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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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Jugendliche, die eine Mutprobe machten – sie wie der Teufel das Weihwasser mieden. Robert Hansen hatte in den achtziger Jahren Prostituierte an diesen Ort verschleppt, vergewaltigt und mit einem Jagdmesser getötet. Es hieß, die Hütte sei verflucht, doch sie war nicht mehr als ein Holzhaus, das idyllisch im Wald lag und langsam zerfiel.
    Als Claw die Hütte betrat und den Pulverschnee von seinem schwarzen Crown Coat abschüttelte, schaute das Rudel auf. Seine Gefährten erhoben sich und neigten den Kopf. Testosteron schlug ihm entgegen. Er spürte Aggression, aber auch Unsicherheit, nicht weil seine Gefährten seine Reaktion auf ihr eigenmächtiges Handeln fürchteten, sondern weil sie die neuen Gegner nicht einzuschätzen vermochten.
    «Ich bin im Bilde. Lupus hat mir bereits Bericht erstattet.» Er hielt Tala die Tür auf, trat jedoch zuerst ein. Wenn sie unter sich waren, ließ er ihr den Vortritt, doch in diesem Moment war es notwendig seinen Rang zu unterstreichen, damit das Rudel ihn nicht für ein verliebtes Schoßhündchen hielt.
    Lupus nahm auf einer Kiste Platz. Er hatte offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass die Temperaturen gestiegen waren, denn er war mit Skijacke, Mütze und Schal so dick eingepackt wie im tiefsten Winter und trug sogar in der Hütte noch Handschuhe. «Ich hatte erwartet, dass die Gestaltwandlung auf der Bühne nur ein Trick ist, eine von vielen Illusionen, aber Pavel ist tatsächlich ein Werwolf. Nanouk ist auf die Bühne gegangen und hat ihn gerochen.»
    «Das war riskant», eindringlich sah Claw die Werwölfin an, «oder mutig, wie man es sehen mag.»
    Nanouk hatte das versteckte Lob sehr wohl verstanden und nickte dankbar. «Pavel ist ein schmieriger kleiner Kerl. Er fühlt sich wohl in seiner Rolle. Er mag es, etwas Besonderes zu sein, vom Publikum bestaunt zu werden und den Zuschauern Angst einzujagen.»
    «Einzelgänger sind immer gefährlich, weil sie denken, es gäbe für sie keine Regeln, da sie zu keinem Rudel gehören.» Hinter Claw fiel die Tür ins Schloss. Tala stellte sich neben Nubilus. Es versetzte Claw einen Stich, aber sie durfte nicht den Platz an seiner Seite einnehmen, da sie nicht die Alphawölfin war. «Wir müssen mit Pavel reden. Entweder schließt er sich uns an oder er verlässt unser Revier, auf jeden Fall muss er sofort mit seiner Bühnenshow aufhören.»
    «Ich will nicht mit einem Verräter Seite an Seite rennen.» Canis’ Einspruch erntete leise Zustimmung.
    Doch Claw konnte nicht zulassen, dass er sich weigerte, sich seinem Wort unterzuordnen und machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. «Wenn er ein Rudelmitglied wäre, hätten wir ihn unter Kontrolle. Außerdem sind Werwölfe so selten, dass ein jeder etwas Kostbares ist.»
    Einlenkend zog Canis den Kopf zwischen die Schultern.
    Claw bemerkte Lupus’ Kurzatmigkeit und war besorgt, nicht nur, weil er befürchtete, dass sein Tier es nicht länger schaffen würde, seine Krankheit auszubremsen, sondern auch weil die anderen Werwölfe seine Schwäche witterten und ihn zu Rangkämpfen herausfordern könnten. In seinem Zustand waren Kämpfe das letzte, was er brauchte. «Ich möchte, dass zwei von euch zu diesem Kristobal gehen und in meinem Namen um ein Gespräch bitten.»
    Nanouks Puls schnellte hoch, als Claw den Namen des Großmagiers nannte, das hatte er deutlich gespürt und es passte ihm nicht. Doch unter die Angst, die er wahrnahm, mischte sich ein anderes Gefühl, das ihm weitaus größere Sorgen bereitete. Ihre Blicke trafen sich und Nanouk schaute ertappt zu Boden.
    Nur Nubilus trennte die beiden Werwölfinnen. Tala spitzte die Lippen, wie sie es immer tat, wenn dunkle Wolken aufzogen. Claw wollte sich gar nicht erst ausmalen, was in diesem Moment in ihrem hübschen Kopf vorging. Frauen!
    «Warum gehen wir nicht alle zum Theater, am besten sofort?» Wie die meisten Gefährten, reagierte Nubilus mit Unverständnis.
    Claw taxierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Als ihm auffiel, dass der bullige Frankokanadier seinen braunen Baumwollpullover falsch herumtrug, denn der Waschzettel war zu sehen, musste er ein Grinsen unterdrücken, denn das hätte sein dominantes Auftreten ruiniert. «Weil das als Herausforderung betrachtet werden und einen Krieg anzetteln könnte. Kriege, selbst solche, die im Verborgenen stattfinden, fallen über kurz oder lang auf. Das ist zu riskant. Wir werden es erst einmal diplomatisch versuchen.»
    «Aber dann ist unsere Chance auf einen Überraschungsangriff
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