Alpengold (German Edition)
war.“
„Jens!“
„Es war Tina!“
Jens sah aus, als hätte er gerade eine Bombe gezündet und Sandra fühlte sich, als wäre das unmittelbar neben ihr passiert. „Nein!“ Sie wurde blass.
„Doch. Es war Tina. Sie ist in Saint-Tropez und hat um Hilfe gerufen, also ich meine, sie bat um Hilfe. Sie will weg von ihrem Vater, der sei durchgeknallt und bedrohe Leute oder so und ich soll sie da wegholen.“
„Der Mörder“, hauchte Sandra und musste sich setzen. „Und sie ... diese, diese ...“
Sie konnte Jens nur entsetzt anstarren.
„Sie sagte, es tut ihr leid, sie wollten nur das Gold nehmen und niemanden verletzen. Doch ihr Vater wäre so gewalttätig ... und nun hält er sie fest, hat ihren Ausweis und das Geld geht ihr aus. Sie will weg von ihm, braucht aber meine Hilfe. Ich kann ihr doch die Hilfe nicht verwehren."
„Du musst zur Polizei gehen, Jens!“
„Nein, ich will nicht, dass sie eingesperrt wird.“
Sandra ging, etwas zu trinken holen, sie brauchte einen Moment zum Nachdenken. Was sollte sie davon halten? Der Typ, Tinas verrückter Vater, gehörte hinter Gitter, er hatte Mark und Stefan auf dem Gewissen. Wie weit Tina mitschuldig war, sollte die Polizei klären. Das sagte sie auch zu Jens.
„Ich will erst mit ihr reden“, meinte er nachdenklich. „Ich muss zu ihr. Ihren Vater können wir der Polizei übergeben oder sie zu ihm führen, aber Tina hat niemanden umgebracht. Sie ist unschuldig. Na, jedenfalls am Tod des Jägers und von Mark und Stefan.“
Jens sah, wie Sandras Augen überliefen und Tränen die Wangen herab rollten. Er wühlte in den Hosentaschen auf der Suche nach einem Taschentuch, aber sie winkte ab und griff sich ein Tempo vom Nachttisch. Jetzt bemerkte Jens die vielen Packungen, die dort bereit lagen. Sie schien oft zu weinen, vielleicht trauerte sie Mark noch nach oder war allgemein traurig über den frühen Tod der beiden. Sandra tat ihm leid. Er räusperte sich. „Wo liegt Saint-Tropez? In Südfrankreich, an der Côte d’Azur? Ich will dorthin!“
Sandra schneuzte sich. „Jens, das kannst du nicht machen! Der Wahnsinnige bringt dich um! Du hast kein Auto, keine Waffe zur Verteidigung, keine Ahnung. Was willst du dort?“
„Ich will Tina helfen. Ich kann mit dem Zug fahren, allerdings bin ich dann vor Ort nicht flexibel. Hm.“ Er dachte nach.
„Du willst da wirklich hin?“
„Ja.“
„Nicht zur Polizei gehen?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf und sah sie flehend an. „Tina braucht mich. Und sie mag mich, sie hat mich an den Kuss erinnert, am Abend im Camp und meinte, er sei echt gewesen, sie hätte Gefühle für mich.“
„Oh Jesus. Na dann ist ja alles klar. Das war Wasser auf deinen Wunschbrunnen, nun kommt die Liebe ins Spiel.“ Sandra schüttelte den Kopf und rieb über die Augen. Nachdenklich starrte sie einen Augenblick ins Leere. „Gut, ich helfe dir. Ich frage einen Kumpel, einen alten Schulfreund, ob er uns fährt. Er ist arbeitslos, hat einen alten Golf und mit Sicherheit Zeit für uns. Du musst aber alles bezahlen, klar?“
„Hey, super!“ Jens stutzte. „Uns?“
„Ich komme mit, oder es wird nichts. Ich passe auf dich auf, dass du keinen Blödsinn machst. Wenn es brenzlig wird, rufe ich die Polizei, wenn wir Tina in Sicherheit haben, rufen wir die Polizei. Ich will auf jeden Fall, dass die Polizei informiert wird und ihren Vater, den Mörder, schnappt, verstanden?“
„Ja, Sandra, das geht klar, danke! Ich will doch auch, dass ihr Vater hinter Gitter kommt, er muss büßen für das, was er getan hat. Das Geld ist kein Problem, ich habe genug auf dem Konto. Außerdem konnte ich den Goldklumpen, du erinnerst dich, bei Ebay an einen Sammler für Tausendachthundert Euro verkaufen. Aber wie willst du denn mitkommen, du musst doch zur Uni!“
„Ich gehe morgen früh zum Arzt und lasse mich krank schreiben. An der Uni ist im Moment eh nicht viel los, da verpasse ich kaum was.“ Sandra schaute auf die Uhr. „Weißt du was? Ich rufe gleich Christian an, ob er uns übermorgen fahren kann. Dann wissen wir Bescheid und können morgen planen. Gut?“
Jens nickte. Das ging ja schnell. Allein hätte er sicher erst ein paar Tage gegrübelt, hin und her überlegt, was er tun könnte und ob es gut wäre, was er tun wollte. Aber Sandra machte gleich Nägel mit Köpfen, das gefiel ihm. Es grauste ihn nur davor, seinem Alten klarmachen zu müssen, für ein paar Tage wegzufahren. Sein Vater hatte ihn schon voll in die Werkstatt
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