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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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funktioniert nicht. Arschloch.« Schultzberg leerte sein Glas, stand auf und schmiss die Serviette in den Papierkorb. Vom Nachbartisch stand einer auf und holte sie zu seines und seines Gefährten Amüsement wieder hervor, sobald Schultzberg im Discountmarkt verschwunden war.
    Der Kritiker stand mit drei Flaschen Augustiner Edelstoff und einem kleinen Chantré in der Schlange vor der Kasse. Hinter ihm sagte eine Frauenstimme: »Sie sind der Doktor Schultzberg?«
    »Der bin ich.«
    »Das vergangenen Donnerstag war doch nichts, oder?«
    »Nein, das war ganz großer Mist.«
    »Habe ich gleich gesagt zu meinen Freundinnen, die wollten es erst glauben, als es am Samstag in der Zeitung stand«, berichtete sie, die dick aufgetragen hatte in ihrem Gesicht und hoffte, so mindestens zehn ihrer 50 Jahre wieder gut zu machen.
    »Die Ignoranz ist einer Berg im Himalaja, ich kann jeden Abend einen Teelöffel davon abtragen. Jedoch: Man merkt schon was auf den Straßen.«
    »Sag ich auch immer.«
    Sie waren beide an der Kassiererin vorbei, standen vor dem Markt in den leeren Passagengängen und wollten noch nicht voneinander lassen.
    »Ich bewundere, was Sie schreiben. Ich schneide jeden Artikel aus und hefte ihn in einen Ordner.«
    »Man berichtet mir, es gehe eine erotisierende Wirkung aus von dem, was ich schreibe.«
    »Definitiv.«
    »Von Ihnen wiederum strahlt eine Jugendlichkeit aus, die manche 17-Jährige nicht besitzt.«
    »Sie übertreiben maßlos.«
    »Keineswegs. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand meine Artikel ausschneidet. Ich fühle mich maximal geschmeichelt und will es kaum glauben.«
    »Ich kann es Ihnen zeigen, ich wohne nicht weit von hier. Kommen Sie doch mit zu mir.«
    »Zufällig habe ich gerade nichts vor, ich komme gern mit.«
    Die zwei brachen gemeinsam auf. Bei Verlassen der Arkaden, hakte sich die Frau bei Schultzberg unter und nannte ihm ihren Vornamen.
     

Versagen
    Selbst beim vierten Durchblättern des Lokalteils fand Jakob seinen Artikel nicht. Er hatte sich telefonisch gestern Nachmittag versichert, dass es noch nicht zu spät war und ihn losgeschickt und heute fand sich nichts davon. Jakob entdeckte auch keine anderen Großereignisse in der Fuggerstadt, die seine kleine Geschichte zwangsläufig hätten verdrängen müssen. »Denen ist ein Versehen passiert«, murmelte er.
    Er holte sein Fahrrad von der Reparaturwerkstatt, der Fahrradmechaniker meinte: »Sie hängen an dem Fahrrad, ja?«
    »Schon.«
    »Bei dem Schaden hätte es sich auch gelohnt, auf dem Flohmarkt nach was anderem Ausschau zu halten, das wäre um einiges günstiger gekommen.«
    »Wir haben zusammen viel erlebt.« Jakob bezahlte bar und hatte erneut nur noch fünf Euro in der Tasche, weil er sich eine Leberkässemmel auf den Frust hin beim Metzger nicht vorenthalten konnte.
    Vier Minuten später war er daheim. Hätte er sich mehr Zeit gelassen, hätte er Mike verpasst, dann wäre der vor verschlossener Tür gestanden. So aber war er hier bei Jakob und wirkte kein bisschen verärgert wegen des unsanften Rausschmisses beim letzten Mal, nein.
    »Ich hab’s, diesmal wirst du überzeugt sein«, frohlockte er.
    »Ich habe gerade wenig Zeit«, sagte Jakob.
    »Ich weiß, wie wir in diesen Verein reinkommen. Ich habe schon Kontakt aufgenommen.«
    »Setz dich bitte mal«, forderte Jakob seinen Freund auf und bot ihm Wasser an. »Hör mal zu. Ich glaube, du solltest die Finger aus dieser Sache lassen. Das sind ganz komische Typen und ich denke, dass das wirklich dumm ausgehen könnte, sich mit denen einzulassen. Verstehst du, das hier ist Ernst.«
    »Mir ist es immer Ernst.«
    »Das weiß ich, aber schau mal. Ich habe das Gefühl, dass dir ein bisschen das Gefühl für die Realität verloren gegangen ist. Du kämpfst gegen Windmühlen und merkst nicht mal, wie du plötzlich in ein echtes Messer rennst. Das schneidet, Mike, das schneidet ins Fleisch.«
    »Dreiviertel der Menschheit tanzt am Rande des Abgrunds und will den Blick nach unten nicht wagen. Du musst mich nicht warnen, ich weiß besser Bescheid als die große Masse da draußen.«
    »Such dir einen Job.«
    »Wie bitte? Was hast du da eben gesagt? Ich hab was in den Ohren. Wiederhol den Scheiß noch mal bitte.«
    »Du solltest mehr mit Leuten zu tun haben, die im Leben stehen, die anpacken müssen, um nicht zu verhungern, dein Elfenbeinturm wächst immer weiter.«
    »Elfenbeinturm? Gut, vielleicht gehe ich nicht 60 Stunden in der Woche in ein Büro, dafür habe ich auch die Zeit,

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