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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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Häuserwänden zu bleiben, wie zwei Wölfe, die sich an ihre Beute heranschlichen, musste Nanouk Canis immer wieder zurückhalten, damit er nicht vorauslief.
    Sie fasste seinen Oberarm, um ihn zu zügeln, und schob ihren Zimtkaugummi in die Wangentasche. «Was ist nur los mit dir? So kenne ich dich gar nicht. Du bist nie ein Hitzkopf gewesen. Engagiert, ja, aber nicht aufbrausend.»
    «Tut mir leid. Ich fühle mich selbst nicht wohl in dieser Rolle.» Er verlangsamte seinen Schritt, schaute auf ihre Hand, die ihn kräftiger gepackt hatte, als es eine Menschenfrau jemals getan hätte, und grinste anzüglich. «Ich mache mir Vorwürfe, dass ich dich und Lupus nicht anstellte von Nubi begleitet habe.»
    «Es ist nichts passiert.» Nanouk ließ ihn los, damit er nicht glaubte, sie habe ihn berührt, um Nähe herzustellen. Energisch kaute sie auf dem Gum herum.
    «Du warst unnötig in Gefahr und ich trage mit Schuld daran.»
    «Lass es gut sein.» Da das alte Theater nur noch wenige Häuser entfernt war, spuckte sie den Kaugummi aus. «Du kannst nicht immer bei mir sein wie mein Schatten.»
    «Aber Gefährten sind füreinander da.» Leiser fügte er hinzu: « Ich bin immer für dich da.»
    «Das weiß ich doch. Aber in dem Zustand, in dem du bist, solltest du dich lieber um dich selbst kümmern. Wo ist die Gelassenheit des Inupiaq-Indianers?» Sie knuffte ihn in die Seite.
    Woraufhin er sie behutsam schubste. «Ich sollte meinen Stamm besuchen. Vielleicht würde mich das wieder runterbringen.»
    «Oder rennen.» Wie gern würde sie einmal wieder mit Canis in Wolfsgestalt im Wald herumtollen, doch sie befürchtete, dass er mehr als Freundschaft hineininterpretierte. Obwohl die Fronten geklärt waren, machte er ab und zu Anspielungen.
    «Lupus wird schwächer und Nubi hat seinen Kopf in den Wolken.» Er knabberte an seiner Unterlippe. «Sie sind nicht die richtigen Begleiter für dich.»
    «Lass Nubilus in Ruhe!» Der Bär hatte bei ihr einen Stein im Brett. Hatte Canis ihn deshalb auf dem Kieker?
    «Er will mir meinen Platz streitig machen, das spüre ich.» Schlecht gelaunt trat er gegen einen Getränkekarton, die in die Straßenrinne flog und dort liegenblieb. «Über kurz oder lang wird er mich herausfordern.»
    «Wir reden hier über die Rangordnung und nicht über den Platz an meiner Seite, oder, Canis? Wenn es bei euren Animositäten nämlich um mich geht, werde ich fuchsteufelswild! Ich bin alles andere als paarungswillig und das weißt du.»
    «Dein Körper strömt andere Signale aus, Nanouk.»
    Abrupt blieb sie stehen. «Wie bitte?»
    «Beruhige dich, bei Nubi und mir geht es um die Hierarchie. Unsere Wölfe machen sich immer stärker bemerkbar, sie wollen sich messen.» Er zog sie weiter.
    «Rieche ich wirklich ...», sie suchte nach einer passenden Beschreibung, denn das Wort läufig wollte sie unter allen Umständen vermeiden, und sagte verlegen: «... bereit?»
    Er grinste über das ganze Gesicht. «Erst seit gestern.»
    Gestern war sie in der Mitternachtsshow gewesen. Und sie hatte Kristobal kennengelernt. «Verflixt», murmelte sie und dachte daran, wie Claw sie beim Treffen angeschaut hatte. Er ahnte etwas. Sie hatte noch nie Glück mit Männern gehabt, deshalb hatte sie sich vorgenommen, vorerst allein zu bleiben. Aber das bedeutete ja nicht, dass sie abstinent sein musste. «Das kann nur daran liegen, dass meine Wölfin den Frühling wittert.»
    «Also, mein Wolf ist das ganze Jahr über bereit.» Eine Frau, die auf der anderen Straßenseite ging und schwer an ihren Einkaufstaschen trug, wurde durch Canis’ Gelächter auf sie aufmerksam. «Das ist der Lauf der Natur. Deine Triebe kannst du nicht unterdrücken.»
    Nanouk knurrte. «Noch lauter, dann hört es die ganze Straße.»
    Betreten zuckte er mit den Achseln. «Tschuldigung.»
    Sie blieben vor dem Theater stehen. Schwere Vorhänge hingen vor den Fenstern. Von außen wirkte das Gebäude unbewohnt und bei Tageslicht noch abrissreifer als in der Nacht. Im Glaskasten, in dem Adamo gesessen und die Kasse gemacht hatte, hing ein Schild:
    Mitternachtsshow
    Heute Vorstellung
    Einlass: dreißig Minuten vor Geisterstunde
    «Sehr dezente Werbung», sagte Canis und klopfte gegen das Glas. «Es wundert mich, dass die Show überhaupt ausverkauft war, so wie ihr berichtet habt.»
    Nanouk erinnerte sich daran, dass einige Zuschauer nach der Vorstellung hinter die Kulissen gebracht worden waren. Vielleicht beeinflussten die Vampire sie, so dass sie genug
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