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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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hatte zerfetzen sehen, sprang direkt auf ihn zu – direkt auf seine Kehle. Der Film setzte ein, Kindergarten, Einschulung – und Jakob versuchte es doch, drehte sich und rannte, flog kopfüber über den Zaun. Der Hund knapp hinter ihm und doch noch nicht im Fleisch. Die Autotür hatte er nicht versperrt und der Tatsache verdankte er sein Leben. Der Hund packte ihn am Fuß und zog seinen Schuh weg. Es haute ihn zurück und diese kurze Zeitspanne konnte Jakob nutzen, seine Autotür zuzuziehen. Der Kopf des Tiers hing schon wieder im Wageninneren. Jakob gab noch einmal kurz nach und ließ dann die Tür mit aller Kraft gegen den fletschenden Schädel krachen. Der Hund wurde wütender, bellte angestrengt unter Luftmangel, Jakob gab nicht nach, er zog die Tür zu sich, als ginge es um mehr als nur dieses eine Leben.
    Plötzlich wurde ihm die Autotür weggezogen, der Hund trat ebenfalls den Rückzug an. Jakob stieg aus und stand dem Mann, der ihn das letzte Mal zum Auto gebracht hatte, gegenüber. Der schrie mit rotem Kopf: »Wissen Sie, was so ein Hund kostet? So viel werden Sie Ihr verkrüppeltes Leben lang nicht verdienen. Nicht einen Funken Gespür haben manche. Solche wie Sie gehören vergast!«
    Jakob haute ihm seinen Kopf gegen die Nase, dass er hintüber umfiel. Der Dobermann knurrte, hielt sich aber zurück.
    »Ich habe einen Termin beim Lugner, und wenn Sie mich noch einmal so dumm anmachen, überfahre ich den Hund, das verspreche ich Ihnen.« Jakob wartete nicht, bis er ins Haus geführt wurde, er ging allein rein. Durch die Diele in eine Art von Esszimmer, auch das in reinstem Bauernbarock behängt mit Reh-, Hirsch- und Sautrophäen. Niemand da, um ihn zu empfangen.
    »Wenn Sie versuchen, etwas mitzunehmen, rufe ich die Polizei.« Der Hundefreund stand hinter ihm, eine seiner Hände hielt ein Stofftaschentuch an seine Nase, die andere ein tragbares Telefon.
    »Sag lieber dem Lugner, dass er sich schicken und seinen fetten Arsch hierher bewegen soll. Ich habe überhaupt keine Lust, eine Sekunde mehr als nötig hier zu verbringen.«
    »Dann kommen Sie halt mit.« Er brachte Jakob ins Arbeitszimmer, das er von seinem vergangenen Besuch schon kannte. Lugner klebte mit seiner Nase an einem Computerbildschirm, er schaute nicht auf, als Jakob reinkam, winkte er ihn nur auf einen Platz zum Sitzen.
    »Ich freue mich, Sie zu sehen. Da, kommen Sie rüber, ich habe eine neue Homepage für unseren Verein, gerade heute ist sie ans Netz. Jetzt kann jeder da draußen die Wahrheit lesen und sich entscheiden, ob er ihr folgen will oder nicht. Wenn am Schluss abgerechnet wird und die Verdammten in die Hölle fahren, können sie sich nicht herausreden, dass sie nichts gewusst haben.«
    »Lugner, ich habe keine Zeit für den Quatsch, Sie haben mir versprochen, dass Sie etwas für mich herausfinden.«
    Lugner schaute ihm direkt ins Gesicht: »Haben Sie mir nicht auch etwas versprochen?«
    »Ich trete Ihrem Verein erst bei, wenn ich weiß, was aus Birne geworden ist.«
    »Birne, Birne, Birne. Sie sind doch total fixiert. Lösen Sie sich doch ein bisschen. Im Übrigen meine ich gar nicht dieses Versprechen.«
    »Was soll ich Ihnen noch versprochen haben?«
    »Sie wollten sich doch um unseren Freund Clemens kümmern.«
    »Der liegt im Krankenhaus, womöglich kommt er nie wieder auf die Beine.«
    »Womöglich kommen Sie für diese Aktion ein paar Jahre hinter Gitter, obwohl Sie, wie ich zu meinem ehrlichen Bedauern erfahren musste, gar nichts damit zu tun haben: Clemens scheint einfach so blutverschmiert zusammengeklappt zu sein. Brutal.« Lugner schmatzte vor Vergnügen. »Obwohl Sie ja durchaus bewiesen haben, dass Sie zuhauen können. Das im Dom war nicht schlecht, das hat mich beeindruckt, Sie sind kein Weichei. Ja, das im Dom war relativ eindeutig: Wer nicht blind ist, muss zugeben, dass Sie durchaus in der Lage sind, Clemens ins Krankenhaus zu prügeln. Wenn man mich fragt, würde ich sagen: Ja, der war’s. 100 Prozent. Schauen Sie mich an: Mein Gesicht spricht Bände – der war’s.«
    »Wie wollen Sie mich da reinziehen? In dem Fall habe ich sogar ein Alibi.« Jakob sprang vor, doch ehe er sich Lugner krallen konnte, war der Leibwächter in seinem Rücken und bog ihm seinem Arm hoch. Jakob schrie auf, er konnte sich spontan nicht befreien, sein Gegner hatte ihn im Griff, im Augenblick.
    Lugner fuhr gelassen fort: »Für jemanden wie mich ist das kein Problem. Richter schmieren, Staatsanwalt schmieren, alle schmieren. Ich

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