Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
Vom Netzwerk:
dringend was unternehmen, damit wir ein bisschen mehr die Richtung bestimmen können, in die das Ganze läuft.«
    »Dringend«, pflichtete Trimalchio bei.
    »Ich werde hier Kameras installieren, dann schauen wir still zu, was hier passiert.«
    »Kameras?«
    »Ist neuerdings mein Hobby: digitale Überwachung. Ich stell uns hier Kameras auf, die keiner entdeckt.«
    »Vielleicht werden wir hier schon beobachtet?«
    »Wenn es so ist, entdecke ich die. Ich schau mich um und demnächst begrüßen wir Lugner und Konsorten in unserer Falle.«
    Im Gang waren Schritte zu hören.
    »So«, sagte jemand.
    Die Polizisten schauten nach. Der Mann von der Bank führte wieder einen Interessenten. Als er die Polizisten sah, verfinsterte sich sein Gesicht. »Das ist ja die Höhe.« Er marschierte ins Wohnzimmer auf die Ermittler zu, seine Kunden, ein junges Ehepaar, folgten ihm zögerlich. »Können Sie mir sagen, was Sie hier suchen? Wieso sieht es hier so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen?«
    Tanja trat ihm entschieden entgegen. »Hier hat eine Bombe eingeschlagen, wir sind von der Polizei und hier, um rauszufinden, was hier los ist.«
    »Selbst wenn Sie von der Polizei sind, habe ich ein Recht zu erfahren, wenn Sie hier einsteigen. Haben Sie einen Hausdurchsuchungsbefehl?«
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Nennen Sie mir bitte Ihre Namen, Sie erhalten eine Dienstaufsichtsbeschwerde.«
    »Da schau her«, sagte Trimalchio. Er stand am Heizkörper und hielt eine Hand in der Hand. Fliegen umschwärmten sein Fundstück. Die junge Ehefrau krallte sich an der Schulter ihres Ehemannes fest.
    »Unverschämtheit«, brüllte der Banker. »Wie soll ich hier verkaufen. Diese Immobilie wird ein Minusgeschäft für uns.«
    »Birne, sei so nett und ruf die Kollegen von der Spurensicherung an.«
     

Versöhnung
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sagte sie. »Ihr verbeißt euch da in Kleinigkeiten. Ich stehe nur einen Schritt weit weg von dir und sehe mehr. Euch geht der Überblick verloren.«
    »Ich bin jetzt müde. Mir ist das alles scheißwurscht. Verstehst du?«
    »Nur kurz, hör dir das an.«
    Sie setzte sich an den Schreibtisch, bewegte die Maus, auf dem Computerbildschirm erschien ein Standbild von einem Video. Sie startete. Es erschien ein Schriftzug: »Einige Worte zu Verbesserung unserer nationalen Lage.« Ein älterer Herr vor einem Schreibtisch mit einem dicken Redemanuskript. Er begann vorzulesen, langsam, ernst und dumm. Etwas mehr als neun Minuten sollte das gehen.
    »Jetzt nicht«, sagte Birne. »Ich will jetzt ein Bier.«
    »Hör dir das an«, erwiderte sie.
    Birne schwieg. Er schaute sich nicht das Video an, er schaute auf seine Verlobte, ihre vom Computerlicht blasse Haut. Sie war auch fertig wie er um ihre Augen. Sie hatte sich fest angezogen wegen der Kälte im Raum, die nur sie spürte. Er ging neben ihr in die Knie. Er umarmte sie. Sie gab ihre Haltung auf und ließ sich auf seine Schulter fallen. Er durfte ihre Stütze sein. Seine Hand fuhr in ihren Nacken und drehte ihren Kopf zu ihm hin, Auge in Auge. Der Atem war lauter als das Geschwätz aus den Computerboxen. Birne küsste und zog sie zu sich. Er suchte unter dem Textil nach ihrer Haut und fand. Alles war gut, draußen war draußen. Keine Kälte war mehr im Raum, auch für sie nicht. Sie brauchte kein Gewand. Und bevor das große Reißen aneinander begann, erstarrten sie noch einmal für eine kurze Zeit, nackt im Anblick des anderen. Das war Glück.
     

Streit
    Ein paar Tage später war Jakob wieder da. Er hatte seinen Schlüssel nicht benutzt, er hatte geklingelt und das frisch versöhnte Paar beim Mischen einer Bowle gestört.
    »Was will er?«
    »Birne, es tut mir leid. Ich habe mich nicht richtig benommen, mir ging es nicht besonders. Verzeihst du mir, Bruder?«
    »Also gut. Willst du einen Schluck Bowle?«
    »In dem Fall nehme ich einen Schluck.«
    Jakobs Haare standen wild in die Luft, er stank streng nach altem Schweiß, seine Brille hing ihm schief im Gesicht. Er nahm einen hastigen Schluck und begann sofort, die Früchte – Mandarinen-Stücke aus der Dose – zu löffeln. Birne unterbrach ihn in seiner Gier, zwang ihn, anzustoßen.
    »Schmeckt gut, das Zeug, der Alkohol kommt fast nicht durch.«
    »Was hast du getrieben, seit wir uns getrennt haben?«
    »Dies und das, im Wesentlichen habe ich ein paar Geschichten fürs Blatt geschrieben.«
    »Läuft gerade gut in deinem Job«, sagte Katharina.
    »Wird Zeit, dass der Kerl auf eigenen Beinen stehen kann«,

Weitere Kostenlose Bücher