Alpengrollen: Kriminalroman
Anfang.
»Schlimm?«
»Ich glaube, er hat eine saubere Gehirnerschütterung. Er war ohnmächtig. Und die ganze Nacht gefesselt in einem Schrank gelegen ist er.«
»Autsch!« Max bekam ein schlechtes Gewissen. Herrschaftszeiten, und das alles bloß wegen diesem blöden Gör von der Annie, lenkte er aber gleich darauf die Schuld wieder von sich ab. Bloß weil Sabine ihr Liebesleben entdecken muss, wird mein bester Freund halb umgebracht.
»Genau. Autsch!«
»Aber jetzt steht er wieder?«
»Ja. Er hat gemeint, Unkraut vergeht nicht.«
Gott sei Dank, nichts wirklich Ernstes. »Ach, dann überlebt der alte Holzkopf das schon. Soll er halt zum Arzt gehen.«
»Will er aber nicht. Du kennst ihn ja besser als ich.«
»Spinnt der?«
»Schaut ganz so aus.« Monika klang jetzt beinahe fatalistisch.
»Ich ruf ihn gleich mal an, Moni. Danke, dass du ihn befreit hast. Bist halt doch meine beste Assistentin, wenn’s ums Kriminalistische geht.« Er rutschte ein kleines Stück mit dem Talski weg und geriet ins Straucheln. Dabei fiel ihm das Handy aus der Hand. Pass halt auf, Raintaler, alter Depp. Er bückte sich und hob es schnell wieder auf. Als er es ans Ohr hielt, um weiter zu sprechen, war die Verbindung unterbrochen. Aufgelegt, dachte er. Egal. Alles Wichtige ist eh gesagt. Er wählte Franz’ Nummer. Als sein alter Freund und Exkollege abnahm, beglückwünschte er ihn erst einmal lachend zu seinen gelungenen Ermittlungen.
»Verarsch mich nur, Max«, sagte Franz. »Aber das kann ich dir sagen, in so einem Schrank ist es verdammt ungemütlich. Das würdest du genauso sehen. Glaube mir. Gerade du mit deiner andauernden Jammerei wegen deinen Krankheiten.«
»Ich würde im Gegensatz zu dir kleinem Kugelblitz ja gar nicht reinpassen«, entgegnete ihm Max und lachte noch lauter.
»Warum machen sich eigentlich andauernd alle über mich lustig?«, wollte Franz daraufhin wissen. »Aber wart’s nur ab. Diesen Glanzeder schnappe ich mir. Und dann gnade ihm Gott. Wir besuchen nachher gleich mal seine Schwester am Pariser Platz. Vielleicht weiß die ja, wo wir ihr sauberes Brüderchen finden können.«
»Super Idee, Franzi. Und am Ende findet ihr Sabine hoffentlich auch noch und ich kann hier endlich in aller Ruhe meinen Urlaub genießen.« Max blickte über die endlose, glitzernde Schnee- und Eislandschaft rund umher.
»Schauen wir mal, dann sehen wir schon. Also dann, mach’s gut, Max. Ich melde mich, wenn es was Neues gibt.«
»Mach’s besser, Franzi. Pass auf deinen Kopf auf. Servus.« Er legte auf. Gott sei Dank. Mein Franzi ist einigermaßen wohlauf, dachte er erleichtert, steckte sein Handy weg und fuhr weiter. Er wechselte jetzt von seinen anfänglich weiten, großzügigen Kurven zu immer kürzeren Parallelschwüngen. Und ließ sich dabei ausgiebig von den Skihaserln und der männlichen Konkurrenz am Pistenrand und in den Liften bewundern. Diese Carver! Die reinste Revolution. Eigentlich braucht man sich nur draufzustellen. Den Rest machen sie fast von alleine.
Mittags entschied er sich für eine kleine Pause vor einer einladenden kleinen Hütte. Zeit für Nahrungsnachschub. Er holte sich eine Gulaschsuppe und ein Weißbier, setzte sich draußen in die Sonne und genoss den herrlichen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel ringsumher. Endlich Ruhe und mal richtig ausgiebig Ski fahren, schwärmte er. Bisher war es ja eher ein reiner Telefon- und Partyurlaub gewesen. Und dann gestern auch noch die beschwipste, anhängliche Johanna. Er mochte die blonde Holländerin. Wirklich. Aber das Dauerknutschen und ihr plötzlicher Eifersuchtsanfall hatten ihn irritiert. Und ihn, wenn er ehrlich war, fast ein kleines bisschen beängstigt. So nah muss ein Urlaubsflirt dann auch wieder nicht an einen rankommen. Egal. War ja sowieso gelaufen. Sie war bestimmt bereits unterwegs zu den Deichen. Im selben Moment musizierte sein Handy. Er legte seinen Löffel weg und hob ab. »Raintaler.«
»Hallo, Max. Hier ist Annie.« Sie klang sehr aufgeregt.
Also doch keine Ruhe. Herrschaftszeiten. »Hallo, Annie, was gibt’s? Habt ihr Sabine gefunden?« Er fischte den Löffel, der inzwischen vom Tellerrand in die Suppe gerutscht war, wieder heraus, leckte ihn ab und aß, während er mit ihr sprach, weiter.
»Das kann man wohl sagen, Max. Du wirst mir allerdings nicht glauben, was hier gerade los war. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.« Sie begann leise in den Hörer zu schluchzen.
»Ja, in drei Teufels Namen. Was ist denn jetzt
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