Alpenkasper
angeblich hat er aber schon Erfolge gehabt.«
»Dann würde mich doch interessieren, warum ihm das Geschäft eingeht.«
»Es heißt, dass er sich gehen lässt.«
Vom Balkon aus hatten sie einen Ausblick auf eine freie Landschaft, Felder, Hecken und Waldstücke. Keine Straße, kein Verkehr weit und breit.
»Eine Postkartenansicht«, meinte der von der Bank.
Der Kunde prüfte das Holz-Geländer, es wackelte. »Müsste man auch auswechseln.«
»Müsste man.«
Der Kunde öffnete den Schrank. Er war leer. Der Kunde hängte seine Nase ins Innere und zog fest Luft in seine Nase.
»Hier war wohl auch die Feuchtkammer des Geschäfts. Es stinkt wie eine betrunkene Abteilung der Fremdenlegion«, stellte er fest. »Ist es das, was Sie meinen mit Gehenlassen?«
»Ich sage gar nichts, ich erzähle nur, dass man redet und sich seine Gedanken macht im Dorf.«
»Ich verstehe. Zeigen Sie mir den Keller.«
Unten war eine Brandschutztür fest verschlossen. Der Bankmann vermutete, dass dahinter die Heizung sei und verstand auch nicht, wieso keiner seiner Schlüssel passte.
Sie traten vors Haus. »Ah, die Garage«, entdeckte der Kunde. »Da würde ich doch noch einen Blick hineinwerfen, wenn Sie sich nicht schon um den nächsten Interessenten kümmern müssen.«
»Heute kommt keiner mehr.«
»Da war doch eben jemand in der Einfahrt.«
»Vielleicht der Nachbar.«
»Nein, nicht der Nachbar. Den habe ich vorhin gefragt, ob ich hier richtig bin.«
Labor
Am Fenster stand Jakob. Er hielt eine Flasche ins Licht der untergehenden Reischenausonne. Er betrachtete das weiße Zeug da drin, nahm die Brille von der Nase, um genau sehen zu können und erkannte doch nichts. Er stellte die Flasche auf den Fenstersims und verließ den Raum.
Die Schiebetür zwischen Terrasse und Wohnzimmer war offen, eine schwarz-weiße Katze zwängte sich in den Raum und sprang auf den Fenstersims neben die Flasche. Als Jakob die Kellertreppe hinunterging, hupfte sie los in Erwartung eines Menschen, der ihr Futter zukommen lassen könnte. Sie warf die Flasche um. Die Flasche flog um und es gab einen großen Knall. Das Wohnzimmer explodierte, die Katze wurde in der Mitte entzwei gerissen. Jakob und Birne kamen und schauten sich die Trümmer an, die einmal Lugners Wohnzimmer gewesen waren.
»Wenigstens wissen wir jetzt, was das für Zeug war«, sagte Birne.
»Hier steht kübelweise Aceton, Wasserstoffperoxid und Salzsäure. Damit könntest du schöne Bowlen mischen. Es fehlen nur Früchte.«
»Ich nehme Katze stattdessen.«
Sie standen vor der offenen Tür hinter dem Bunker, sie hatten die Schlüssel zwischen Wurstdosen entdeckt.
»Warte mal kurz«, sagte Birne und rannte nach oben. Jakob blieb in dem Labor stehen. Es roch nach lange gelagertem Käse. Es gab einen Kühlschrank, in dem hatten sie die eigenartigen Flaschen entdeckt. Jakob ging rückwärts zurück in ihren Bunker und schloss die Tür ab. Er ging nach oben, um nach Birne zu sehen. Der stand an der Haustür und Jakob bemerkte im letzten Moment, dass er sich dort mit jemandem unterhielt. Birne lachte und sagte »Na dann bis bald vielleicht.«
Der Nachbar, er hatte die Explosion gehört und jemanden wegrennen sehen. Jakob hatte wieder nicht gehört, dass jemand an der Tür war. Schlechte Ohren?
»Wie bist du ihn losgeworden?«
»Wir sind Interessenten und wollen das Ding eventuell kaufen, den Schlüssel habe ich von der Bank bekommen.«
»Du warst aber schon mal hier?«
»Als Polizist noch, ja, da hatten wir Fragen an den Kerl, weil er mit Thorhammer in Verbindung steht, einem rechtsnationalen Verein; die könnten Heinz Horst eins ausgewischt haben. Bei denen war auch Clemens aktiv übrigens, bevor ich ihn zurück in die Bürgerlichkeit geholt habe.«
»Waren sie’s?«
»Sieht so aus und sieht vor allem so aus, als hätte Lugner nicht nur irgendwas mit denen zu tun – er ist dieser Verein.«
»Aber jetzt ist er pleite oder warum will er das Haus verkaufen?«
»Daran glaube ich nicht, sein Laden lief zu gut. Da müsste er was auf die Seite geschafft haben. Ich vermute, dass er verschwinden will. Auf den soll man nicht mehr so einfach zugreifen können, indem man zu seiner Adresse fährt und ihn belästigt. Der plant was Größeres in nächster Zeit. Schau dir diese Cocktailbude im Keller an. Da mischt er was zusammen.«
»Was hast du in deiner Abwesenheit geplant?«
»Die Clemens-Sache. In erster Linie wollte ich weg von den Menschen, die haben mich einfach nur noch
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