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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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ihm klar war, dass ihm morgen die Rübe wehtun würde, dass er es durch nichts verhindern konnte und dass nichts an dem heutigen Abend einen Schmerzschädel wert gewesen war.

     

     

10. Wache
    Am nächsten Tag gab es einen weiteren Lockvogeleinsatz. Das hatte Trimalchio beschlossen. Er wollte das Huhn nicht einfach so halb gebraten auf dem Grill liegen lassen. Sie sollten die Strecke erneut auf und ab gehen, einsame Ecken nicht meiden, sich auffällig benehmen.
    Birne war es nicht wirklich übel, im Kopf zog es, aber es hämmerte nicht. Er wertete das als gutes Zeichen, vielleicht blieb er verschont. Er hatte eine zweite Tablette geschluckt und zum Frühstück einen Schokoladenkeks und eineinhalb Liter Spezi zu sich genommen. An ihm lag es also nicht, und wenn der Kater doch noch über ihn kam, war sein Körper eben zu schwach.
    Er war zu seinem Schreibtisch geschlichen und unterwegs von Trimalchio entdeckt worden. Der Chef hatte ihm den Plan erklärt, aber nach Plan klang das eher nicht, mehr nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahme an einem zu heißen Sommertag, der die Leute ruhigstellte.
    Tanja war er bisher nicht begegnet. Er fürchtete sich ein wenig davor. Trimalchio hatte von ihr gesprochen, also hatte sie sich nicht krank gemeldet.

     
    »Hi. Na? Alles klar?«
    »Ja, ja, ein kleines Ziehen im Kopf halt.«
    »Du siehst schlecht aus. Hab ich dich kaputt gemacht gestern?«, fragte sie und lachte dazu, und Birne empfand es als ein provozierendes Lachen, um seine Schwäche zu unterstreichen.
    »Wir sind heute wieder unterwegs. Hast du das mitbekommen?«
    »Ich freu mich«, behauptete sie und ließ ihn stehen, um sich frisch zu machen.

     
    »Heute Abend habe ich was für uns Männer«, hatte Trimalchio gesagt.
    »Was denn?«, wollte Birne wissen.
    »Wie gehen in den Puff.«
    »Hab kein Geld.«
    »Dienstlich. Heikle Sache. Ich bin selbst gespannt, worauf wir stoßen.«
    »Wieso?«
    »Es gibt einen neuen Laden in Oberhausen. Der ist angemeldet, auch die Frauen, die sie darin arbeiten lassen, scheinen sauber zu sein. Und trotzdem traue ich denen nicht, die liefern aus dem Osten und nutzen die genauso aus wie früher, und wenn die die Polizei hören und sehen, sind sie gezwungen, uns zu erzählen, alles gehe mit rechten Dingen zu. Glaube ich aber nicht. Hast du davon in der Zeitung gelesen?«
    »Ja, die haben mal eine Reportage daraus gemacht.«
    »Die wollten uns für dumm verkaufen und im Prinzip stehen wir auch blöd da: Kaum dass unsere tolle rote Regierung erlaubt hat, sich auf Lohnsteuerkarte prostituieren zu können, keine zwei Wochen später meldet ein gewisser Miha Zoy aus Belgrad sein Etablissement an, alles sauber eingerichtet, das ganze Personal von heute auf morgen am Start, perfekte Infrastruktur. Wir haben zunächst mal eine Streife hingeschickt und wurden sofort rausgeschmissen. Wir hätten hier kein Hausrecht, bräuchten zuerst einen Durchsuchungsbefehl, hieß es. Wir müssen akzeptieren, dass das Prostitutionsgesetz die Position der Zuhälter gestärkt und die der Prostituierten geschwächt hat. Es ist so. Daran kannst du nichts mehr ändern. Unser Staat mit dieser Regierung schützt die Verbrecher mehr als die Bürger und uns sind die Hände gebunden, uns klotzen sie Beton an die Beine, fehlt nur noch, dass sie uns im Ozean versenken lassen. Oder?«
    »Ganz klar«, pflichtete Birne ihm bei.
    »Und am nächsten Tag waren wir im Blatt, ganz groß, als ob sie uns blamieren wollten. Wer hatte das erzählt? Wer hatte das Bild gemacht? Aber was willst du tun? Solange es keinen Verdacht gibt, sagt der Staatsanwalt, dass wir’s lassen sollen. Ich sag dir, der wird geschmiert und zwar unten rum, wenn du mich fragst.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Mir tun die Frauen leid, denen werden wir nicht mehr so helfen können wie früher. Aber das heißt nicht, dass wir nichts mehr tun werden. Ganz im Gegenteil: Wir werden unsere operative Arbeit im Rotlichtmilieu verstärken, vermutlich auch personell. Birne, du bist dabei.«
    »Was ist mit diesem Zoy ? Kann man dem nicht an die Waffel?«
    »Das ist ja das Schizophrene. Der sitzt schon und zwar in Köln im Knast. Irgendein älteres Ding mit Rauschgift, da sind sie ihm draufgekommen durch einen anderen Knaben, der hat dann den Zoy reingeritten. Kommt dem aber gerade recht, wie es scheint, denn jetzt dirigiert der sein Orchester vom Gefängnis aus und wir müssten wahrscheinlich mit Kollegen aneinandergeraten, wenn wir ihm das beweisen

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