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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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sich, was ein X koste und was sie auf den Deckel bekämen, wenn ihnen was anderes serviert werden würde, was mehr mit Dienstleistung zu tun hatte.
    Da saßen sie nun, zwei Herren an einer Bar, und warteten, was als Nächstes passieren konnte.
    »Prost, Birne.«
    »Prost.« Birne erhob das Glas.
    Dann wussten sie wieder nichts zu sagen. Sollte das schon alles gewesen sein? Bischofsstadt.
    »Halb neun ist Show hinten. Falls Sie das interessiert. Kostet Dienstag keinen Eintritt«, informierte sie der junge Mann. Und wie sie das interessierte, aber hallo, wenn sie schon mal hier waren. »Mittwoch ist übrigens neuerdings Flatrate-Abend, steht alles auf dem Flyer.«
    Birne dachte: Flatrate, aha. Fragte aber nicht, wie viel das kosten sollte.
    »Wo ist hinten?«, fragte Trimalchio .
    »Hier geradeaus, an den Klos vorbei, geht eine kleine Treppe hoch.«
    »Dürfen wir die Gläser mitnehmen?«
    »Klar, Sie müssen nachher eh hier raus.«
    Hinter den Klos ging es nicht nur eine Treppe hoch zu einem anderen Raum mit Glitzervorhängen an den Wänden, sondern auch eine Treppe, zu der ein Pfeil zeigte, der Whirlpools verhieß. Na, die haben hier aber was zu bieten, dachte sich Birne und folgte Trimalchio .
    Es erwartete sie eine Art Kleinkunstbühne, die erleuchtet war, der Rest des Raums war finster. Sie mussten mit ihren Bieren an Rundtischen Platz nehmen. Es waren andere im Raum, Birne konnte Schatten sehen, es waren nicht nur Männer, das verrieten die Stimmen der Schatten.
    Das Radio verstummte und es begann, sehr viel lauter, Joe Cocker mit › You can leave your hat on‹. Birne wollte es eigentlich nicht glauben: Das war der Beginn der Nummer. Beifall.
    Eine Stange in der Mitte der Bühne. Eine dunkelhaarige Frau in einem großzügigen Zirkusgewand kam und zog sich aus, während sie um die Stange tanzte. Am Ende hatte sie nur noch eine Kette um den Hals und um die Lenden. Birne fand das billig, sah aber gern hin. Applaus. Birne und Trimalchio klatschten, sie wollten nicht auffallen und kamen schließlich auch auf ihre Kosten. Dienst war Dienst.
    Die Frau machte Platz, bewegte sich weiter zum Takt der Musik – nun ein Lied der Gruppe Chique mit einem langen Basssolo in der Mitte – eine neue Frau kam, sie war blond und hatte einen Pferdeschwanz, sie trug Lederklamotten, ebenfalls sehr freizügig, sie arbeitete sich ebenfalls an der Stange ab und wurde nackter dabei. Birne fand sie attraktiv, er dachte daran, dass er 200 Euro in der Tasche hatte und fragte sich, was er dafür bekommen konnte.
    Die beiden Frauen knutschten jetzt und befingerten sich. Eigentlich hatte Birne auch eigenes Geld dabei. Wenn die das nur aufführen, um ihm die Euros aus der Tasche zu locken, dann machen sie das gut, dachte Birne und schaute rüber zu Trimalchio , der ganz versunken dasaß.
    Birne fiel Tanja ein, es war ihm ein bisschen peinlich. Sie würde sie jetzt für Idioten halten. Birne war froh, dass Tanja nicht da war, dass sie vielleicht gar keine Ahnung hatte, was sie gerade machten.
    Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei. Die Bühne war leer und lag im Dunkeln. Die Stimmung im Raum entspannte sich, die Gespräche kamen wieder in Gang. Auch Birne erleichterte sich, indem er sagte: »Gut, nicht?«
    »Hm«, antwortete Trimalchio und blickte sich um. Es gab viele Tische, an denen Männer allein, zu zweit oder in größeren Gruppen saßen und tranken, und Tische mit Männern in Frauenbegleitung. Die Frauen waren nicht nackt, sie hatten alle mindestens Bikinis an. Es hätte genauso gut eine Miss-Wahl sein können. Sie wären alle Preisrichter, berieten sich und könnten nun mit schönen Augen bestochen werden. Ja, die Frauen sahen gut aus und Birne fand nichts Schlechtes daran.
    »Muss mal«, informierte Trimalchio und verschwand. Birne nahm’s zur Kenntnis und sah sich weiter um. Er fühlte sich einsam. Wenn ihn nun jemand erkannte. Aber wer sollte das sein? Er war neu. Keiner kannte ihn.
    Rechts von ihm stand ein Tisch, da saß eine große Gestalt. Birnes Blick blieb an dem Mann hängen. Konnte es sein? Er sah genauer hin, und er war’s: Der Kerl vom Fluss, er saß mit dem Rücken zu Birne. Der wusste bestimmt, was Birne hier wollte, er hatte das mit der Polizei mitbekommen, dass Birne Polizist war. Schlecht. Er wollte nicht erkannt werden. Andererseits: Er konnte der Entführer sein. Er hatte versucht, Tanja zu überreden, mitzukommen, an einen Ort, wo sie sich wohlfühle, wo sie immer gehen könne, wenn es ihr nicht gefiel, wo andere

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