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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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die Mühe gemacht, eine Tabelle am Computer zu erstellen. Da steht drin, wozu das jeweils gut ist.« Er hielt abgenutzte Blätter in den Händen, über die schon manches von dem Zeug gelaufen sein musste, wovon kaffeebraune Flecken zeugten. »Hier einmal alphabetisch und hier einmal nach Wirkung aufgelistet. Die Punkte zeigen an, wie stark es ist. Hilft am Anfang sehr, gerade wenn man keine Erfahrung hat. So und jetzt gehen wir hoch. Da zeige ich dir das Schlafzimmer, da kannst du es sehr schön mit ihnen haben, wenn du sie mal gebrochen hast.«
    Ben ging voraus, sie kamen am Überwachungsraum vorbei. Die Tür stand offen. Birne warf beiläufig einen Blick auf den Bildschirm, der das Wohnzimmer zeigte, das Wohnzimmer und den darin laufenden Fernseher.
    »Du, schau mal auf den Fernseher«, sagte Birne.
    »Was ist da?«
    »Heinz.«
    Wie auf ein Signal rannten sie nach oben ins Wohnzimmer. Sondersendung. Einer geschnappt, ein Unbekannter bisher, er gesteht. Trittbrettfahrer womöglich. Die Polizei prüft. Zum Beispiel den angeblichen Aufenthaltsort des Komplizen.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    Das hieß, sie waren bereits hier. Im Garten. Im Haus vielleicht. Das hieß handeln, um das Spiel nicht verloren zu geben. Ben hatte plötzlich die Pistole in der Hand und richtete sie auf Birne.
    »Wir holen das Mädchen, du machst, was ich sage und sagst nichts.«
    Sie rissen Nina hoch. Ben stellte sie und Birne nebeneinander vor sich, stieß ihnen die Waffe in den Rücken und erinnerte sie: »Geisel. Nicht abhauen, nicht einmal versuchen. Sonst seid ihr tot. Und: Die schießen auch, die können auch euch erwischen.«
    Die Kameras vor dem Haus und im Garten zeigten draußen Bewegung. Einheiten positionierten sich. Sie waren eingekesselt. Gleich würden sie eine Stimme aus einem Megafon hören, die sie zum Aufgeben aufforderte. Ben wollte nicht abwarten. Er ließ Nina und Birne vorausgehen nach oben.
    »Gleich mach ich die Tür auf. Ich rede, dann gehen wir zum Wagen. Ich steig als Beifahrer ein. Du, Nina, setzt dich auf mich. Verstanden?« Nina nickte. »Und du, Birne, fährst. Und nichts probieren. Ich schieße dich um.«
    »Wohin fahre ich?«
    »Erst mal raus. Gerade aus. Weg. Dann schauen wir weiter.«
    Ben öffnete die Haustür, nur einen Spaltbreit. Birne fiel auf, dass draußen Vögel zwitscherten. Es wurde hell im Hausgang. Ben streckte die Pistole raus und schoss drei Mal in die Luft, dann brüllte er: »Ist da jemand? Kann ich mit jemandem reden?«
    Stille.
    »Scheiße, ich habe hier zwei Geiseln, die schieße ich vor Euren Augen weg, wenn Ihr nicht redet.«
    Dieses »Scheiße« zeigte denen, dass er nervös war. Birne war es auch, er traute Ben, der Maus in der Ecke, alles zu.
    Dann kam das Megafon. Birne verstand zunächst nichts, das beunruhigte ihn zusätzlich.
    »Sagen Sie mir Ihren Namen«, antwortete Ben.
    Und wieder kam nichts.
    »Sagen Sie mir Ihren Namen«, forderte Ben erneut.
    »Mein Name ist Kriminalkommissar Kleinmüller.«
    »Hören Sie, Herr Kleinmüller, ich weiß, dass meine Chancen schlecht stehen. Aber ich habe hier zwei Gefangene, die können Sie retten.«
    Eine kurze Pause entstand, in der Ben schwer atmete. Er schaute konzentriert durch den dünnen Spalt, den die Haustür offen ließ, durch den ein bisschen Licht einfiel. Birne erkannte, dass das jetzt eine Gelegenheit wäre, den Helden zu spielen. Nina neben ihm kaute auf ihren Fingergelenken, sie war auch auf Ben fixiert, voller Spannung, weniger voller Todesfurcht. Birne beschloss, vorerst abzuwarten.
    »Haben Sie mich verstanden, Herr Kleinmüller?«
    »Was sind Ihre Forderungen?« Dieses verfluchte Megafon rauschte und krachte, als ob es kurz davor wäre, völlig zu versagen.
    Das ist keine Ausrüstung, dachte Birne. Warum antwortet Ben nicht? »Sie wollen deine Forderungen hören.«
    Ben beachtete ihn gar nicht. Zog er Aufgeben in Erwägung? Sollte Birne jetzt handeln? Er beugte sich langsam vor. Kein Geräusch, nur das Atmen, und vorsichtig die Hand ausstrecken. Nina sah, was er tat. Sie hatte große spitze Augen. Sie hatte Angst.
    »Ich will raus hier«, schrie Ben und Birne zuckte zurück. »Wir werden zu dritt rausgehen und in meinem Auto losfahren. Wenn Sie irgendwas versuchen, wenn ich bemerke, dass Sie uns folgen, wenn ein Hubschrauber auftaucht, dann drücke ich ab. Verstanden, Herr Kleinmüller?«
    Kleinmüller musste überlegen, von seiner Entscheidung hing viel ab, Kleinmüller müsste sich eigentlich beraten. In Wirklichkeit

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