi Xi sehen sollten.
„Jetzt sind doch keine Filmfestspiele hier“, lachte Sandra. „Die Stars und Starlets sind alle in Hollywood. Außerdem würde ich eher bei Matt Damon und George Clooney schreien, oder bei Tom Cruise, aber der ist mir zu klein.“
„Wer ist denn Qi Xi?“ Jens drehte sich zu Sandra. „Kennst du die? Das ist doch eine sie, oder?“
Sie hob die Schultern.
Chris winkte ab. „Ich steh auf solche Schönheiten. Qi ist eine chinesische Schauspielerin, die im neuen Thriller Mystery mitspielt. Hey, mir fällt gerade ein, sie ist sicher bei den nächsten Filmfestspielen hier und schreitet lächelnd über den roten Teppich, Mensch, da muss ich dabei sein!“
„Na, dann spare schon mal, hier zahlst du für die Übernachtung, falls du rechtzeitig buchst, um ein Hotel- oder Pensionszimmer zu bekommen, locker um die zweihundert Euro.“
Hinter Cannes folgten sie der A8 vom Meer weg nach Norden. Bis hier war die Sonne links vorn von ihnen gewesen und hatte sich dem Meer immer weiter genähert. Vor wenigen Minuten war der Glutball untergegangen und die Wolken färbten sich von Rot zu Dunkelgrau, um die Nacht einzuläuten. Der Anblick bot überwältigende Farbenspiele und begeisterte Jens und Sandra. Chris hatte noch seine Sonnenbrille auf, grummelte aber nicht mehr vor sich hin, da ihn die Sonne jetzt nicht mehr beim Fahren blendete.
Bei Le Muy verließen sie die Autobahn und fuhren wieder südlich in Richtung Saint-Tropez. Gleich darauf erreichten sie ihr Übernachtungsdomizil und waren alle drei heilfroh, es endlich geschafft zu haben. Sie checkten ein und bekamen gleich im ersten Flachbau ihr Zimmer zugewiesen. Es war inzwischen nach zwanzig Uhr und es gab nur noch Brot und Schinken aus der kalten Küche. Um die Schlafplätze brauchten sie nicht streiten, das Zimmer besaß drei Einzelbetten. So brauchten sie nicht zu knobeln, wer sich das Doppelbett mit wem teilte und jeder sank in sein eigenes Bett.
Kapitel 12
Das Frühstück war noch sehr italienisch angehaucht, mit Café Latte oder Cappuccino, Schinken, Rührei
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