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Alphavampir

Titel: Alphavampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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brauchte das nicht zu sehen, sein Gehör reichte vollkommen aus.
    «Es könnte ein Ablenkungsmanöver sein», warf Tala schnippisch ein, «um uns zu irritieren und zu schwächen.»
    «Der Alphavampir sagt die Wahrheit.»
    «Was macht dich so sicher?» Die Herausforderung, die in Talas Frage lag, hatte nicht nur etwas mit den Illusionisten zu tun, sondern bezog sich auch auf Nanouks Kompetenz innerhalb des Rudels. Das erste Mal wagte Tala es, ein ranghöheres Rudelmitglied zu kritisieren.
    Zu Claws Erstaunen ließ Nanouk sich nicht provozieren, und er fragte sich, ob das kein Schuldeingeständnis war. Was verheimlichte Nanouk?
    Sie holte wieder zu ihm auf. «Kristobal hätte mir das Geheimnis der Vampire nicht verraten müssen.»
    «Das stimmt.» Ein Hauch von Provokation lag in Talas Worte, als sie wissen wollte: «Wieso hat er sich also ausgerechnet dir offenbart?»
    Ein Knurren drang aus Claws Kehle, bevor er es zurückhalten konnte. Es passte ihm gar nicht, dass Kristobal nicht ihn, den Alphawolf, über die Vergangenheit der Illusionisten aufgeklärt hatte, sondern ein Rudelmitglied, das nicht einmal an zweiter oder dritter Stelle stand. Das war nicht richtig! Kristobal, der die Regeln der Werwölfe aus eigener Erfahrung kannte, hätte es besser wissen müssen. Entweder hatte er sich absichtlich darüber hinweggesetzt, um die Ordnung innerhalb des Rudel zu stören oder er war Nanouk gegenüber schwach geworden.
    Claw ärgerte sich mit jedem Schritt, den sie der Hütte näher kamen, mehr darüber, dass er in der letzten Nacht nicht ins Nostalgia Playhouse gestürmt war und Nanouk an den Haaren herausgezerrt hatte. Stattdessen hatte er vor dem Gebäude stundenlang gewartet, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen und als Alphaloser dazustehen, der sein Rudel nicht unter Kontrolle hatte. Es war falsch gewesen, Nanouk an der langen Leine zu halten. Weil sie sich so sehr zu Kristobal hingezogen fühlte, dass sie eigenmächtig Entscheidungen traf, um ihn zu sehen, und ihm vertraute, nahm Claw sich vor, sie mit Vorsicht zu genießen.
    Am liebsten hätte er Nanouk auf der Stelle umgeworfen und ihr Gesicht mit Schnee eingeseift, damit sie wieder klar denken konnte. Aber dann hätte Tala ihm das Fell über die Ohren gezogen. Er schaute kurz zu ihr zurück und überlegte, ob er es riskieren sollte. Durch ihre Eifersucht kam ihr Temperament zum Vorschein. Das erregte ihn ungemein!
    Er verwarf den Gedanken wieder. Wenn sie ihn angriff, würde er sie unterwerfen – und sich mit ihr vereinen wollen. Dazu war jetzt keine Zeit. Sehnsüchtig pochte es zwischen seinen Beinen.
    Doch schon im nächsten Moment war jegliche Erregung verflogen. Er stampfte wütend auf und rannte los. Seine Boots trieben Schnee vor sich her. Er schnaufte, nicht vor Anstrengung, sondern vor Empörung. Vor den verkohlten Überresten der Hütte blieb er stehen. Aufgeregt schnupperte er. Der Brand lag nur wenige Stunden zurück. Benzingas stieg noch immer von der Asche auf. Eine menschliche Nase hätte den Geruch nicht wahrgenommen, aber für ihn als Werwolf war er beißend.
    Claws Timberwolf trat dicht an die Oberfläche.
    Der größte Teil ihres Versammlungsortes war zerstört. Wie viele Male war er den Weg durch den Wald gegangen, um sich an sein Rudel zu wenden? Wie viele Jahre hatten sie sich hier getroffen, Pläne geschmiedet und debattiert?
    Wütend trat er gegen eine Latte, die aus der Asche herausragte. Sie brach ab, wurde durch Claws Kraft über die Ecke des Fundaments getrieben und landete im Schnee.
    Dieser Ort gehörte dem Rudel! Es war wie ein Ritus gewesen, im Valley zusammenzukommen, im Wald, dort, wo das Tier in ihnen hingehörte und sich heimisch fühlte, selbst wenn die Werwölfe in Menschengestalt blieben. Wollte ihm jemand – das Schicksal oder die Menschen – ein Zeichen schicken, dass das Rudel entdeckt werden würde oder schon aufgeflogen war?
    Tala trat neben ihn. «Wir könnten die Hütte wieder aufbauen.»
    «Wohl kaum.» Die Sanftheit, mit der sie sprach, besänftigte ihn ein wenig, auch wenn ihr Vorschlag naiv war. «Die Leute würden neugierig werden und uns auflauern.»
    Ihre Hand streifte kurz seinen Rücken. Er stand unter Strom und sie kannte ihn bereits gut genug, um ihn in dieser Situation nicht zu bedrängen. «Wir werden einen neuen Versammlungsort finden.»
    Bevor er antworten konnte, klingelte ihr Handy. Schuldbewusst sah sie ihn an, denn die Regeln besagten, dass Mobiltelefone ausgeschaltet sein mussten, um die

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