Alphavampir
mit deiner Entscheidung nicht einverstanden, trotzdem rebellierten sie nicht.»
«Ich habe mich so in dir getäuscht.» Angeekelt schüttelte sich Mila. Gemeinsam mit den anderen Illusionisten ging sie parallel zu Jarek durch den linken Seitengang.
«Adamos Tod und Nanouks Verurteilung hätten die Dark Defence zerstört. Die Vampire hätten deine Entscheidungskraft in Frage gestellt und dich endgültig gestürzt.» Verschwörerisch rieb Jarek seine Handflächen aneinander und setzte seinen Weg fort. «Und ich wäre zum Alpha aufgestiegen.»
«Aber dein Plan ging nicht auf.» Das Blut rauschte durch Kristobals Ohren. Seine Fingerspitzen prickelten. Seine Poren zogen sich zusammen und dehnten sich wieder. Vor Zorn drängte das, was in ihm lauerte und das er vor den anderen geheim hielt, nach draußen. «Du hast nicht damit gerechnet, dass Werwölfe und Vampire zusammenarbeiten würden.»
Plötzlich drehte sich Jarek blitzschnell um und rannte in Richtung Foyer.
Die Magie stieg so heftig in Kristobal auf, dass er sie nicht kontrollieren konnte. Wie ein Flächenbrand stob sie aus seinem Inneren heraus in jeden Winkel seines Körpers. Sie summte in seinen Ohren, als würde er sich statisch aufladen. Alles geschah wie von selbst und ganz natürlich. Der Wunsch allein reichte schon, um die Magie auf die zweiflügelige Tür, die aus dem Saal führte, zu lenken. Wie von Geisterhand schlug sie zu. Kristobals Sinne waren hellwach und alarmiert. Sein Blick glitt zum Bühnenausgang. Krachend fiel auch diese Tür ins Schloss. Kristobal hatte sie nur mit seinen Gedanken geführt. Die Magie floss in sein Inneres zurück, zumindest das, was noch übrig war. Diese magische Eruption hatte ihn Kraft gekostet. Zurück blieb Erschöpfung, die er versuchte nicht zu zeigen.
Jarek war erstaunt, aber keineswegs eingeschüchtert. Er stellte sich mit dem Rücken zur Tür, damit die Werwölfe und die Vampire ihn nicht umzingeln konnten. «Du hast dich doch nur wegen dieser Frau auf die Dark Defence eingelassen. Aber du wirst nie mit ihr zusammen sein, genauso wie ich nie Alpha sein werde, dafür werde ich sorgen.»
Er machte einen Ausfallschritt und hob in einer theatralischen Geste beide Hände, die er wie Krallen hielt. Kristobal hob eine Augenbraue. Erwartete Jarek, dass Magie aus seinen Fingerspitzen strömte? Dies war kein Fantasy-Film, sondern das wahre Leben. Kristobal selbst hatte nicht einmal seine Arme gehoben, um die Türen zu bewegen. Jareks Pose sah geradezu lächerlich aus.
Als Kristobal hinter sich ein Geräusch hörte, das wie ein Knirschen und gleichzeitig wie Säuseln klang, machte er überrascht einen Satz zur Seite. Ein Wirbel manifestierte sich um die Bühne herum. Wie ein Vorhang wurde er nach oben gezogen – durch Jareks Zauberkraft, denn seine Hände zitterten, während er sie anhob, und sein Gesicht wirkte hochkonzentriert, geradezu verbissen.
Zuerst erkannte Kristobal nicht, was da um das Podest herumwirbelte und Nanouk einschloss, doch dann begriff er. Staubkörner. Es waren Millionen. Welch eine Macht musste in Jarek reifen, dass er seine Magie so zielgerichtet und effizient einsetzen konnte! Und wie arrogant von ihm, Kristobal, zu glauben, er wäre der einzige Vampir mit telekinetischen Fähigkeiten.
Aber wenn auch Jarek besondere Fähigkeiten besaß, dann musste sein Wolf ebenfalls noch rudimentär vorhanden sein, wie bei Kristobal; eine Tatsache, die er genauso unter allen Umständen verheimlichte, wie den wahren Grund, weshalb er als Teenager zu seinem verhassten Vater gezogen war. Der Besuch des Phantoms. Der Liebhaber seiner Mutter. Nachts in Kristobals Zimmer. Wie ein gesichtsloser Schatten. Beißender Schweißgeruch. Fremde Hände unter der Bettdecke. Kristobal hatte geschrien, doch seine Mom kam nur, um mit ihm zu schimpfen, weil er die Nachbarn wecken würde. Zumindest hatte sie mit ihrem Erscheinen das Schlimmste verhindert. Trotzdem war bereits zu viel geschehen.
Die Erinnerung würde ihn niemals loslassen, wie auch sein Tier nie vollkommen tot sein würde. Er spürte seinen Wolf, wenngleich nur schwach. Unerkannt lebte Kristobal als Außenseiter innerhalb der dunklen Gemeinschaft. Aber Freaks führten keine Gruppen an. Niemand hatte die Wahrheit erfahren dürfen, sonst hätte man ihn gestürzt, vielleicht sogar ausgestoßen. Doch jetzt war er nicht mehr der einzige Unreine, oder? Unsicher musterte er Jarek.
Claw, Canis und Nubilus rannten zur Bühne und prüften den seltsamen Wirbel. Canis
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