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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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Mörder wird geschnappt, vielleicht flieht er aber weiter und verschleppt Tina sonstwohin.“
    „Ja, das verstehe ich. Jetzt tun wir ja was und sind unterwegs, wir holen deine Tina aus den Klauen ihres mörderischen Vaters.“
    Jens sah Chris an, ob er das ironisch meinte, aber es sah nicht danach aus.
    Gleich zu Beginn der Fahrt hatte Jens bekannt gegeben, dass sie bis hinter Aosta, beinahe bis Brusson, die gleiche Strecke fahren würden, wie beim ersten Mal. Es war die optimalste Route, auch wenn Sandra unwillig das Gesicht verzog. Sie würden dann südlich über Turin bis ans Mittelmeer kommen und westlich in Richtung Frankreich fahren, wo kurz nach der Grenze Nizza auftauchen sollte. Dann noch durch Cannes hindurch und die A8 weiter bis in Höhe von Le Muy, bis sie nördlich von Saint-Tropez die Autobahn verlassen und sich südlich halten würden.
    Jens hatte die Strecke am Computer festgelegt und südlich hinter Le Muy auf der D125 ein kleines Hotelressort gefunden. Die Fotos im Internet auf der Seite des Ressorts hatten ihm gefallen, sie zeigten flache Gebäude und Bungalows, eingerahmt von Wald und mit einem kleinen Badesee in der Nähe. Für 57 Euro konnte er ein Dreibettzimmer buchen. In Saint-Tropez oder gegenüber in Saint-Maxime hätten sie kaum etwas für den dreifachen Preis bekommen.
    Sandra hielt während der Fahrt die Augen geschlossen, beteiligte sich nicht an der Unterhaltung und schlief oder tat, als schliefe sie und wurde nur zu den Pinkel- und Snackpausen munter. Dann wirkte sie ernst und verschlossen und sprach kaum ein Wort. Erst als sie am späten Nachmittag Brusson passiert hatten, begann sie sich für die Aussicht zu interessieren.
    „Mir kommt das alles so unwirklich vor“, sagte sie nachdenklich. „Wenn ich die Augen schließe, denke ich, Mark und Stefan sitzen vorn. Schrecklich!“
    „Ja, ich weiß.“ Jens drehte sich zu ihr um und schaute in ihre blauen Augen. „Mir geht es ähnlich. Ich sehe aus dem Fenster und denke, hier an dieser Stelle sprachen wir über das Buch und waren alle noch gut drauf. Aber wir müssen das Geschehene hinter uns lassen. Ich sage nicht, wir sollen es vergessen, aber es darf uns nicht mehr beherrschen, okay? Das Leben geht weiter und wir sind auf einer neuen Fahrt, die alte ist abgehakt.“
    Chris nickte. Er konnte nachvollziehen, wie Sandra sich fühlte, aber das musste sie ablegen. Er versuchte, das Thema zu wechseln. „Wenn ich mir überlege, was für ein Glück ihr hattet, tatsächlich Gold zu finden und dann noch so eine Menge, das ist total aufregend. Ihr wart für kurze Zeit reich gewesen! Doch dann muss das, was weiter geschah, doppelt schlimm für euch gewesen sein. Aber wie war denn das mit dem Gold? Wie sah das aus? Wie viel war das denn nun?“
    Jens beschrieb es ihm und erzählte auch von dem einzigen Stück Gold, das er in seiner Hosentasche gesteckt und vergessen hatte. Erst auf der Fahrt nach Berlin bemerkte er etwas Schweres in der Hose. Später verkaufte er bei Ebay die Goldstufe.
    „Wow, ein kleines Stück und es brachte so viel Kohle ein. Die hätte ich auch gern.“ Chris schnalzte mit der Zunge.
    „Warum hast du keinen Job?“, wollte Jens wissen.
    „Ach weißt du, ich war in der Schule faul und schaffte keinen guten Abschluß. Mit dem schlechten Zeugnis fand ich natürlich keine gute Ausbildung, nur Mechatroniker, Verkäufer und solche Sachen, das wollte ich nicht lernen. Also fing ich zum Schein ‘ne Ausbildung an und ließ mich bald feuern, um Hartz vier zu kriegen. Dann fuhr ich Pizza aus, steckte Werbung in Briefkästen. Die Gelegenheitsjobs und die Kohle vom Staat reichen mir zum Leben, aber eine Frau kann man damit nicht bei sich halten, musste ich schmerzlich lernen. Also bin ich solo.“
    Sie passierten ein blaues Schild mit einem Sternenkreis, in dem France stand und kamen gleich darauf nach Menton.
    „Das ist die erste Stadt an der Côte d’Azur, wir sind in Frankreich.“ Sandra spielte wieder die Reiseleiterin. Müdigkeit und Trauer hatte sie abgelegt und schaute voraus, real und im übertragenen Sinne. Der Ausblick war auch wunderschön. Das Mittelmeer glitzerte links bis zum Horizont, während auf der rechten Seite sanft geschwungene Berge, eher Hügel, sich aneinanderreihten. Auf Zitronenhaine hatte Sandra gerade eben hingewiesen, das Klima war hier im Süden, abgeschirmt durch die Berge, wesentlich milder als nur hundert Kilometer weiter nördlich. Im Winter gab es fast nie Frost und jetzt, im Oktober,

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