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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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angekotzt, eine Überdosis Mitmensch.«
    Jakob zuckte unwillkürlich zurück. »Was ist die Clemens-Sache?«
    »Na, wenn der in meiner Frau rumschraubt, das musste ich ihn spüren lassen, dass das nicht so einfach geht.«
    »Der ist behindert jetzt. Spinnst du?«
    »Der kommt wieder, das haben meine Leute schon im Griff, da musst du dir keine Sorgen machen.«
    »Die Polizei?«
    »Alles sauber erledigt, du bist der Einzige, der mich hinhängen kann. Und Clemens hält auch das Maul, dem könnte man zu viel anhaben, auf seinen Schuldenberg baue ich mein Haus, da steht es solide.«
    »Katharina?«
    Birne überlegte. »Weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Im Moment geht es mir ganz gut, ausgeglichen sozusagen, ich denke, ich werde ihr nichts mehr antun. Nachdem du sogar die Fotos an dich genommen hast, könnte ich theoretisch zu ihr zurückkehren und so tun, als wäre nichts oder ich wüsste nichts.«
    »Birne, du bist ein ganz ein widerlicher Mensch.«
    »Ich habe 30 Jahre lang eingesteckt und mich ständig ein bisschen unwohl gefühlt. Weißt du, wie diese Ratten, die radioaktiv bestrahlt werden, um zu sehen, wie sie es vertragen. Mir war innerlich immer übel, die ganze Zeit ein seelischer Kotzdrang. Verstehst du? Ich bin in mich gegangen, habe auf die Stimme gehört und teile jetzt aus und zwar physisch. Danach geht’s mir wieder gut, das reinigt mich. Zum ersten Mal habe ich das gefühlt, als ich einem den Arm abgeschossen habe und das zweite Mal, als ich einen umgebracht habe. Ich habe einen Rentner im Wald erschossen, ohne Reue einen Menschen ausgelöscht.«
    »Es wird schlimmer. Du verlierst nicht nur jede Moral, du musst auch immer mehr kaputt machen, damit es dir wieder gut geht.«
    »Finde ich nicht. Ich habe schon lange niemanden mehr umgebracht.«
    »Ich muss Katharina vor dir schützen.«
    »Warum Katharina? Ich finde das, was sie getan hat, weit verwerflicher.«
    »Du spinnst. Das eine ist alltäglich und das andere einfach nur krank.«
    »Du hast keine Ahnung. Nur weil es gegen das eine ein Gesetz gibt und gegen das andere nicht. Moralisch ist das keine Kategorie. In Afrika gibt es Stämme, da fressen sie ihre Verwandten nach dem Tod. Bei uns kannst du das nicht bringen. Jeder macht, was ihm passt und keiner tut, was er für falsch hält. Das geht gar nicht. Ein Gesetz erkenne ich an und das andere umgehe ich. Du wirst hierzulande für Steuerhinterziehung länger eingesperrt als für eine Vergewaltigung. Ist das moralisch einwandfrei?«
    »Dann geh doch du in den Club vom Lugner, der will doch auch nur alles richtig machen, der hört auch nur auf seine innere Stimme.«
    »Das ist was anderes.«
    »Das ist nichts anderes.«

Bullennest
    Trimalchio stutzte: Er hatte eben eine E-Mail von Birne aufgemacht. Es gehe ihm gut, bald sei er zurück, er solle sich gut anschnallen, denn bei seiner Rückkehr werde eine Bombe platzen und ein Nazinest ausgebrannt. Er forderte alle Neuigkeiten im Fall Lugner, das sei extrem wichtig, um dem Herren seine Aktivitäten zu unterbinden.
    »Für mich ist das eine Fälschung«, erklärte Tanja. »Am Schluss steckt der Lugner selbst dahinter, der braucht doch nur irgendwie an das Passwort gekommen sein. Kann man da über die IP-Adresse bestimmen, wo die Mail abgeschickt wurde?«
    »Ungefähr«, meinte Trimalchio.
    »Dann probier’s doch mal. Und schreib ihm, er soll sich nicht so anstellen und sich melden.«
    Zwei Minuten später war Birne am Telefon. »Servus. Was gibt’s Neues?«
    »Wo steckst du?«
    »Ich bin daheim.«
    »Dann komm her.«
    »Warum?«
    »Weil ich dir am Telefon keine Neuigkeiten verrate.«
     
    Es gab ein kleines Hallo beim Eintreffen Birnes. Zumindest Tanja und Trimalchio wirkten erleichtert: ein dritter Kopf im Team zum Denken. Sie tauschten ihre Rechercheergebnisse aus und puzzelten an den Zusammenhängen. Bald mussten sie sich eingestehen, dass sie auf der Stelle standen. Birne glaubte, dass Lugner etwas Gefährliches im Schilde führe, Trimalchio zeigte sich enttäuscht von Olivers Aussagen, der Junge habe sich verschlossen nach seiner Verhaftung. Bald müssten sie ihn wieder rauslassen, wenn sie nicht weiterkämen. Er könnte wenigstens ein bisschen was zugeben.
    »Willst du mal mit dem Jungen reden?«, schlug Trimalchio vor.
    »Nein«, wehrte Birne ab. »ich kann es überhaupt nicht mir jungen Leuten.«
    Tanja erkundigte sich nach Jakob.
    »Wir hatten nur kurz das Vergnügen miteinander, inzwischen sind wir wieder verstritten. Hat nie so geklappt bei

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