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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Großmagier Kristobal tritt nur noch selten auf, aber Herausforderungen reizen ihn, und diese junge Dame ist in vieler Hinsicht ein reizendes Geschöpf.»
    Nanouk hörte kaum, was der Illusionist sagte. Sie hatte nur noch Augen für Kristobal, alles andere trat in den Hintergrund. Bisher hatte es so ausgesehen, als wäre die Mitternachtsshow Radims Herrschaftsgebiet, doch der Großmagier stellte sich als Oberhaupt heraus.
    Die Wölfin in ihr blieb nicht unbeeindruckt von ihm, zumindest redete sich Nanouk ein, dass ihre animalischen Instinkte Schuld an dem Interesse waren, das sie dem Fremden entgegenbrachte. Mit seinem schwarzen Surcot unter der blutroten Cotte, dem breiten Gürtel und dem schwarzen Samtmantel, war er so edel gekleidet wie der König in einem historischen Schauspiel. Genauso aufrecht und würdevoll ging er auch. Kristobal war nur geringfügig kleiner als Radim, dafür aber kräftiger gebaut. Seine Augen waren so schwarz wie seine kurzen Haare. Er ragte aus der Masse heraus – durch seine Statur, seine Attraktivität und dem Stolz, der aus seinem ganzen Wesen sprach.
    Eine dunkle Aura umgab ihn. Es schien, als wäre er in der Lage, direkt in sie hineinzusehen und zu erkennen, dass ihr Herz aufgeregt pochte, ihr Atem sich beschleunigte und ihre arrogante Haltung nur der Fassade diente. Wie war das möglich? Seine Mundwinkel kräuselten sich, er wusste, wie sehr er sie durcheinanderbrachte.
    Er war von sündiger Schönheit, nicht wie die eines Engels, auf solche Männer stand Nanouk ohnehin nicht, sondern verführerisch wie ein Inkubus, der außergewöhnliche Lust versprach, aber Verderben brachte. Nanouk erkannte die fatale Anziehungskraft und trotzdem konnte sie sich ihrer Faszination nicht entziehen. Sein Lächeln besaß diese verführerische Anzüglichkeit, sein Blick war durchtränkt mit Lüsternheit und sogar sein eigenartiger Körperduft zog sie an wie eine Motte das Licht.
    Nanouk witterte Gefahr! Die Sinne ihrer Timberwölfin, die normalerweise so viel besser funktionierten als ihre menschlichen, wurden dagegen von ihrem Paarungstrieb ausgeschaltet.
    Ein neues Musikstück begann. Pauken und Trompeten übertönten Kristobals Worte, so dass das Publikum sie nicht verstehen konnte, zumal Radim weiterhin Lobeshymnen auf ihn sang. «Du kannst mir nicht widerstehen, Nanouk.»
    «Das hat Radim auch geglaubt.» Kampfeslustig reckte sie ihr Kinn in die Luft und fand diese Haltung im selben Moment lächerlich. Wie ein bockiger Teenager. Dabei war sie eine gestandene Frau. Mehr als das – sie war eine Werwölfin!
    «Ich bin stärker als er. Meine Magie ist sehr mächtig.» Kristobal senkte seine Stimme noch weiter ab. «Keiner der anderen Vampire kann Werwölfe beeinflussen, außer mir.»
    «Vampire?» Sie glaubte sich verhört zu haben. «Ja, klar!»
    Er lächelte milde. «Hast du gedacht, ihr seid die einzigen übersinnlichen Wesen auf dieser Welt? Wie einfältig!»
    Nanouk bezeichnete die Lykanthropen nun wirklich nicht als übernatürliche Spezis, vielmehr als eine Laune der Natur. Das Gestaltwandeln war in ihren Augen kein größeres Wunder als die Tatsache, dass eine Raupe nach der Verpuppung zu einem Schmetterling wurde, ein Chamäleon seine Farbe ändern und ein Gecko seinen Schwanz abwerfen und nachwachsen lassen konnte. Wenn Tiere ihr Aussehen zu verändern vermochten, wieso sollten Menschen das nicht können? Außerdem war es gefährlich, sich selbst als etwas Besonderes zu sehen, denn was unweigerlich folgte, war Überheblichkeit. Diese brachte Unglück über andere und brach einem über kurz oder lang das Genick.
    Spöttisch rümpfte sie die Nase. «Es gibt keinen echten Zauber.»
    «Ich werde es dir beweisen.» Kristobal schaute ihr tief in die Augen.
    Tatsächlich spürte Nanouk etwas, doch das hatte wenig mit Magie zu tun, sondern vielmehr mit der Anziehung, die von ihm ausging. Sie war wie ein Sog, der nicht minder gefährlich war wie ein Wasserstrudel – man war verführt, den Kampf aufzugeben und sich einfach treiben zu lassen, selbst wenn das bedeutete, in den Tod gerissen zu werden. Aber Nanouk war stark für zwei, denn sie war nicht allein – ihr Tier stärkte sie. Ein Mensch hätte Kristobal nicht widerstehen können, ein weiblicher Werwolf schon.
    Sie schenkte ihm ein provokantes Lächeln.
    Plötzlich schnellte ihr Puls empor. Ihr war, als würde sein Blick gleich hinter ihren Augen flüssig werden. Er drang in ihre Adern ein und verteilte sich in ihrem Körper. Stück für

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