Alpengrollen: Kriminalroman
dass er fremdging, so komisch?
»Ja, Herrschaftszeiten! So ein Mist.« Er stöhnte laut vor Wut und Schmerz auf, als er sich den haarlosen Kopf am Türrahmen stieß, und animierte Monika damit zu einer erneuten Lachsalve. Mit beiden Händen auf das Steuer einschlagend, kicherte und gluckste sie in sich hinein.
»Geh, Monika , jetzt hör halt mal mit dem saublöden Lachen auf. Beruhig dich halt wieder. Wie spät ist es eigentlich?« Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, dachte er.
»Zehn!«, kam es prustend aus ihrem Munde. »Entschuldige mein Gegacker, Franzi. Aber du hast wirklich so blöd aus der Wäsche geschaut in diesem Schrank. Ich reiß mich gleich zusammen. Wahrscheinlich ist es ja nur die Erleichterung darüber, dass dir nichts passiert ist.«
»Aha. Also, ich brauche auf jeden Fall erst mal eine Dusche. Sag mal. Wie bist du denn überhaupt in die Wohnung von diesem Glanzeder reingekommen?«
»Ich habe dem Hausmeister erzählt, dass ich seine Mutter wäre und die Wäsche abholen müsste. Und habe ihn gefragt, ob er mir aufsperren könne. Das war alles.«
»Und das hat der dir ohne Weiteres abgenommen?«
»Na klar. Können diese Augen etwa lügen?« Sie sah in lange lächelnd an.
»Nein … Jessas! Herrschaftszeiten. Ich muss ja unbedingt die Kollegen anrufen. Dieser Fridolin Glanzeder kommt sofort auf die Fahndungsliste. Der Mistkerl entkommt mir nicht. Und wenn ich dafür ganz Bayern auf den Kopf stellen muss. So viel ist sicher.«
Vorher rief er aber doch erst mal Sandra an, erklärte ihr kurz, was vorgefallen war und dass er gleich nach Hause kommen würde, um einen Bissen zu essen und sich umzuziehen. Er merkte an ihrem Ton, dass sie ihm glaubte. Sie versprach, mit dem Frühstück auf ihn zu warten. Dann wählte er die Nummer des Präsidiums und ordnete an, sofort eine Fahndung nach einem gewissen Fridolin Glanzeder rauszugeben. Wegen schwerer Körperverletzung und Freiheitsberaubung eines Kollegen. Er wusste, dass alle Polizisten noch wachsamer und gründlicher bei ihrer Arbeit vorgehen würden, wenn es sich um ein Opfer aus ihren eigenen Reihen handelte. Der Gesuchte sei ungefähr einsachtzig groß, habe lange, dunkle Haare, einen langen, geflochtenen Kinnbart und sei um die 85 Kilo schwer. Dann gab er die Adresse von Fridolins Wohnung durch und wies an, auch gleich noch die Jungs von der Spurensicherung hinzuschicken, damit sie nach Fingerabdrücken und sonstigen Hinweisen auf den Entflohenen suchten.
Als er fertig telefoniert hatte, wollte er nur noch nach Hause. Seine Kopfschmerzen wurden immer stärker. Monika, die inzwischen völlig mit ihrer nervösen Alberei aufgehört hatte, lieferte ihn mit dem Auto vor seiner Haustür ab und empfahl ihm, den Dienst heute ausnahmsweise mal Dienst sein zu lassen. Er solle lieber doch noch zu seinem Hausarzt gehen und nachsehen lassen, ob er eine Gehirnerschütterung abbekommen habe. Spätfolgen seien in so einem Fall nicht auszuschließen. Und einen Dienstunfall sollte man generell immer amtlich feststellen lassen.
»Einen Dienstunfall schon, Moni«, erwiderte er, bevor er ausstieg. »Blöderweise war ich aber sozusagen in privater Mission unterwegs. Aber du hast schon recht. Nachschauen lass ich auf jeden Fall. Na, da wird Max ein paar schöne Runden ausgeben dürfen, für diesen kleinen persönlichen Gefallen, den ich ihm getan habe.«
»Sei nicht zu streng mit ihm«, bat ihn Monika. »Er wollte doch nur Anneliese helfen. Aber wie ich ihn kenne, gibt er dir trotzdem nur allzu gerne einen aus. Dann könnt ihr zwei wenigstens einmal wieder ungestört beieinandersitzen und über alte Zeiten reden.«
24
Max war gerade dabei, sich seine zweite Tasse von Marias köstlichem Kaffee einzuschenken, als Johanna wie aus dem Nichts vor dem Tisch stand.
»Guten Morgen, Max. War ich sehr schlimm?«, murmelte sie zerknirscht.
»Guten Morgen«, erwiderte er. »Nein. War schon okay.«
»Noch eine Kanne Katertrunk?«, rief Maria gleichzeitig fröhlich vom Frühstücksbüffet herüber, wo sie gerade die Wurst- und Käseplatten auffüllte.
»Oh Gott, bloß nicht! Igitt.« Die hübsche blonde Holländerin, die sich der Welt heute Morgen von ihrer zerknitterten Seite präsentierte, schüttelte sich. »Oder doch!«, räumte sie gleich darauf ein. »Ich habe solche Kopfschmerzen. Dann halte ich mir eben die Nase zu. Was war denn das nur für eine komische Party gestern?«
»Das Übliche, würde ich sagen. Ich kenne so was von München.
Weitere Kostenlose Bücher