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Alphavampir

Titel: Alphavampir
Autoren: Sandra Henke
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beiden Frauen? Auch das Publikum war fasziniert. Mit glänzenden Augen beobachtete es, wie die geisterhafte Erscheinung Nanouk verführte, obwohl das eigentlich unmöglich war.
    Nanouk spürte Zähne an ihren Ohrläppchen, hauchzarte Berührungen an ihren Brustspitzen und einen Finger zwischen ihren Schenkeln, der die Naht ihrer Hose nachzog, was ihr ein Stöhnen entrang, das glücklicherweise nur Kristobal mitbekam. Sein Mund stand ein Stück weit offen, als würde er nach Luft ringen. Verlangend starrte er Nanouk an, fast so, als wollte er jeden Moment eingreifen, sie von der Fremden wegziehen und die Verführung eigenhändig weiterführen.
    Plötzlich war die Musik zu Ende. Eine unheimliche Stille trat ein. Sprachlos saßen die Zuschauer auf ihren Stühlen und starrten staunend auf den Geist hinter Nanouk. Nach einer Weile seufzten sie und sackten in sich zusammen. Sie tuschelten aufgeregt. Der erste applaudierte und nach und nach stiegen die anderen mit ein.
    Der Spuk war vorbei. Nanouk wandte sich um und fand ihre Annahme bestätigt. Die Geistererscheinung war verschwunden. Zurück blieb das Kribbeln auf ihrer Haut, das Pochen zwischen ihren Schenkeln und Kristobals hungriger Blick.
    Kristobal gab sie frei. Augenblicklich stürmte Nanouk zu ihm und holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu geben, doch er fing ihre Hand ab und hielt ihr Handgelenk fest. Das Publikum grölte. Es amüsierte sich königlich über das Schauspiel, das sich ihnen bot, und es klatschte noch frenetischer.
    Kristobal neigte sich zu ihr herunter, doch anstatt zurückzuweichen, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und signalisierte mit ihrer Köperhaltung, dass er sie mit seiner Showeinlage nicht eingeschüchtert hatte. «Wag’ es und du wirst es bitter bereuen!»
    «Dachtest du etwa, ich wollte dich küssen?» Er legte den Kopf schief. «Für mich macht es eher den Anschein, als würdest du mir deine appetitlichen Lippen feilbieten.»
    «Unter diesen Lippen wartet ein Wolfsgebiss auf dich.» Um sich lustig über ihn zu machen, fügte sie hinzu: «Vampir.»
    «Ich habe dir unsere wahre Natur nur offenbart, um euch zu warnen, Nanouk. Lasst uns in Ruhe, wie wir euch in Ruhe lassen. Kommt nie wieder in unsere Vorstellung.»
    Er schien ernsthaft zu glauben, ein Blutsauger zu sein. Wieso winselte ihre Timberwölfin bei dem Gedanken, ihn nie wieder zu sehen? Sie war eine Kämpferin, kein unterwürfiges Weibchen! «Dann muss Pavel aufhören, sich öffentlich zu verwandeln.»
    «Niemand sagt uns, was wir zu tun und zu lassen haben.» Er kam noch etwas näher.
    Nanouks Mund prickelte sehnsüchtig. «Dann haben wir ein Problem.»
    «Das haben wir wohl.» Eindringlich und todernst sah er sie an, als wollte er sie mit seinem Blick töten, aber sie spürte nicht, dass er erneut Einfluss auf sie nahm.
    Nanouk riss sich los und stürmte von der Bühne. Genug mit diesem Theater! Sie hatte herausgefunden, wozu sie gekommen war. Pavel war wahrhaftig ein Werwolf und er brachte das Rudel in Gefahr.
    Die Zuschauer, die inzwischen von ihren Plätzen aufgestanden waren und aus dem Saal gingen, um im Vorraum ihre Jacken und Mäntel zu holen, versuchten mit Nanouk ins Gespräch zu kommen, aber sie ignorierte sie und bahnte sich einen Weg zu Lupus.
    Sie war stinksauer. Kristobal hatte sie aus der Bahn geworfen. Er hatte sie manipuliert, war sogar in ihr Inneres, zu ihrer Wölfin vorgedrungen, und hatte sie vor den Zuschauern bloßgestellt. Am liebsten hätte sie ihn in Stücke gerissen! Oder so heftig gevögelt, dass er um Gnade flehen würde.
    Wütend stapfte sie durch die Menge. Ihre Rudelgefährten dachten, nichts könnte Nanouk umhauen oder auch nur aus dem Gleichgewicht werfen, weil sie stark und selbstbewusst auftrat und vollkommen eins mit ihrem Tier war. Aber in Wahrheit war sie nicht einmal stark genug die Beziehung zu ihrem Volk, den Inuit, aufrechtzuerhalten.
    Als der Werwolf, der ihr Leben veränderte, auf die Buffin-Inseln kam, weil Claw ihn auf die Suche nach anderen Rudeln geschickt hatte, verliebten sie sich. Er vertraute sich ihr an, worauf sie ihn bat, sie zu infizieren, weil sie sich in Iqaluit gefangen fühlte. Sie war jung und wollte etwas erleben und nicht ständig von ihrer Tante hören, dass man alle modernen Einflüsse aus dem Nunavat Territorium, in dem sie lebten und das von den Inuit selbst verwaltet wurde, fernhalten musste.
    Nachdem sie zum Werwolf geworden war, folgte sie ihrem Geliebten nach Anchorage und riss alle Brücken hinter sich
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