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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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inzwischen erhoben hatte und von Rufus das restliche Kartenspiel in Empfang nahm, dankbar zu. Ihre Wölfin hatte sich tief in sie zurückgezogen, denn ihr schwante Übles. Claw war sauer, so viel stand fest. Weil sie eigenmächtig gehandelt hatte und ihn hatte warten lassen. Aber es konnte noch schlimmer kommen. Was war, wenn er sie und Kristobal durch das Fenster beim Liebesspiel beobachtet und deshalb das Nostalgia nicht gestürmt hatte? Oder hatte er lediglich das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen dem Rudel und den Vampiren nicht überstrapazieren wollen, indem er ungebeten das Theater betrat? Die Situation konnte leicht eskalieren.
    Bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, nahm sie seine Jacke von einem Stuhl in der ersten Sitzreihe und reichte sie ihm. «Wir gehen.»
    «Hier ist es toll. Findest du nicht auch?», sagte er euphorisch und zog sich an. «Wie in einer anderen Welt.»
    «Das ist eine andere Welt ... ein anderes Revier, das der Vampire.» Ihre Stimme klang gepresst. Nanouk ging in den Korridor voraus. Noch überwand sie sich nicht, ihre dicke Outdoor-Jacke anzuziehen, da es viel zu heiß im Kern des Gebäudes war.
    Als sie nach rechts abbiegen wollte, hielt Adamo sie davon ab. «Er hat vor dem Vordereingang geparkt.»
    «Nubilus?» Sie drehte sich auf dem Absatz um. Ihre Sohlen quietschten auf den schwarzroten Bodenfliesen.
    Rufus ging mit Adamo voraus und sagte über seine Schulter hinweg: «Dort ist es heller. Die Straßenlaternen hinter dem Theater sind fast alle kaputt.»
    Nubi war ein Held! Nanouk schüttelte verständnislos ihren Kopf und folgte den beiden Jungen. Ein Mann wie ein Bär, der die übernatürliche Kraft eines Werwolfes in sich trug, hatte Angst vor der Dunkelheit.
    Erstaunt musterte Nanouk Rufus und Adamo. Sie unterhielten sich lautstark über Zaubertricks. Als wären sie Menschen. Als würden die Zeichen nicht auf Krieg stehen und sie womöglich bald gegeneinander kämpfen müssen, dabei waren sie bei der missglückten Verhandlung im Krematorium dabei gewesen. Sie waren so vergesslich, so gedankenlos. Für sie war der Konflikt beneidenswert einfach beizulegen.
    Während Nanouk Blicke aus der Dunkelheit spürte und einige modrige Körpergerüche wahrnahm, waren die Jungs völlig unbekümmert. Rufus fürchtete sich nicht davor, auf fremdem Gebiet zu wandeln, und Adamo störte es nicht, dass sein neuer Freund zu einer Spezies gehörte, der die dunkle Gemeinschaft eigentlich nicht freundschaftlich gesinnt war.
    Sie waren einfach zwei Jungen, die sich mochten. Verband sie, dass sie beide keine reinen Menschen waren? Ihr Alter? Oder ihre allzu offensichtlichen Makel? Der Junge mit dem Feuermal auf der Wange und der Teenager mit der Lippenspalte. Ihr Äußeres war nicht perfekt, aber sie konnten beide von einer Sekunde zur anderen zu Killern werden.
    Im Foyer angekommen drehte sich Rufus zu ihr um. Seine Brust schwoll vor Stolz an. «Adamo ist viel älter als ich und muss sich nie rasieren, ich aber schon seit einem Jahr!»
    «Vampire haben nun mal keine Haare, außer auf dem Kopf, Wimpern und Augenbrauen. Was kann ich dafür?» Adamos Schmollmund wirkte durch seine Hasenscharte verzerrt. Seine Zungenspitze stieß hervor, als würde er versuchen, den Spalt damit zu füllen oder ertasten, ob die Lücke noch vorhanden war.
    Deshalb war Kristobals Geschlecht also samtig glatt. Nanouk schämte sich für diesen unsittlichen Gedanken. Hoffentlich bemerkte Rufus nicht, dass sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Doch dann fiel ihr ein, dass Flaum auf Kristobals Brustkorb spross und sie bei ihm Bartstoppeln gefühlt hatte.
    Ein Schaben war zu hören. Nanouk konzentrierte ihre Sinne darauf. Von den Zwillingen war nichts zu sehen, aber die Blutsauger lauerten in den dunklen Ecken und Gängen. Wer wusste, was sie im Schilde führten!
    Doch es war nur eine Maus, Nanouk roch sie. Das Tier scharrte hinter der Theke der Garderobe. Als Nanouk in diese Richtung blickte, fiel ihr Blick auf den Ganzkörperspiegel neben dem Tresen. Rufus’ Spiegelbild knöpfte sich gerade die Jacke zu. Doch wo war Adamo? Eigentlich stand er unmittelbar neben ihm und drückte ihm ein Kartenspiel zum Üben in die Hand. Im Spiegel allerdings sah Nanouk nur ihren Rudelgefährten.
    Wie war das möglich? Nanouks Magen schmerzte, als hätte jemand sie in den Bauch geboxt. In der Kostümkammer hatte sie geglaubt, den Mythos widerlegt zu haben, dass Vampire kein Spiegelbild besaßen, denn Kristobal war eindeutig zu sehen

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