Alphawolf
sind wie er», krächzte der Indianer heiser.
Obwohl es einige Tage her sein musste, dass er Alkohol getrunken hatte, konnte Claw den Fusel noch riechen. Jede seiner Poren verströmte den beißenden Gestank, er musste regelmäßig trinken.
«Nein, bin ich ganz und gar nicht. Im Gegensatz zu ihm bin ich noch bei Sinnen.» Claw sprach die Worte so entschlossen aus, dass der Mann zusammenzuckte. Der Werwolf ging zum Fenster und schaute hinaus, um zu prüfen, ob der Schnee um das Gebäude herum so hoch war, dass er im Notfall den Fremden aus dem Fenster werfen konnte wie den ersten Schamanen, aber das Risiko war aufgrund der Höhe zu groß. «Von welchem Stamm sind Sie?»
Der Mann rieb seine Handgelenke. «Athabascan. Ich war früher mal ihr Schamane.»
Kapitel 26
«Mein Name ist Papewas.» Stolz und Traurigkeit schwangen gleichzeitig in seiner Stimme mit. Spöttisch fügte er hinzu: «Das bedeutet glücklicher Mann.»
«Früher?» Claw entdeckte außen am Haus eine Regenrinne, aber sie war vereist.
Unter ihnen brach das Rohr, das die Schwingtüren verschloss. Dante gab ein kriegerisches Wolfsgeheul von sich.
«Ich bin an allem schuld.» Der Indianer schluchzte. Dicke Tränen liefen über die Narbenwülste auf seinen Wangen. «Ich habe dieses Monster erschaffen –» Er brach ab, weil er sich bewusst wurde, dass sein Retter ebenfalls eine Bestie war.
Dante stapfte die Treppe herauf. Dann war es auf einmal still. Was hatte er vor?
Claw öffnete das Fenster und rüttelte an dem Rohr. Nicht sehr vertrauenswürdig. «Ich habe mich selbst erschaffen, um Dante zu töten, und ich besitze einen menschlichen Anker. Eine Frau, die ich liebe und die mich liebt. Sie wird mir helfen, wieder einᅠ...», beinahe hätte er Werwolf gesagt, «Mensch zu werden.»
«Ich weiß, was ihr seid. Werwölfe.»
Mit zusammengekniffenen Augen sah Claw ihn an. Dieser Mann wusste eindeutig zu viel. Aber er hatte all die Jahre geschwiegen, daher ging der Alpha davon aus, dass er es auch weiterhin tat.
Papewas fuhr fort: «Dante hatte mich gezwungen, die Schwitzhüttenzeremonie mit ihm durchzuführen, um den Wolf in ihm loszuwerden. Doch das Experiment ging schief. Vielleicht weil er keinen Anker hatte wie Sie, ja, das könnte sein.»
Es muss so sein, dachte Claw, denn sonst würde er sich selbst umbringen, bevor er den Verstand verlor wie Dante.
«Aus Rache zerfetzte er jeden Zentimeter meines Körpers mit seinen Klauen, bis ich blutüberströmt dalag und er davon ausging, ich sei tot.» Der Indianer hörte auf zu weinen, sein Blick war leer. «Meine Stammesbrüder fanden mich. Sie retteten meinen Körper, aber meine Seele war zerstört. Ich verließ meinen Stamm. Nun hat das Monster mich zurückgeholt, weil es erfuhr, dass ich noch lebe. Er meint, ich wäre so etwas wie sein Talisman. Ich wäre beim ersten Mal dabei gewesen, also muss ich jetzt auch anwesend sein. Vorher wollte er mich noch ein wenig leiden lassen für das, was ich ihm angeblich angetan habe.»
Claw zog seine Krallen ein und legte seine Hand auf Papewas Schulter. «Der Albtraum ist vorbei. Ich werde Sie retten.»
«Ich muss dafür büßen, dass ich dabei geholfen habe, etwas Grausames zu erschaffen. Kümmern Sie sich lieber um die anderen.»
«Ich habe bereits einem Schamanen bei der Flucht geholfen», sagte Claw und nahm seine Hand weg. Hatte er soeben ein Geräusch gehört? Er spitzte seine Ohren. Ja, Dante pirschte sich heran. «Es dürfte daher nur noch einer übrig sein, und ein Rotwolf.»
«Nein, nein, es sind noch drei weitere Schamanen im Kellerlager eingesperrt: einer vom Stamm der Aleuten, mein Nachfolger bei den Athabascan und einer von den Yup’ik. Sie bereiten die Zeremonie vor. Einen Wolf habe ich nicht gesehen.»
Verdammt, was hatte Dante mit Rufus angestellt? Claw machte sich große Sorgen.
Er zog Papewas auf die Füße, griff den Quilt, der als Tagesdecke auf dem Bett lag, und zerrte den Mann zum Fenster. Prüfend warf er einen Blick über die Schulter.
Dante tauchte im Türrahmen auf. Wieso grinste er? Es ging ihm nicht um den Indianer, sondern er schaute Claw an, als hätte er etwas ausgeheckt.
Hastig öffnete Claw das Fenster, hob Papewas auf das Sims und drückte ihm die Steppdecke in die Hand. «Halten Sie sich an der Regenrinne fest und klettern Sie runter. Sofort!»
Die Hoffnungslosigkeit wich aus den Augen des Mannes, nun da er das Tor in die Freiheit vor der Nase hatte. Eben noch hatte er sich in sein Schicksal ergeben, weil er keinen
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