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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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sehen. Meine Handynummer hat sie auf jeden Fall. Er fuhr nach St. Johann zurück. Auf geht’s, Raintaler. Schauen wir doch mal, wie sich die Pisten und Hänge an der Nordseite des Kitzbüheler Horns fahren lassen.

25
     
    Anneliese öffnete den unfrankierten Umschlag, den sie gerade von ihrem Briefkasten mit hereingebracht hatte. Er sah genauso aus, wie der, in dem der Erpresserbrief gesteckt hatte. Und auch der Zettel darin war identisch. Mit zittrigen Fingern fischte sie ihn heraus.
    ›Um Punkt zwölf Uhr Hauptbahnhof‹, stand in der gleichen Computerschrift wie gestern darauf. ›Leg die 100.000 Euro in das Schließfach Nummer zehn und wirf den Schlüssel anschließend in einem braunen Umschlag in den Mülleimer neben dem Würstchenstand bei den Gleisen. Keine Polizei. Sonst geht’s deiner Tochter schlecht.‹
    Jetzt zitterte sie am ganzen Leib. Der kalte Schweiß brach ihr aus. Sie bekam kaum noch Luft. Zwei Stunden Zeit bleiben dir also, um das Geld abzuholen und zum Bahnhof zu fahren. Ruhig bleiben, Annie. Es nützt Sabine gar nichts, wenn du jetzt einen Herzinfarkt bekommst. Reiß dich zusammen. So schnell es ging, zog sie sich an, ließ alles stehen und liegen und lief aus dem Haus. Monika war zu Hause nicht zu erreichen. Na gut. Dann entscheidest du das halt jetzt alleine. Sie beeilte sich, auf die Bank zu kommen.
    »Schönen guten Tag, Frau Rothmüller.« Die junge Frau mit dem streng zurückgekämmten Haar hinter dem Serviceschalter lächelte zuvorkommend. Sie war angehalten, sich Kunden gegenüber, die viel Geld auf ihren Konten hatten, besonders zuvorkommend zu erweisen. Und Anneliese hatte viel Geld. Jedenfalls genug, um am Bankschalter ein Extralächeln zu bekommen. Der etwas zittrige Rentner, der gerade vor ihr abgefertigt worden war, hatte dagegen die übliche, kurz angebundene Behandlungsweise abbekommen. Von derselben jungen Frau im lindgrünen Jackett, vor der sie jetzt stand, war er in einem geradezu unerträglichen, schulmeisterhaft arroganten Ton abgekanzelt worden, als wäre er ein kleines Kind oder zumindest nicht ganz zurechnungsfähig.
    »Guten Tag, Frau …«, schnarrte Anneliese von oben herab. »Sagen Sie mal, ist man hier immer
so ausgesucht freundlich zu älteren Herrschaften? Da muss man ja Angst haben, dass man selbst
einmal älter wird.« Trotz ihrer angespannten Lage ärgerte sie sich darüber, wie der Mann vor ihr behandelt worden war. Oder vielleicht gerade deswegen. Extremsituationen schärften ja oft die Sinne.
    »Nein, um Gottes willen, Frau Rothmüller. Aber manche Kunden verstehen uns so schlecht.«
    »Skandalös, Ihr respektloses Benehmen. So, und jetzt holen Sie mir Ihren Chef. Aber ein bisschen plötzlich. Ich habe es eilig.«
    Die Schalterbeamtin lief knallrot an. »Ja, aber können wir das nicht unter uns …«
    »Nein, können wir nicht. Ihren Chef, den Herrn Rose. Machen Sie schon.« Annies Ton konnte zwingend sein. Wenn sie unter Druck stand, sogar sehr zwingend. Sabine hätte die junge Frau zur Genüge darüber aufklären können.
    »Jawohl, Frau Rothmüller. Natürlich. Sofort.« Sie schien es auch so zu ahnen und lief zügig in den hinteren Bereich des Großraumbüros, wo der Zweigstellenleiter seinen Platz hatte.
    »Frau Rothmüller, ich grüße Sie. Sie wollten mich sprechen?« Herr Rose kam mit dem reizendsten Lächeln der Welt auf Anneliese zu und deutete zur Begrüßung einen Handkuss an. Ganz Gentleman alter Schule. Alter Schleimer, dachte sie.
    »Ja, Herr Rose. Aber wenn es geht, unter vier Augen. In aller Ruhe.«
    »Aber gerne. Darf ich bitten?« Er steuerte einen kleinen, abgetrennten Raum am Rand des Büros seitlich vom Schaltertresen an.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz, liebe Frau Rothmüller«, sagte er, als er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Passen Sie auf, Herr Rose. Ich brauche auf der Stelle 100.000 Euro in bar. Kleine Scheine. Nicht nummeriert.« Anneliese setzte sich an den Schreibtisch in der Mitte des Zimmers.
    »Ja, um Gottes willen! So viel Geld, Frau Rothmüller? Ja, werden Sie denn erpresst? Ha, ha, ha.«
    »Nein, Herr Rose. Natürlich nicht. Ich möchte das Geld einfach nur ausbezahlt bekommen. Und wenn es geht, möglichst schnell.« Sie klopfte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Wenn Sie eine Anlagemöglichkeit suchen, ich hätte da was für Sie, liebe gnädige Frau. Eine todsichere Sache mit sehr hoher Rendite.« Er leckte sich kurz mit der Zunge über die Lippen.
    »Nein,

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