AlphaHERZ: Ein erotisch-romantischer Gestaltwandler-Roman (Alpha-Reihe) (German Edition)
gepresst hervor.
«Du bist noch immer angeschlagen.» Sie hatte ihre langen blonden Haare zu einem strengen Zopf zusammengebunden. Ihre Bluse war bis auf den obersten Knopf geschlossen. «Auch wenn die Wunde sich oberflächlich geschlossen hat, innen ist noch nicht wieder alles zusammengewachsen.»
«Ich habe gehört, was Camille gesagt hat.» Behutsam strich er vom Fußgelenk hinauf bis zu seinem Oberschenkel und spürte die Wulst an seiner Handfläche. So, wie sie seine Wäsche vor ihrem Bauch hielt, wirkte es abweisend auf ihn.
«Warum bist du dann so stur und ignorierst das?»
Aufbrausend warf er seine Turnschuhe gegen die Wand neben ihr. «Und warum unterstützt du mich nicht?»
«Weil das, was du vorhast, Wahnsinn ist.»
«Ich bin also verrückt, ja?»
«Mir dir kann man gar nicht mehr reden. Du hörst ja gar nicht zu und willst es auch nicht. Dein Stolz und dein Ego nehmen Dimensionen an, die gefährlich für dich sind. Aber ich werde nicht dabei sein und zusehen, wie du in Stücke gerissen wirst!» Sie schleuderte ihm seine Kleidung entgegen und lief zum Tor. Die übernatürliche Kraft ihres Luchsweibchens nutzend sprang sie behände darüber, als wäre es nur knie- und nicht mannshoch.
Fassungslos schaute Rufus ihr hinterher. In diesem Moment kam er sich erbärmlich vor. Nur in schwarzen Boxershorts und Socken stützte er sich auf seinen Gehstock und fühlte sich vor den Kopf gestoßen und im Stich gelassen. «Zickig, wie Katzen nun mal sind.»
«Wow, sie mag dich wirklich», hörte er Camille sagen. Lucas Lachen wertete Rufus als Beipflichtung.
«Wenn sie mich mögen würde, wäre sie geblieben und hätte mir beigestanden.» Gekränkt legte er seine Kleidung auf die Terrasse. Er riss sich wütend die Socken von den Füßen und warf sie achtlos in Richtung Wäscheberg. Dass sie davor im Schmutz landeten, scherte ihn nicht.
Nervös zupfte Rufus an seinen Shorts. Kleidung war beim Kampf nur hinderlich. Die Unterhose würde beim Wandeln der Gestalt zerreißen oder abgestreift werden.
Er schnappte seinen Gehstock und stapfte über den Rasen zum Waggon, bahnte sich einen Weg durch das Gebüsch dahinter und trat in den Wald, wo das Rudel bereits auf ihn wartete. Seine Schritte gaben durch den nassen Untergrund unheimliche Laute von sich, als würde ein gieriger Riese seinen Opfern das Mark aus den Knochen saugen.
Dass Lynx ihn allein gelassen hatte, traf Rufus sehr. Sie war schließlich einer der beiden Gründe, weshalb er sich freiwillig in Gefahr brachte.
Schmatz.
Tränen brannten hinter seinen Lidern. Er blinzelte sie weg.
Schmatz.
Sein ganzer Plan ging den Bach runter. Er hatte vorgehabt, top trainiert vor ihren Augen zum Helden zu werden und einen Rang aufzusteigen.
Schmatz.
Nun war alles anders gekommen. Er war angeschlagen, hatte somit schlechte Karten und Lynx war nicht einmal da.
Schmatz.
Vielleicht war es besser so. Er hätte sowieso nicht gewollt, dass sie seine Fetzen aufsammelt.
Schmatz.
Die herbe Enttäuschung ließ ihn noch mehr hinken als üblich. Der Stock versank im lockeren Waldboden und er kam sich lächerlich vor, wie eine Wackelfigur. Sicherlich fragten sich die anderen Werwölfe, wie er kämpfen wollte, wenn er nicht einmal richtig gehen konnte.
Mit vorgetäuschtem Selbstbewusstsein trat er in den Kreis, den die Werwölfe gebildet hatten. Dieser schloss sich hinter ihm sogleich. Jackal wartete schon in der Mitte auf Rufus. Im Mondlicht, das die Lichtung erhellte, sah er noch blasser aus als sonst. Er war nicht muskulös, aber drahtig. Rufus unterschätzte ihn nicht, nur weil er nicht die Kriegerstatur eines Canis hatte.
Die Luft roch erdig und feucht. Er atmete tief ein und machte sich bewusst, dass er sich hier heimisch fühlte. Der Wald würde ihm Kraft schenken, ebenso sein Tier und das Rudel. Es fiel ihm schwer, seine Zuversicht nicht zu verlieren. Aber falls das geschah, würde er Jackal keinesfalls besiegen.
Aus dem Augenwinkel sah er zu Claw. Der Alphawolf hatte ihn gelehrt, dass man neben dem Kämpfen an sich zwei weitere Dinge beherzigen musste. Man musste einstecken können und mental stark sein. Am Ende zählte der Wille. Und Rufus wollte noch immer siegen.
Claw stimmte ein Wolfsgeheul an, um das Gemeinschaftsgefühl des Rudels zu bekräftigen, und alle fielen mit ein.
Rufus bekam eine Gänsehaut. Gleich war es so weit, in wenigen Sekunden würde die Auseinandersetzung beginnen. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als auch er aus voller Kehle heulte.
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