Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
Vom Netzwerk:
abgeschlachtet haben. So etwas hättest du niemals getan!»
    «Aber das Tier in ihr.» Radim prüfte, ob Nanouks Fesselungen noch fest genug waren. «Wölfe kann man nicht zähmen. Es sind wilde Tiere.»
    «Unsinn!» Unsanft drängte Arctos den windhundgesichtigen Magier beiseite.
    «Ein Verdrängungsmechanismus des menschlichen Gehirns.» Selbstzufrieden tippte Radim sich gegen die Schläfe. «Ihr Tier hat ein Verbrechen begangen und ihre menschliche Seite hat die abscheuliche Tat verdrängt.»
    Als Kristobal sagte: «Das halte ich für unwahrscheinlich. Niemand ist mehr eins mit seinem Wolf als Nanouk», lag die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm.
    «Du weißt gut über sie Bescheid, nicht wahr?» In aller Seelenruhe kam Jarek näher. Er strahlte Gelassenheit aus. «Aber auch du musst einsehen, dass die Beweise gegen sie sprechen. Zusammen mit ihrem Geständnis kann es nur eine Verurteilung geben.»
    Die darauffolgende Stille schnürte Nanouk die Luft zum Atmen ab. Mit jeder Sekunde, die Kristobal grübelte, schwand ihre Hoffnung. Sie wünschte sich so sehr, dass er sich für einen Freispruch einsetzen würde, immerhin zeugte sein Hadern von Unsicherheit, aber Jarek hatte Recht. Alles sprach gegen sie. Dem Alphavampir blieb keine andere Möglichkeit als eine Strafe zu bestimmen. Und wie sollte die Bestrafung anders aussehen als der Tod? Schließlich hatte sie einen der ihren getötet.
    Ihr lief kalter Schweiß den Rücken hinab. Sie konnte Canis’ Aggression wittern und Nubilus’ Angst. Sie ekelte sich vor sich selbst. Das erste Mal seit sie eine Werwölfin war, verachtete sie ihre Timberwölfin. Nanouk hatte nie das Bedürfnis gehabt, ihre Wölfin zu kontrollieren, sondern sie waren ein Team gewesen. Nun bereute sie ihre Fahrlässigkeit. Nanouk hätte sie unterwerfen sollen, sie kontrollieren oder gar zähmen, anstatt sie als Freundin zu betrachten. Jetzt war es zu spät.
    Sie würden gemeinsam sterben. Durch den Mann, den sie beide liebten.
    Tränen liefen Nanouks Wangen hinab. Es war das erste Mal, dass sie in der Öffentlichkeit Schwäche zeigte. So schwer war das gar nicht, stellte sie erstaunt und schwermütig fest.
    Plötzlich schwangen die beiden Flügeltüren des Saales auf. Claw stapfte durch den Mittelgang auf die Bühne zu. Zwei Männern folgten ihm wie Schatten. Die Vampire und die Lykanthropen flogen von ihren Sitzen auf. Ungläubig starrten alle Adamo und Lupus an, wagten aber nicht, ihre Gefährten in die Arme zu schließen, als wären die beiden Männer schaurige Geistererscheinungen. Vielleicht lag es auch an Claw, der so finster blickte, als wollte er jeden mit Haut und Haaren fressen, der sich ihnen näherte.
    Nanouks Herz machte einen Sprung. Sie blinzelte ihre Tränen weg, weil sie kaum glauben konnte, was sie da sah.
    Adamo lebte! Wie konnte das sein? Tala hatte ihr doch erzählt, dass er tot war. Hatte die Neue sie belogen? Nein, Tala schaute ebenso verblüfft. Auch sie hatte nicht gewusst, dass er überlebt hatte. Keiner im Raum machte den Eindruck, als wäre er in etwas eingeweiht.
    Lupus sah ausgezehrt aus und er schleppte sich mühsam vorwärts, aber er schien die Wandlung in einen Vampir überstanden zu haben. Sein Haar leuchtete vollkommen weiß, die Transformation hatte seine Augen blutrot gefärbt und die Altersflecken stachen durch die Blässe seiner Haut hervor. Aber trotz dieser Veränderungen lag dieselbe Güte in seiner Miene. Am liebsten wäre Nanouk ihm um den Hals gefallen. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln.
    Jarek war der erste, der seine Sprache wiederfand. Das erste Mal seit Nanouk ihn kannte, stieg eine zarte Röte in seine Bernhardinerwangen. «Was geht hier vor? Ich will sofort wissen, was hier los ist!»
    Claw ignorierte ihn. Er schritt einfach an ihm vorbei und blieb erst neben Kristobal stehen. Bisher hatten sie immer wie zwei Stiere ausgesehen, die mit den Hufen scharrten, wenn sie sich in einem Raum befanden, doch nun wirkten sie wie eine Einheit. Nanouk bemerkte es und die anderen auch, das allgemeine Staunen war groß.
    «Gerade rechtzeitig.» Der Alphavampir nickte Adamo und Lupus zu, dann wandte er sich an die Versammelten, die inzwischen zu tuscheln begonnen hatten. «Es tut uns leid, euch belogen zu haben, aber es war unumgänglich.»
    «Was soll das heißen?» Als Canis näher trat, warf er einen Stuhl um.
    Gebieterisch hob Claw seine Hand, um seinen Rudelgefährten von Dummheiten abzuhalten. «Kristobal und ich haben einen geheimen Pakt geschlossen. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher