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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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das soll, das Zeug. Und wie ich denen in der Pause dann klargemacht habe, dass das keine Verarsche war, um an die Kleine ranzukommen, dass ich das ernsthaft mitmachen will, dann sind gleich wieder zehn oder so abgesprungen. Hart war dann noch, dass der Klopfer, unser Lehrer, zu mir hin ist und gemeint hat, ich soll das sein lassen, die können mit solchen wie mir nichts anfangen. Da wusst ich, dass ich da hin muss. Ich habe politisch schon einiges gerissen, das war gut mit den Kumpels, wir haben eine Hütte im Wald gebaut, wir haben an Mopeds gebastelt, das war alles geil, aber das mit dem Theater, das war noch mal was anderes. Ich hab gemerkt, dass ich da was mache, was nicht jeder kann und dass ich da was mache, wo nicht dauernd einer kommt und einen hat, der das besser kann als ich. Jeder, der da dabei war, hat sein Ding durchgezogen und es war in dem Moment das Richtige, verstehst du, was ich meine? Ich hab immer gedacht, bei Theater musst du Text lernen, und wenn ich dann vor Leuten stehe, fällt er mir nicht mehr ein und ich habe schon wieder versagt. Das da war aber gar nicht so. Die wollten, dass ich denen von mir erzähle und ich hab 20 Minuten einfach erzählt und es war total still in dem Raum. Und danach haben alle geklatscht und der Albert und die Moni fanden es super, was ich da gemacht habe. Das erste Mal fand jemand außer meinen Kumpels etwas gut, was ich gemacht habe. Ich hab die Nacht nicht geschlafen, und obwohl ich saumüd war, bin ich nicht eingeschlafen, ich habe den ganzen Vormittag auf die Probe am Nachmittag hingefiebert. Dann die Premiere, abartig, ein volles Haus jubelt und klatscht dich an, das war echt besser als Sex. Da bin ich der Moni und dem Albert echt dankbar dafür. Das wünsch ich jedem, dass er mal so was erlebt. Und ich will das auch wieder machen, verstehst du? Ich bin nicht schlecht, das weiß ich. Ich muss nicht ins Fernsehen, da bin ich nicht unbedingt scharf drauf, das mit der Bühne war’s. Sag mal, du nimmst das jetzt alles auf, oder?« Jakob nickte. »Und dann schreibst du das alles auf? Und morgen steht das alles in der Zeitung. Dann wissen die, dass sie mich bei dir suchen müssen. Oder?« Er haute auf den Tisch, die Tasse flog in Jakobs Richtung, der Tee, der ihm ins Gesicht spritzte, war kalt. »Der andere Wichser hat auch so eine Bullenscheiße geschrieben über unseren Auftritt, so eine abartige Scheiße. Mit wär echt lieber, die hätten den verräumt, den Wichser. War mir gleich wieder klar, schon auf der Party, wo du plötzlich auch abgehangen bist, dass wir weiter draußen bleiben, es waren genau dieselben Blicke wie in der Straßenbahn. Ich hätte am liebsten den ganzen Abend gekotzt, den ganzen Raum hätte ich am liebsten vollgekotzt, dass die Arschlöcher ersaufen müssen in meiner stinkenden Kotze.«
    Jakobs Telefon klingelte. Jakob ging ran. »Du, entschuldige einen Moment.« Er blieb einige Minuten draußen; er sagte öfter »ja« und »genau« und ein Mal »ich werde es versuchen«. Zurück bot er Oliver noch einen Kaffee an und bemerkte: »Das ist eine tolle Geschichte. Ich will das in die Zeitung bringen, aber erst später, wenn es dir was nützt. Ich finde, das sollen mehr erfahren, die meisten da draußen haben ja überhaupt keine Ahnung.«
    »Kann ich bei dir bleiben?«
    »Das wird schwierig. Ich bin untertags viel unterwegs.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich will auch nicht für Wochen bei dir einziehen. Bis zum Wochenende müsste genügen.«
    »Hast du denn einen Schlafsack?«
    »Den könnte ich besorgen lassen. Stell dich nicht so an.« Oliver stand auf und ging auf Jakob zu. »Ich bin im Arsch, wenn du das nicht zulässt, kapierst du das nicht? Du bist doch genau so ein Spießerschwuchtel wie die anderen.« Er streckte eine Hand aus.
    Jakob beeilte sich zu sagen: »Aber das mit dem Theater ist nicht alles, oder? Ich nehme an, du hast noch einen anderen Plan.«
    »Was meinst du denn mit Plan? Ich brauch doch keinen Scheiß-Plan, ich kenne meinen Weg. Oder hat dir jemand gesteckt, dass ich aufm Bau anfangen kann? Da draußen? Bekomm ich eine Lehrstelle. Keine Ahnung, wer da was gedreht hat, war wahrscheinlich der Lugner. Dann hat er mich in seiner Nähe, dann kann ich bei ihm pennen. Nee, vergiss es. Ich fahr da nicht hin.«
    »Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen spießig, aber ich würd dir echt raten, da anzutreten. Probier’s wenigstens. Du beißt dir so was von in den Arsch später, wenn du es nicht versuchst.«
    »Leck mich doch am

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