Alphavampir
wir mit dem, was wir vorhatten, erfolgreich sein wollten, durfte niemand etwas von unserem Plan erfahren.»
«Ich bin der Manager unserer Illusionistengruppe.» Energisch schlug sich Jarek auf den Brustkorb. «Ich sollte über alles informiert sein.»
«Hier geht es aber nicht um die Show, sondern um unsere dunkle Gesellschaft», Kristobal schaute über die Schulter zu Nanouk, «und um die Wahrheit. Nur Adamo kann uns sagen, was wirklich vorgefallen ist.»
Das Blut rauschte durch Nanouks Adern und sie fühlte sich viel lebendiger als noch vor einer Minute. Der schwarze Nebel in ihrem Geist war verschwunden, ebenso das Bild ihrer blutigen Klauen. Ihr war, als wäre sie wieder sie selbst.
Aufgebracht zeigte Radim auf die Angeklagte. «Aber sie hat gestanden, Adamo angegriffen zu haben. Sie erinnert sich wieder an die Tat.»
«Erinnerungen können manipuliert werden», gab Kristobal zu bedenken.
«Nur von dir», ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob Canis den Stuhl auf, den er umgeworfen hatte, «zumindest bei Werwölfen.»
Er hatte Recht. Nanouks Zweifel kehrten zurück. Wie Seifenblasen stieg immer wieder Hoffnung in ihr auf und genauso oft zerplatzten sie. «Irgendjemand spielt ein falsches Spiel.»
«Zwei Alphas, die ihre Gefährten hintergehen...», murmelte Radim, doch er erntete keine Zustimmung von den anderen Vampiren.
Kristobal ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. «Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Montalbán Adamo so grausam zugerichtet hat, aber viel wahrscheinlicher ist, dass der Täter einer von uns ist.»
«Einer von den Gestaltwandlern, meinst du wohl.» Misstrauisch beäugte Mila die Werwölfe.
«Keineswegs.» Kristobal lächelte wissend. «Vampire finden einen Weg, die Dinge genauso aussehen zu lassen, wie sie wollen, dass sie aussehen.»
«Ich habe Lupus mit meinem Blut gestärkt», berichtete Claw, worauf Tala erleichtert aufatmete und strahlte, «Lupus hat Adamo zusammengeflickt und Kristobal hat ihn mit seinem Blut genährt. Wir mussten euch im Unklaren gelassen, damit der Täter sich in Sicherheit wiegt.»
«Bis Adamo so weit genesen war, dass eine Gegenüberstellung stattfinden kann», führte der Alphavampir die Erklärungen zu Ende. «Sag uns, wer dich angefallen hat, Adamo.»
Der junge Vampir schob nervös seine Zunge durch die Lippenspalte. Schließlich zeigte er auf den Werwolf, der in der letzten Reihe hinter den Vampiren saß. «Es war Pavel.»
Ein Raunen ging durch die Menge. Pavel dagegen zog den Kopf zwischen den Schultern ein und winselte leise. «Nein, das kann nicht sein. Ich kann mich an nichts erinnern, an rein gar nichts, ehrlich.»
«Deshalb hat er auch behauptet, den Geruch des Täters an Adamo nicht gewittert zu haben», tobte Jarek. «Weil er sich sonst selbst entlarvt hätte.»
Unerwartet sprang Pavel auf, rannte nach vorn und warf sich Kristobal zu Füßen. Jammernd umschlang er seine Fußgelenke und krächzte: «Bitte, Herr, Ihr müsst mir glauben. Ich bin unschuldig. Adamo war immer gut zu mir. Niemals hätte ich ihm so etwas Schreckliches antun können.»
«Du hast es getan.» Dann sagte Adamo etwas, das alle verblüffte. «Aber ich verzeihe dir.»
«Wie bitte?» Wild gestikulierte Radim, der nicht glaubte, was er da hörte. «Junge, bist du noch ganz bei Verstand? Er wollte dich töten.»
Adamo schüttelte den Kopf. «Nicht er. Pavel war nur ein Instrument.»
«Von Kristobal?», wisperte Nanouk mit zittriger Stimme.
«Über diese Frage reden wir später unter vier Augen.» Grimmig hob der Alphavampir eine Augenbraue.
In diesem Moment erkannte sie, dass er am Anfang des Tribunals nicht desinteressiert gewesen war, sondern lediglich das Publikum im Augen behalten hatte, weil sich der Täter darunter befand. Sein Grübeln über das Urteil war kein Zeichen von Unentschlossenheit, er hatte nur Zeit schinden wollen, weil er auf Claw, Adamo und Lupus gewartet hatte.
Nanouk schämte sich mit einem Mal für ihre Zweifel an ihm, auch weil der Alphawolf klarstellte: «Ich vertraue Kristobal hundertprozentig. Es muss noch jemanden unter den Vampiren geben, der die Fähigkeit hat, Werwölfe zu manipulieren und diese magische Gabe geheim hält.»
«Jemanden, der Erinnerungen löschen und einer anderen Person einpflanzen kann.» Mit einer Geste forderte Kristobal Adamo auf: «Nenn den Namen.»
Adamos Stimme wurde mit jeder Silbe lauter, bis er schließlich durch das Theater schrie: «Wie ein feiger Hund versteckte er sich im Schutz des
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