Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
Vom Netzwerk:
Großfamilie da und hat sich das Anwesen angeschaut. Wenn die einziehen, dann darfst du nichts mehr offen liegen lassen, da musst du immer alles absperren.«
    »Im Prinzip ist so ein Herr Doktor ein feiner Nachbar. Aber als Arzt will halt keiner mehr aufs Land, die verdienen in der Stadt alle viel mehr. Wenn du alt wirst und kein Auto mehr fahren kannst. Bei uns gibt es nicht mal mehr einen Laden im Dorf. Mann, ich habe Angst vor dem Altwerden. Wenn es so weit ist, dann müssen wir glatt in ein Heim und weg von hier, von allem, was wir aufgebaut haben zusammen.«
    Trimalchio unterbrach die Sentimentalitäten. »Vielen Dank, das war sehr aufschlussreich. Sie haben uns weitergeholfen.«
    »Gehen Sie schon?«, fragte der Mann.
    Tanja gab zu: »Wir müssen leider weiter.«
    »Wir trinken noch einen Brombeerlikör«, schlug der Nachbar vor.
    Tanja war ganz angetan. »Ein exquisiter Likör.«
     

Bunker
    Im geräumigen Keller leere Regale. Das einzige, was sie fanden, war ein Raum, der vollgestopft war mit Konserven, zwei Matratzen lagen auf dem Boden.
    Birne lachte auf. »Der Bunker. Ich hätte ihn nicht mal als Depp ernst genommen, wenn er sich keinen Bunker gehalten hätte.« Aus dem Bunker raus führte noch eine zweite Tür, die erste verschlossene im ganzen Haus. Sie unternahmen keinen Versuch, sie zu öffnen.
    »Und jetzt?«, fragte Jakob.
    »Ich will oben in der Hütte nachsehen.«
    »Wo ist der Hund?«
    »Du gehst voraus, dann wird uns nichts passieren«
     
    Die Hütte war auch verlassen, nur ein paar Gartenwerkzeuge lagen rum. Birne schmiss sich ins Gras vor der Hütte.
    »Was ist?«, erschrak Jakob.
    »Hundescheiße.«
    »Ja und?«
    »Ich wollte riechen, ob sie noch frisch ist.«
    »Und?«
    »Relativ.«
    »Erkläre mir bitte, was das hier soll«, bat Jakob nachdrücklich.
    »Ich weiß es nicht, Bruder, ich weiß es nicht.«
    »Die Schachtel ist leer.«
    »Dann kauf halt neue.«
    »Scheiße. Ich wollte überhaupt nicht mehr rauchen«, klagte Jakob. »Ich habe kein Geld mehr.«
    »Wart. Ich hab noch Kleingeld, dann kannst du fahren.« Doch bevor Jakob die Münzen aus Birnes Hand nehmen konnte, zog der sie wieder zurück. »Was hast du eigentlich mit Katharina angestellt?«
    »Wie? Was soll ich mit ihr angestellt haben?«
    »Frag doch nicht so blöd.«
    »Ich? Ich frag nicht blöd, du fragst blöd. Was soll ich mit ihr angestellt haben? Nichts habe ich mit ihr angestellt. Ich weiß gar nicht, was ich hätte anstellen sollen mit ihr. Sie ist doch deine Verlobte, da brauche ich doch nichts anzustellen. – Birne, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich kann nicht mehr, ich lege mich in den Keller.«
    »Musst du kotzen?«
    Und obwohl Birne verneinte, schoss eine Ladung Bowle in Lugners Garten. »Scheiße«, sagte Birne und wankte zurück ins Haus. Jakob wollte ihn mit sich reißen, weg zum Auto, Birne hatte den stärkeren Willen, er torkelte in den Keller in Richtung Bunker. Jakob versuchte ihn zu stützen und stürzte beinahe unter der Last seines Bruders.
    »Ich mein, es wär wesentlich besser, wenn wir verschwinden, ich will von diesen Verrückten nicht aufgegriffen werden.«
    Birne lallte: »Mach dir keine Sorgen – ich halte uns die Gefahr vom Leib. Wir hauen gleich ab, ich will mich nur einen Moment ausruhen.«
    »Birne, mach keinen Blödsinn. Wir gehen raus ins Auto und du kannst dich dort ein bisschen ausruhen. Wir fahren zurück. Komm zu mir.«
    »Ich kann im Auto nicht schlafen, da wird mir schlecht. Nur kurz Matratze und dann ist gut.«
    »Birne, das ist gefährlich.«
     
    Birne knallte sich auf die Matratze im Bunkerraum und rieb sich müde die Augen. »Weißt du, ich habe dem Clemens vertraut. Ich habe gedacht, der ist mir dankbar für das, was ich für ihn getan habe, die Drecksau, die verschissene. Jetzt hat er bekommen, was er verdient hat.«
    »Katharina sagt, dass er im Rollstuhl bleiben muss.«
    »Ehrlich? Katharina sagt das. Die weiß das schon wieder. War klar.«
    Jakob setzte sich neben Birne, und der ließ sich an seines Bruder Schulter fallen und schlief plötzlich ein.
     
    »Warum weckst du mich?«
    »Ich glaube, da ist jemand.«
     

Zuckerhof
    Die Kneipe »Zuckerhof« in Augsburg gehörte zu einem Hotel, der Rezeptionist schaute alle Viertelstunde, ob da einer saß, der Durst hatte, ansonsten war man allein und ungestört. Ein Platz für Verschwörer, der niemand anlockte als Verschwörer. In der Ecke saß Lugner, und durch das Weizen vor ihm und die Ecke in seinem Rücken wirkte er noch

Weitere Kostenlose Bücher