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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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infiziert?»
    «Ist das hier ein Interview?» Er stieß sich von der Wand ab.
    «Du hast mir schon so viel berichtet, nun kannst du mir auch noch das verraten.»
    «Ich hätte dir gar nichts sagen sollen.» Er stieß einen der Kleiderständer so fest an, dass er gegen einen anderen krachte. «Es war ein Fehler.»
    «Das wusstest du vorher.» Nanouk erinnerte sich, dass er gezögert hatte, doch am Ende hatte er ihr seine Geschichte erzählt. «Warum hast du es dann getan?»
    «Weil ich aus irgendeinem Grund möchte, dass du meine Entscheidungen nachvollziehen kannst.» Er hatte sie nicht angesehen, als er das gesagt hatte.
    Aus einem sentimentalen Grund? Sie hätte ihn in diesem Moment gern gespürt, aber er blieb, wo er war. Es freute sie, dass er nicht nur Sex mit ihr teilte, sondern auch seine Gedanken, obwohl es weiser gewesen wäre, wenn er diese für sich behalten hätte.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der ihre aufkeimenden Gefühle augenblicklich gefrieren ließ. Vielleicht war Kristobals Offenheit nur Taktik, denn seine Beichte änderte alles! Für die Verhandlungen, für das Rudel. Für sie? Er hatte erwähnt, dass Vampire keine offene Konfrontation suchen, wie es Werwölfe tun, sondern: «Vampire taktieren, intrigieren und schwächen – erst dann schlagen sie aus dem Hinterhalt zu.»
    Lag es nicht auf der Hand, dass er mit Waffen kämpfte, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen waren? Sie waren spitz, subtil und gefährlich – Worte. Mit seiner vermeintlichen Enthüllung hatte er einen Schutzwall um seine dunkle Gemeinschaft errichtet, dem Rudel Stolpersteine in den Weg gelegt, und gleich dahinter wartete eine Falle.
    Die Verführung, das Geständnis... das alles gehörte zu seinem Trick. Er spielte nur, das alles war Show, wie das Fallbeil und der Colt. Das Leben war seine Bühne und Nanouk nur eine Statistin, die er in seine Darbietung einbaute. Zu allem Unglück sprach er die Wahrheit, das roch sie.
    «Jarek war es. Er hat mich erst zum Gestaltwandler und dann zum Vampir gemacht und wurde zu meinem engsten Vertrauten.» Endlich drehte Kristobal sich zu ihr um. «Warum bist du ein Werwolf geworden?»
    «Weil ich es ebenfalls wollte, und es ist das einzige in meinem Leben, das ich nie bereut habe», sagte sie schnippisch in Anspielung auf die Vereinigung mit ihm.
    Nanouk griff ihre Jacke, verließ den Raum und machte die Tür fest hinter sich zu. Sie knallte sie nicht zu, denn das wäre kindisch gewesen, aber sie drückte die Klinke nicht herunter, sondern zog die Tür geräuschvoll ins Schloss, um ihren Unmut zu zeigen. Fast hatte sie geglaubt, dass Kristobal etwas für sie empfand, doch sie hatte die Wahrheit rechtzeitig erkannt. Ein Mann würde nicht ihr Untergang sein! Und die Vampire nicht das Ende für das Anchorage-Werwolf-Rudel bedeuten.
    So mussten sie sich wohl von heute an bezeichnen. Denn es gab andere Gestaltwandler dort draußen.
    Elf
    Als Nanouk auf dem Gang stand und gerade nach links zum Hinterausgang gehen wollte, roch sie einen Werwolf. Sie hielt ihre Nase in alle Richtungen und schnupperte. Vielleicht bekam sie doch noch die Möglichkeit, mit Pavel zu sprechen. Aber nein, der Geruch war kein fremder, sonder ihr sehr wohl bekannt, ja, sogar vertraut.
    Rufus war in der Nähe.
    Noch vor Kurzem hatte sie ihn den Kleinen genannt, doch diese Bezeichnung passte nicht mehr zu ihm. Er war an dem grausamen Erlebnis mit Dante gewachsen. Sein Gesicht war immer noch das eines Jungen, der an der Schwelle zum Jugendlichen stand, aber seine Haltung hatte sich geändert, seit er nur knapp dem Tod entronnen war. Er ging aufrechter, hielt ihrem Blick länger stand und drängte bei jeder Versammlung im Knik River Valley weiter nach vorne. Talas Anwesenheit tat ihm gut, sie stärkte ihn. Neben dem alten Lupus war Tala seine engste Vertraute.
    Aber was machte er in der Höhle des Löwen? Zudem allein? Nanouk witterte ausschließlich seine Fährte.
    Auf leisen Sohlen schlich sie nach rechts. Je näher sie Rufus kam, desto deutlicher war Lachen zu hören. Von Rufus und einer weiteren männlichen Person. Sie war erleichtert, dass es ihm gut ging. Die Vampire hatten ihn zumindest nicht gefangenen genommen. Aber mit wem war er zusammen?
    Sie nahm den zweiten Geruch erst wahr, als sie kurz vorm Eingang zur Bühne stand. Licht fiel von dort in den dunklen Korridor, es flackerte. Zwei schmächtige Schatten zuckten über die Wand, die gegenüber des Zugangs lag. Einen Menschen hätte Nanouk viel

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