Alphawolf
hörte sich an, als würden sie brechen, weil sie vereist waren. Er krümmte sich unter Schmerzen, die ihn krampfartig erfassten. Seine eben noch bleiche Haut färbte sich krebsrot.
Just in dem Moment, in dem er seine Qual herausschrie, zerschmetterte Dante brüllend die Tür, die in den Keller führte, und übertönte somit Rufus.
Claw eilte aus der Schwitzhütte und stellte sich breitbeinig hinter die Feuerstelle. «Komm nur. Ich warte auf dich.»
Auf allen vieren jagte Dante die Treppe herunter. Er nutzte den Schwung und sprang über das Feuer hinweg. Claw hob seine Arme hoch und wollte ihn abwehren, in dem er ihn zur Seite stieß, aber Dante erwischte ihn an der Schulter, er krallte sich in Claws Fleisch und riss ihn mit zu Boden.
Schmerzerfüllt jaulte Claw auf.
Im nächsten Moment rollten sie auch schon über den kalten Lehmboden. Abwechselnd gewannen sie die Oberhand, aber Claw gab sich damit vorerst zufrieden, denn er bemerkte, wie die Indianer den Raum einer nach dem anderen verließen.
Erst nachdem sie fort waren, befreite er sich von Dante, indem er sich von ihm losriss, wohl wissend, dass dessen Krallen eine tiefe Fleischwunde hinterlassen würden. Blut floss seinen Arm hinab und verfing sich in seinem Fell.
Er ließ sich auf ein Knie herunter, um sich zu sammeln und zu Atem zu kommen, und schaute seinen Gegner von unten herauf finster an.
«Herrje, bist du aber empfindlich.» Lächelnd musterte Dante die Wunde. Es lag ein grausamer Hunger in seinem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass er Claw bei der nächstbesten Möglichkeit zerfleischen würde.
Claw knurrte drohend. Er ließ seine Muskeln spielen, drückte dabei das Blut aus der Wunde und zeigte seinem Feind, dass diese lächerlichen Kratzer ihn nicht beeinträchtigten.
Plötzlich rannte Rufus in Gestalt des Rotwolfs aus der Schwitzhütte in Richtung Ausgang.
Dante sah ihn – und stürzte sich auf ihn. Zumindest versuchte er es, denn Claw war schneller. Da er Dante nicht rechtzeitig erreichen konnte, um ihn beiseitezustoßen, warf er sich auf Rufus und vergrub ihn unter sich. Claw schützte ihn mit seinem Körper. Dante prallte ungebremst auf ihn, doch er hielt dem Koloss stand, schirmte Rufus mit aller Kraft ab, damit sein Gewicht und das von Dante ihn nicht erdrückten.
Einen Atemzug später schnappte Dantes gigantischer Kiefer zu. Er biss in Claws Nacken, hielt ihn zuerst einige Sekunden fest und schleuderte ihn dann von einer Seite zur anderen, um sein Genick zu brechen. Mit den Pranken wehrte er Claws Widerstand ab.
Claw sah seine Felle wegschwimmen. In dieser Position konnte er mit seinen Krallen nicht die Körperstellen an Dante erreichen, die er verletzen musste, um ihn zu schwächen. Wenn er gleichzeitig kämpfen und Rufus beschützen musste, würde er untergehen. Er musste den Jungen aufgeben, nur dann konnte er zurückschlagen. Aber das wollte er unter keinen Umständen. Rufus stand unter seinem Schutz. Er war der Alphawolf, es war seine Aufgabe, ihn heil aus dem Gebäude herauszubringen.
Seine Kräfte schwanden, seine Gegenwehr wurde schwächer. Dantes Fangzähne bohrten sich immer tiefer in seinen Nacken. Der Schmerz war stark, aber er ließ sich nicht von der Qual überwältigen, sondern würde bis zur letzten Minute kämpfen.
Unter ihm winselte der Rotwolf. Er war noch zu schwach, um ihm zu helfen, und Claw hätte das auch nicht gewollt.
Unerwartet löste Dante den Biss. Er brüllte, als wäre er von Sinnen. Er ließ sich zu Boden fallen und wälzte sich auf dem Lehmboden. Das Fell auf seinem Rücken stand in Flammen. Jaulend und wimmernd versuchte er es zu löschen, indem er hin und her rollte.
Im Türrahmen stand Chankoowashtay mit seiner Fackel. Er begegnete Claws Blick, nickte ihm zu und lief die Treppe hoch ins Obergeschoss. Der Schamane der Athabascan war in die Höhle des Löwen zurückgekehrt und hatte Dantes Fell angezündet, um Claw zu helfen, wie der Alpha ihm geholfen hatte.
Claw stand auf. Unter ihm schoss Rufus hervor und rannte aus dem Keller, so schnell ihn seine vier Pfoten tragen konnten.
Kaum war er verschwunden, hatte Dante sich auch schon wieder gefangen. Das Feuer in seinem Fell war gelöscht, seine Haut stank verbrannt. Claw rümpfte seine Nase.
«Du bist wirklich empfindlich. Aber ich kenne deine empfindlichste Stelle.» Dante spreizte seine Arme vom Körper ab, eine machohafte Geste der Überheblichkeit. «Sie befindet sich in deinem Herzen und ist trotzdem nicht Teil deines
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