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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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bringe Sie ins Gefängnis für einen Mord, selbst wenn es gar keine Leiche gibt. Juristische Fingerübungen, alter Scheißdreck.«
    Jakob wurde still. »Was wollen Sie von mir?«
    »Sehen Sie, wenn Sie mir die Frage heute Vormittag gestellt hätten, wäre die Antwort aus meinem Mund wie aus einer Pistole geschossen. Und jetzt am Nachmittag fällt mir auf einmal nichts mehr ein, solange ich auch darüber nachdenke, es ist weg. Wollte ich meinen Zipfel in Ihren Arsch stecken? Nein, dafür sind Sie mir zu alt. Obwohl, besser als nichts und billiger krieg ich es heute sicher nicht mehr. Lassen Sie Ihre Hose runter, beugen Sie sich über Ihren Stuhl und warten Sie das Weitere ab, mein lieber Jakob.«
    Lugners Diener begann zu glucksen.
    »Ich möchte jetzt gehen«, stammelte Jakob.
    »Nein, bleiben Sie, war doch alles nur Spaß. Ich stehe auf Weiber, genau wie Sie. Ich wollte Sie nur testen. Ganz im Ernst: Das Spiel ist aus. Wir fangen wieder richtig an zu reden. Es geht wieder ans Geschäft. Lieber Jakob, ich schulde Ihnen eine Menge Erklärungen. Wenn ich ehrlich bin, haben wir die vergangenen Tage einige böse Juxe mit Ihnen veranstaltet. Und nun kläre ich Sie auf. Wir sind im Wesentlichen Ihr Bruder und ich. Ja, Sie lachen. Birne ist von Anfang an dabei, er konnte sich nur nicht gleich zeigen. Wir brauchten seine Figur als Köder sozusagen. Ich weiß, dass Ihr Verhältnis nicht das beste ist, deswegen war uns klar, dass Sie sofort abbiegen würden, käme Birne leibhaftig auf Sie zu und sagte: Du, pass auf, Bruder, ich habe da eine todsichere Sache, gib mir all dein Kapital und all deine Zeit und wir drehen das Ding. Sie hätten ihm den Vogel gezeigt, und wir wären nie ins Geschäft miteinander gekommen. Also haben wir diese Verschwindibus-Geschichte inszeniert, Sie so richtig angeheizt mit einem echten Krimi-Erlebnis und, ich gebe es offen zu, auch mit Katharina – Sie fanden sie heiß, erzählen Sie mir nichts. Und jetzt stehen Sie hier und müssen doch sagen: Schlecht war die Show nicht bis jetzt. Oder?«
    »Was soll der ganze Käse?«
    »Nun, es geht darum, dass Personen, die offiziell als verschollen gelten, eine Menge Dinge mehr anstellen können als welche, die offen auf der Erdoberfläche herumspazieren und für jeden Pferdeapfel, den sie von der Straße aufheben, ein Alibi brauchen. Sehen Sie sich offiziell als verschwunden an. Wer hat eine Ahnung, wo Sie sich im Moment aufhalten? Katharina?«
    »Die sucht sicher schon.«
    »Ich werde jemanden schicken, der sich darum kümmert.«
    »Nein, sie hat keine Ahnung.«
    Lugner lachte auf. »Natürlich. Ich bin schon ganz müde vom vielen Reden. Den Rest kann Ihnen ja nun wahrlich der Birne erklären. Kommen Sie.«
    Die drei gingen aus dem Raum, Lugner bat ihn in den Keller, Jakob beging den Fehler, sich den Vortritt geben zu lassen. Er bekam einen Fuß in den Hintern und flog die Kellertreppe nach unten. Die Tür hinter ihm wurde abgesperrt. Unten angekommen, hatte er nur wenige Augenblicke, um beruhigt festzustellen, dass er sich keine Brüche, sondern nur ein paar Schürfwunden zugezogen hatte. Da hörte er das Knurren im Dunkeln.
     

Wallfahrtskirche
    Die Wallfahrtskirche von Maria Vesperbild liegt etwas erhöht, Pilgerströme flossen zu ihr hinauf. Die Wege waren voll gestellt mit Autos und Motorrädern. In die Reihe stellte sich auch der Opel, der die schwer zugedröhnten Tanja und Trimalchio ausspuckte.
    »So, da wären wir«, sagte der Fahrer und stieg auch aus. »Das ist doch schön. Wenn Sie die Marienandacht noch durchhalten, dann bringe ich Sie nach Augsburg.«
    Tanja hatte den Widerstand aufgegeben. »Dürfen wir auch im Auto schlafen?«
    »Nein, auf keinen Fall. Heute ist doch Fahrzeugsegnung. Deswegen bin ich doch auch hierher gefahren. Wie sieht dann das aus, wenn dann ausgerechnet in meinem Auto zwei Besoffene schlafen?«
    »Ich dachte ja nur, weil die Scheibe kaputt ist, ich passe auf, dass niemand was stiehlt.«
    »Keine Sorge«, sagte der Wallfahrer. »Hier in Vesperbild gibt es nur frommes Volk, da würde keiner was klauen. Aber jetzt müssen wir uns schicken, nicht dass die Kirche schon voll ist.«
    Sie hatten Pech, sie waren zu langsam, kein Platz im Gotteshaus, sie mussten sich auf das Feld daneben begeben, wo der Gottesdienst auf eine Videowand übertragen wurde. Sie befanden sich unter Tausenden Gläubigen und sahen auf Leinwand, wie in einer märchenhaften Barockkirche ein Gottesdienst zelebriert wurde, während draußen die Sonne

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