Alpha: Thriller (German Edition)
weil sie keine Ahnung hatten, wo du warst. Deswegen brauchten sie ja die Information von mir.«
»Und du bist dir sicher, dass du nicht verfolgt worden bist?«
»Ziemlich. Ich hatte einen geliehenen Pass, habe eine chaotische Route eingeschlagen und nichts Ungewöhnliches bemerkt. Darin bin ich ganz gut.« Noch während er das sagte, zuckte Adams zusammen. Früher vielleicht, dachte er, aber jetzt nicht mehr. Im Park hatte er nicht einmal gesehen, wie Lynn auf ihn zugekommen war. Er war schlicht und einfach aus der Übung. So, wie die Dinge standen, schien sich Lynn besser zu schlagen als er. Was, wenn er doch verfolgt worden war?
»Vielleicht nicht von Menschen «, meinte Lynn warnend. »Elektronische Überwachung – Einkäufe mit Kreditkarte, Überwachungskameras mit Gesichtserkennungs-Software, Satellitenfotos, die Liste ist endlos!«
Seit ihrer Flucht hatte Lynn akribisch über die Techniken und Methoden ihrer Gegner recherchiert, und ihr rasiermesserscharfer Verstand hatte eine unglaubliche Menge an Informationen über diese Themen aufgesogen. Ihr fehlte die praktische Erfahrung damit, aber theoretisch kannte sie sich inzwischen gut genug aus, um sich Sorgen zu machen.
»Hey«, sagte Adams so beruhigend, wie er konnte, obwohl er sich nur zu bewusst war, dass Lynn recht hatte. »Ich habe nur Bargeld benutzt, ich besitze nicht einmal Kreditkarten, und ich habe darauf geachtet, Kameras aus dem Weg zu gehen. Telefoniert habe ich auch nicht. Ich glaube, einstweilen sind wir sicher.«
Lynn sah ihn kurz an und traf dann ihre Entscheidung. »Nein. Wir müssen aufbrechen. Sofort.«
Adams nickte. Er war auch dieser Meinung, er hatte nur gewollt, dass Lynn sich beruhigte und zu entspannen versuchte. Wenn die Anspannung hoch war, machte man Fehler, und das wusste Adams besser als die meisten Menschen. »Okay«, sagte er und nahm seine Tasche von dem zweiten Bett. »Ich bin fertig. Gehen wir.«
Innerhalb von drei Minuten war auch Lynn bereit und stand neben ihm an der Tür. Als er die Hand nach der dünnen hölzernen Trennwand ausstreckte, hielt er inne, gebot Lynn instinktiv mit der anderen Hand Einhalt und legte einen Finger an die Lippen, damit sie schwieg.
Dann drückte er den Kopf fester an die Tür und lauschte angespannt nach draußen.
Das Geräusch kam von der Treppe. Sechs Paar Füße, in Stiefeln, schwere Schritte, als trage jeder von ihnen etwas. Es hätte natürlich Gepäck sein können, aber ebenso gut irgendwelche Waffen. Die Schritte fielen in einem deutlichen Takt, einem Rhythmus, einem Zusammenklang, der militärisch wirkte.
Er spürte, wie seine Sinne zurückkehrten und hinter dem Schleier hervortraten, hinter dem sie sich seit jenem Tag in der Wüste versteckt hatten.
Er zog die Luft ein und roch weder Eau de Cologne noch Deodorant, nur eine schwache Andeutung von Naturseife; genug, um stärkeren Körpergeruch zu verbergen.
Und dann nahm er die Atmung auf – regelmäßig, gleichmäßig, im Takt, aber leicht beschleunigt, und zwar nicht durch die Bewegung, sondern im Vorgefühl dessen, was bevorstand.
»Killerkommando«, erklärte er Lynn. »Sechs Männer, bewaffnet, kommen gerade den Gang herunter. Wir haben zehn Sekunden.«
7
Das Hauptquartier des CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, liegt in der Nähe von Genf, Schweiz. Die Institution, die in der ganzen Welt berühmt ist für die Suche nach dem »Gottespartikel« in ihrem Teilchenbeschleuniger, wurde 1954 ursprünglich gegründet, um die besten Kernphysiker Europas – und später der Welt – zusammenzubringen. Seitdem machen ihre Forschungen zur Teilchenphysik einen großen Teil ihrer Arbeit aus, und die Entdeckung und Schaffung von Antimaterie durch das CERN wird gleichermaßen bewundert wie mit Furcht betrachtet.
Große Teile der Öffentlichkeit gerieten in helle Panik, als der Teilchenbeschleuniger – bekannter unter dem Namen Large Hadron Collider oder LHC – zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde. Da er aus Milliarden von Teilchen bestand, die in kilometerlangen unterirdischen Speicherringen zur Kollision gebracht wurden – manchmal bis zu zehntausend pro Sekunde –, fürchteten manche Kreise, die Anlage könne ein schwarzes Loch erzeugen, das in einem Sekundenbruchteil die ganze Welt verschlingen würde.
Natürlich geschah nichts Derartiges, und der Teilchenbeschleuniger läuft seitdem reibungslos und ist ständig auf der Suche nach der Erklärung für die Entstehung des Universums.
Beim Betreten
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