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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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breite Nasen und hervorstehende Wülste über den Augen wie Steinzeitmenschen. Sie bauten sich vor dem Ausgang auf und starrten die zwei Werwölfe böse an.
    «Was soll das?» Nanouk ließ sich keineswegs einschüchtern, sondern freute sich schon darauf, ihren Zorn in einem Kampf abzubauen, und trat herausfordernd auf die Zwillinge, wie Nanouk die beiden Kerle heimlich taufte, zu.
    Jarek tauchte neben ihr auf. Er tupfte mit einem roten Spitzentaschentuch über seinen Mund, als hätte er gerade gespeist. «Wir können Sie leider nicht so einfach ziehen lassen, das verstehen Sie bestimmt.»
    «Und Sie sehen sicherlich ein, dass Sie uns nicht aufhalten können.» Nanouks Antwort klang ebenso süßlich. Seine falsche Freundlichkeit konnte der Manager sich in die Haare schmieren. «Pfeifen Sie Ihre Wachhunde zurück, sonst werden wir ihnen wehtun müssen.»
    Jarek lachte zwar, zwirbelte jedoch gleichzeitig seinen Schnurrbart nervös.
    Er hatte gerade den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, als Kristobal auf der Bildfläche erschien. «Lasst sie gehen.»
    «Aber ...»
    Der Manager kam nicht dazu, zu widersprechen, denn Kristobal gebot ihm Einhalt, indem er seine Hand hob. «Ich sagte, lasst sie gehen!»
    Der Bestimmtheit, die im Blick und in der Stimme des Großmagiers lag, hatte Jarek nichts entgegenzusetzen. Der Mann mit den Bernhardinerwangen fuchtelte wild mit seinen Armen herum, worauf die beiden Fleischberge zur Seite traten.
    Nanouk nahm sich vor, Kristobal nicht anzusehen, damit er sich ja nichts darauf einbildete, war aber machtlos gegen den Reiz, den er auf sie ausübte. Als sie mit Lupus weiterschritt, schielte sie zu dem charismatischen Vampir. Er ließ sie ebenso wenig aus den Augen wie sie ihn, bis sie auf die Straße trat. Eine kalte Brise wehte über den Bordstein, aber es hatte aufgehört zu schneien. Die Wolkendecke riss auf und der Himmel darüber war übersät mit Sternen. Hatte sie Kristobal angelächelt? Sie hoffe nicht, konnte es aber nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Ob er Jarek auch mit seiner übernatürlichen Gabe beeinflusst hatte, damit der Manager sie gehen ließ?
    Plötzlich hatte Nanouk einen Gedankenblitz. Konnte es sein, dass Kristobal ihr suggeriert hatte, die Berührungen des Nebelbildes zu spüren? Er hatte sie bewegungsunfähig gemacht und ihre Wölfin erreicht. Seine Beeinflussung hatte sich wie flüssiges Feuer angefühlt. Falls seine Suggestionen körperliche Reaktionen bei ihr hervorrufen konnten, war es durchaus denkbar, dass er die Macht besaß, sie glauben zu machen, den Geist zu spüren.
    Bedeutete das nicht, dass die Berührungen im übertragenen Sinn die seinen waren? Oder wollte sie das nur glauben, weil sie hoffte, ihn ebenfalls nicht kalt gelassen zu haben?
    Nubilus kam auf sie zugeeilt. «Die Show hat lange gedauert. Ich habe mir Sorgen gemacht. Aber ich sollte hier draußen warten, also habe ich gewartet und bin Patrouille gelaufen, dabei ist das Viertel nachts so tot, als würden die Leute hier noch an die Geisterstunde glauben und sich nicht trauen ...» Plötzlich stockte er. Seine Nasenflügel bewegten sich kaum merklich, als er schnupperte. «Aggressionen! Gab es Ärger? Heilige Scheiße, es gab Ärger, nicht wahr? Und ich stand auf der Straße wie diese blöde Pappfigur am Eingang.» Er raufte sich die kurzen, braunen Haare. «Ich hätte mit euch reingehen sollen. Das hätte ich tun sollen! Geht es euch gut? Ist alles in Ordnung? Lupus? Nanouk, du riechst verschwitzt und erschöpft.»
    «Danke, das ist genau das, was eine Frau hören will.» Sie wollte gerade in den Ärmel ihres Parkas schlüpfen, als Nubilus ihn ihr aus den Händen riss.
    Ganz Gentleman hielt er ihn ihr hin. «Es tut mir leid, so leid. Ich werde dich nie wieder allein lassen. Versprochen!»
    «Bitte, tu mir das nicht an, Nubi», sagte sie sarkastisch. Nanouk lachte und das Lachen war befreiend.
    Vier
    Hier spukt das Böse, hatte jemand in die Holzzarge der Eingangstür geritzt.
    Claw konnte darüber nur lachen. Er glaubte weder an Geister noch an Zauberei, sondern fühlte sich geerdet, deshalb konnte er auch nicht fassen, was Lupus ihm am Telefon erzählt hatte. Nachdem er mit Tala vom Wrangell-St. Elias Nationalpark nach Anchorage heimgekehrt war, fuhr er nicht als erstes nach Hause, sondern auf direktem Weg ins Knik River Valley, um sich mit seinem Rudel zu treffen.
    Er hatte die Hütte ausgewählt, weil sie abgelegen lag und alle Menschen – bis auf ein paar sensationslüsterne Touristen und
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