Alpengrollen: Kriminalroman
schon wieder los?« Max hatte die Nase von der ganzen Sache langsam gestrichen voll. In einer Tour kamen neue Horrormeldungen durch den Äther. Das ist ja das reinste Irrenhaus da drüben in München, fluchte er in sich hinein. Kaum ist man mal ein paar Tage weg, schon geht alles drunter und drüber. Da kann ich meinen Urlaub ja gleich bleiben lassen.
»Also, pass auf. Ich sag’s dir. Es ist der absolute Hammer.« Annie nahm sich, so gut es ging, zusammen, schnäuzte sich und sprach dann mit immer noch vor Aufregung zitternder Stimme weiter. »Ich habe doch gerade dieses Geld, das die Erpresser von mir wollten, in einem Aktenkoffer zum Bahnhof gebracht.«
»Was hast du? Ohne Polizei? Ja, bist du noch gescheit?« Diese Amateure. Nichts als Schmarrn im Kopf. Weiß sie denn nicht, wie gefährlich so etwas ist?
»Ich dachte, es ist am besten so. Weil sie ja geschrieben haben, dass ich keine Polizei verständigen soll. Was hättest du denn getan, verdammt noch mal? Stell dir doch bloß mal vor, Sabine wäre deine Tochter!« Sie wurde laut.
Max hielt den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr weg.
»Aber einfach so das viele Geld weggeben …« Er setzte sich aufrecht hin und schüttelte fassungslos den Kopf. Dass die Leute derart wenig Vertrauen in die Staatsmacht haben. Woher kommt das nur? Die Münchener Kripo zum Beispiel hat doch nun wahrlich eine sehr hohe Aufklärungsquote bei all ihren Fällen. Vor allem, als ich noch dabei war. Da war sie sogar noch höher. Egal. Das gehört jetzt nicht hierher.
»Pass auf, Max. Lass mich bitte einfach nur weiterreden. Es fällt mir schwer genug. Okay? Ich habe den kleinen Koffer also, wie es mir aufgetragen wurde, in ein Schließfach gesperrt und den Schlüssel in einem Umschlag in einen Mülleimer neben der Würstchenbude bei den Gleisen geworfen. Du weißt schon, dieses hässliche Ding aus Glas und Metall.«
»Ja, und dann?«
Wahrscheinlich ist die Kohle für immer weg. Und wo Sabine steckt, weiß immer noch kein Mensch. Herrschaftszeiten.
»Dann habe ich mich versteckt und darauf gewartet, wer sich den Schlüssel und das Geld holt.«
»Und?«
»Sabine!«
»Wie, Sabine …?«
»Sabine hat den Umschlag aus dem Mülleimer gefischt und dann den Koffer aus dem Schließfach …«
»Was? Sabine hat sich die 100.000 Euro gekrallt?« Vor Schreck fiel ihm der Löffel aus der Hand und tauchte erneut in der ungarischen Spezialität nach Hausmacherart auf seinem Teller unter.
»Genau.«
Er nahm erst mal einen großen Schluck Weißbier zur Beruhigung. Unglaublich. Sabine hätte ich so was wirklich nicht zugetraut. Dabei kenne ich sie schon so lange. Sie war eigentlich immer ein braves und vernünftiges Mädel. Bestimmt handelt sie im Auftrag von diesem Glanzeder und weiß gar nichts von dem Geld. Es kann aber auch anders sein. Wenn zum Beispiel Drogen im Spiel sind, da kann so ein junger Mensch schon mal ganz schnell umkippen. Und dann noch die erste große Liebe und so. Ei, ei, ei. Knifflige Sache.
»Ja, und jetzt?«, fragte er etwas ratlos.
»Jetzt stehe ich vor einem Haus am Pariser Platz. Da ist sie gerade reingegangen. Glanzeder steht an der Tür. Aber Anna Glanzeder. Nicht Fridolin. Und ich weiß beim besten Willen nicht, was ich tun soll.«
Sie klang zwar immer noch sehr aufgeregt, schien sich aber wieder etwas gefasst zu haben. Endlich hat sie gemerkt, dass sie hier mit Angst oder Hysterie auf keinen Fall weiterkommt, dachte Max. Obwohl man natürlich verstehen kann, dass sie Angst hat. Das Ganze ist ja kein Spaß. Schließlich geht es um ihr Kind. Herrschaftszeiten.
»Das ist seine Schwester«, erwiderte er schnell. »Und jeden Moment können Franzi und seine Kollegen wegen ihrem Bruder bei ihr auftauchen. Und dieser Glanzeder selbst natürlich auch. Wenn er nicht sowieso in der Wohnung ist.«
»Ja, um Gottes willen. Und was schlägst du nun vor?« Ihre Stimme hörte sich sofort wieder panisch an.
»Wenn du deine Tochter und dich selbst aus Schwierigkeiten raushalten willst, dann rennst du wie ein geölter Blitz da rein und holst sie raus. Und dein Geld am besten gleich mit. Und zwar sofort. Aber ich warne dich. Ungefährlich ist das nicht. Vor allem, wenn dieser Fridolin bei ihr sein sollte. Vielleicht holst du besser doch Franzi zur Hilfe.«
»Damit er Sabine drankriegt? Sie sah aus, als wäre sie unter Drogen gestanden. Nein, auf gar keinen Fall hol ich Franzi. Der muss ja offiziell reagieren, auch wenn wir noch so dicke Freunde sind. Ich könnte
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