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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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nicht leicht, sich zu einigen, wo man an das Bier kommen sollte. Der nächste sich bietende Ort war der sogenannte Zeugplatz, Birne fand ihn okay für eine Sommernacht, die nicht viel versprach, Tanja waren es dort zu viele junge Leute, zu unerwachsen. Birne sah darin kein Problem, aber in einer Zweiergruppe genügte es, wenn einer ein Problem mit einer Sache hat, selbst in einer Demokratie.
    Der andere hieß Luginsland und hieß weit gehen, selbst für einen Fußgänger wie Birne, aber am Abend musste der Fußgänger gelegentlich dem Biertrinker Platz machen.
    An diesem Abend verlor jener, sie gingen weit und fanden einen der romantischsten Orte der Stadt. Romantisch bedeutete: Lichterketten bei grellem Abendlicht und außer ihnen niemand, abgesehen von einem alkoholisierten Pärchen.
    Birne bot an, die Getränke zu holen, sie musste dafür einen Platz unter den Kastanienbäumen aussuchen. Das tat sie.
    Sie saßen sich gegenüber, vor ihnen zwei Maß Bier. Sie waren zufrieden. Birne sagte unter seinem blauen Auge: »Irrer Tag, was?«
    »Tut es dir noch weh?«
    »Nein.«
    »Ich hätte nicht einfach abhauen sollen.«
    »Wieso nicht? Ich hätte ebenfalls abhauen sollen. So was bringt doch nichts.«
    »Hast du wahrscheinlich recht.«
    Die Sonne versank plötzlich und warf auf alles ein schönes rotes Abendlicht, auch die Lichterketten bekamen eine romantische Wirkung. Tanja sah gespenstisch schön aus, viel schöner, als sie in Wirklichkeit aussehen konnte. Er schaute ihr nach, wie sie am Stand verschwand, neues Bier holte. Sie redete locker, das Bier wirkte, aber sie vertrug es noch. Sie lachte und er amüsierte sich. Er wusste jetzt, wieso sie bei der Polizei war, dass sie bei allem Spaß am Job den Ernst nicht überbewertete. Sie waren so kleine Rädchen, die mit einer kleinen Drehung die Welt entweder besser oder schlechter machen konnten.
    Sie kam mit dem Bier. Sie hatte mal ein Radler genommen, um ihm zuzusehen, wie er sauber besoffen wurde. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, zwei Maß Bier und der plötzliche Gedanke, in der Aufregung das Abendessen vergessen zu haben.
    Sie teilten sich einen Teller Pommes, eigentlich eine Verhöhnung jedes vernünftigen Abendessens, aber mittlerweile ging es nicht mehr um die Einnahme von Kalorien, es ging um das Teilen. Das wurde Birne auf dem Klo klar und beim Händewaschen wurde ihm klar, warum ihm das auf dem Klo klar geworden war, und darüber erschrak er ein bisschen und las dann auf dem Papierhandtuch eine Werbung für einen Vaterschaftstest und beschloss, damit überhaupt nichts anfangen zu können. Weil er nicht gleich auf die Bank zurückwollte, studierte er den Kondomautomaten, dabei fiel ihm vor allem auf, dass man mit Geldkarte bezahlen konnte. Er hatte keine Geldkarte, aber das Kleingeld im Sack. Er ließ es vorerst darin, er sagte sich, dass er vielleicht nachher noch mal herkommen werde, weil er jetzt eine weitere Maß saufen würde, nach der, so absurd das klinge, die Angelegenheit in einem noch eindeutigeren Licht erscheinen konnte.
    Tanja hatte ihm eine Entscheidung abgenommen: Vor ihr stand ein kleines Spezi, vor seinem Platz eine weitere Maß, vor beiden standen kleine Schnäpse. Er wurde abgefüllt. Sie hatte sich einen blauen Pulli übergezogen, der sehr eng saß und in ihm den Wunsch hervorrief, noch einmal den Busenausschnitt ihres T-Shirts anschauen zu dürfen. Doch dafür war es zu spät, darum würde er nun bitten müssen, was ihm nach dem Schnaps und der Maß wahrscheinlich nicht schwer fallen würde. Sie lächelte breit – verführerisch wäre übertrieben gewesen – und hob vielsagend das kleine Glas. Er beeilte sich, an seinen Platz zu kommen. An sein Glas und es zu heben. Auch er lächelte breit.
    Nach dieser Runde hielten sie es für besser, den netten Ausflug zu beenden, schließlich hatten sie morgen Dienst und keinen Schimmer, was dem Kommissar wieder einfiel, wohin er sie bei dieser Hitze schicken würde.
    Er brachte sie zum Bahnhof, es lag eh auf seinem Heimweg. Ein winziger Umweg führte an einer Tankstelle vorbei, die sie mit Dosenbier versorgte. In der einen Hand hielt sie nun die Dose, mit dem anderen Arm hakte sie sich bei ihm unter und brachte ihn in Verlegenheit.
    Um da wieder rauszukommen, sagte Birne: »Weißt du, ich meine, der Trimalchio hat ein Auge auf dich geworfen.«
    »Der? Niemals. Der hasst die Frauen«, rief sie empört aus und verschüttete ein paar Tropfen Bier auf der Straße.
    »Aber du bist ja nicht irgendeine

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